Bei der Analyse eines epischen Textes werden die erzählerischen Mittel betrachtet. Es wird also untersucht, auf welche Weise etwas dargestellt wird. Die erzählerischen Mittel lassen sich in drei Kategorien einordnen: Zeit, Modus und Stimme.
Zeit
Der Akt des Erzählens ist genauso ein zeitliches Phänomen wie das Erzählte. Bei der Analyse wird die Zeit des Erzählens mit der Zeit der Erzählung in ein Verhältnis gesetzt. Hierbei kann man den drei Analyseaspekten nach Genette folgen: Ordnung, Dauer und Frequenz.
Ordnung
Bei der Analyse der Ordnung wird die Reihenfolge von Geschehnissen in der Erzählzeit und erzählten Zeit betrachtet. Diese muss nicht immer übereinstimmen. Die chronologische Ordnung der erzählten Zeit kann vom Erzähler umgestellt werden. Wenn das der Fall ist, wird von einer Anachronie gesprochen.
- Analepse: Die nachträgliche Erzählung eines Ereignisses. Die Erzählung hat die Form einer Rückblende.
- Prolepse: Die vorwegnehmende Erzählung eines Ereignisses. Zum Zeitpunkt der Erzählung liegt das Ereignis noch in der Zukunft. Die Erzählung hat die Form einer Vorausdeutung.
Dauer
Bei der Analyse der Dauer wird die Geschwindigkeit der Erzählzeit im Verhältnis zu der erzählten Zeit betrachtet. Es gibt fünf Formen der Erzählgeschwindigkeit.
- Zeitdeckendes Erzählen / Szene: Die Dauer von erzählter Zeit und Erzählzeit stimmen überein. Möglich ist dies eigentlich nur beim szenischen Erzählen.
- Zeitdehnendes Erzählen / Dehnung: Die Erzählzeit ist länger als die erzählte Zeit, zum Beispiel durch lange Beschreibungen.
- Zeitraffendes Erzählen / Raffung: Die Erzählzeit ist kürzer als die erzählte Zeit. Beispiel: „Sie redeten stundenlang.“
- Zeitsprung / Ellipse: Ein Zeitraum der erzählten Zeit wird in der Erzählzeit ausgelassen. Beispiel: „Ein Jahr später“
- Pause: Die erzählte Zeit steht still, während die Erzählzeit weiterläuft, zum Beispiel bei einem Kommentar des Erzählers.
Frequenz
Bei der Analyse der Frequenz wird die Häufigkeit der Erzählung eines Ereignisses betrachtet. Es gibt drei Typen von Wiederholungsbeziehungen.
- Singulative Erzählung: Ein Ereignis wird genauso oft erzählt, wie es sich ereignet.
- repetitive Erzählung: Ein einmaliges Ereignis wird wiederholt erzählt.
- iterative Erzählung: Ein sich wiederholendes Ereignis wird einmal erzählt.
Modus
Unter der Kategorie des Modus sind der Grad der Mitteilbarkeit und die Perspektivierung des Erzählten zusammengefasst. Untersucht wird hier die Distanz und die Fokalisierung.
Distanz
Bei der Analyse der Distanz wird untersucht, wie mittelbar erzählt wird. Je näher man sich am erzählten Geschehen zu befinden scheint, desto unmittelbarer ist es präsentiert.
Gesprochene Rede kann auf unterschiedliche Weise präsentiert werden. Von oben nach unten nehmen folgende Beispiele gesprochener Rede an Mittelbarkeit ab beziehungsweise an Unmittelbarkeit zu:
- Erwähnung des sprachlichen Akts: „Max sprach mit Marie.“
- Gesprächsbericht: „Max gestand Marie seine Liebe.“
- indirekte Rede: „Max sagte Marie, dass er sie liebte.“
- erlebte Rede: „Ja, er liebte sie!“
- direkte Rede: „Max sagte zu Marie: »Ich liebe dich.«
- autonome direkte Rede: „Ich liebe dich!“
Fokalisierung
Bei der Analyse der Fokalisierung wird untersucht, aus welcher Sicht erzählt wird. Hierbei gibt es drei Möglichkeiten der Fokalisierung.
- Nullfokalisierung (auktorialer Erzähler): Der Erzähler sagt/weiß mehr, als die Figur weiß.
- Interne Fokalisierung (aktorial): Der Erzähler sagt/weiß genauso viel, wie die Figur weiß.
- Externe Fokalisierung (neutral): Der Erzähler sagt/weiß weniger, als die Figur weiß.
Stimme
Die Kategorie der Stimme beschäftigt sich mit dem Erzähler. Hierbei wird untersucht, auf welcher Ebene erzählt wird und in welchem Maße der Erzähler am Geschehen beteiligt ist.
Ebene des Erzählens
Der Erzählakt kann in ein System von Ebenen unterteilt werden.
- Extradiegetische Ebene: Der Rahmenerzähler befindet sich grundsätzlich auf der extradiegetischen Ebene. Die Rahmenerzählung wird also als extradiegetisch bezeichnet.
- Intradiegetische Ebene: Innerhalb einer Erzählung kann eine Binnenerzählung auftreten, die nicht von dem extradiegetischen Erzähler stammt. Diese befindet sich dann auf der intradiegetischen Ebene. Wird beispielsweise von einer Person berichtet, die wiederum eine Geschichte erzählt, ist diese Geschichte intradiegetisch.
- Metadiegetische Ebene: Tritt innerhalb einer Binnenerzählung wiederum eine Binnenerzählung auf, befindet sich diese auf der metadiegetischen Ebene. Der Extradiegetische Erzähler berichtet von einem Intradiegetischen Erzähler, der von einem Metadiegetischen Erzähler berichtet.
- Metametadiegetische Ebene: Diese Aneinanderreihung von Binnenerzählungen lässt sich unendlich weiterführen. Für jede weitere Ebene wird eine weitere Metaebene aufgemacht.
Stellung des Erzählers zum Geschehen
Der Erzähler kann am Geschehen beteiligt oder unbeteiligt sein.
- Heterodiegetischer Erzähler: Der Erzähler ist kein Teil der erzählten Welt.
- Homodiegetischer Erzähler: Der Erzähler ist ein Teil der erzählten Welt.
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