Rhetorische Frage – Beispiele, Wirkung & Erklärung

Was ist eine Rhetorische Frage?

Die rhetorische Frage ist ein gängiges Stilmittel der Rhetorik. Rein strukturell unterscheidet sie sich nicht von einer gewöhnlichen Frage. Anders als bei dieser, wird bei der rhetorischen Frage vom Fragenden aber keine informative Antwort erwartet. Damit dient sie also nicht dazu, eine Information zu erhalten, sondern ebenjene zu vermitteln. Indem die Antwort als selbstverständlich dargestellt wird, hilft sie, die Meinung des Sprechers auszudrücken oder dessen Gegenüber zu überzeugen.

Beispiel:
A: „Ich bin gestern zu spät zur Arbeit gekommen.“
B: -„Habe ich dir nicht gesagt, dass du besser einen früheren Bus nehmen solltest?“

Gesprächspartner B erwartet hier nicht wirklich die Beantwortung seiner Frage. Genauso gut könnte er sagen: „Ich habe dir doch gesagt, dass du besser einen früheren Bus nehmen solltest.“. Beide Parteien wissen von diesem Sachverhalt, B möchte aber daran erinnern, um zu betonen, dass er Recht hatte.

Was ist die Wirkung der Rhetorischen Frage?

Bei der Verwendung einer rhetorischen Frage wird in der Regel eine zuvor getätigte Aussage oder Behauptung untermauert. Da der Fragende die Antwort bereits bestimmt, erzielt er eine Schlussfolgerung seines Gesprächspartners. Anstelle einer Information, versucht der Sprecher, Zustimmung zu erlangen.

„Du findest doch sicher auch, dass zu viel Müll am Straßenrand liegt, oder?“
Eine Frage am Ende einer längeren Ausführung verstärkt außerdem die Wirkung der Äußerung. Die Frageform erhöht die Aufmerksam des Zuhörers, er fühlt sich angesprochen und ist damit angeregt, vermehrt über den Sachverhalt nachzudenken.
In vielen Fällen soll der Zuhörer auch manipuliert werden. Die rhetorische Frage ist niemals neutral und immer etwas suggestiv. Gleichzeitig ist sie aber nicht so direkt wie eine Aussage und suggeriert eher unterschwellig eine Auffassung. Der Gegenüber wird somit leichter von einer Meinung überzeugt.

Eine rhetorische Frage kann auch eingesetzt werden, um zu provozieren („Hat da etwa jemand schlechte Laune?“) oder um Missfallen auszudrücken („Bring mir bitte ein Glas Wasser mit.“-„Sehe ich etwa aus wie dein Diener?“).

Wo werden Rhetorische Fragen verwendet?

Rhetorische Fragen begegnen uns in vielen Aspekten des Lebens, sowohl in verbaler als auch in schriftlicher Form.

Ein sehr bekanntes Beispiel sind politische Reden. Hier werden rhetorische Fragen verwendet, um das Volk von einer bestimmten Meinung oder einem bestimmten Politiker zu überzeugen. Beispielweise soll Missbilligung an aktuellen Zuständen oder von politischen Gegnern ausgedrückt werden. Durch die Fragen wird die Zuhörerschaft mit einbezogen und kann leichter überzeugt werden.

„Wie lange müssen wir denn noch dabei zu sehen, wie sich die Zustände verschlechtern?“
„Ist das denn noch mit den Prinzipien dieses Landes zu vereinbaren?“
In dieser gesprochenen Form wird oft bewusst eine Pause nach der Frage eingesetzt, um den Zuhörern Zeit zu geben, das gesagte zu verarbeiten und darüber nachzudenken.
Auch in Diskussionen oder Dialogen werden rhetorische Fragen oft eingesetzt, um genannte Argumente zu verstärken.

Dasselbe gilt für Argumentative Texte, wie etwa Kommentare. Hier stehen sie oft am Ende, um den Leser abschließend zum Nachdenken anzuregen.

Ein weiteres Feld, in dem rhetorische Fragen oft eingesetzt werden, ist Werbung und Marketing. In Kampagnen, auf Plakaten oder in TV-Werbespots sollen sie dazu beitragen, den Verbraucher vom beworbenen Produkt oder Konzept zu überzeugen. In einem Werbespot für Shampoo könnte es beispielsweise heißen: „Haben Sie auch genug von ständig trockenem Haar?“. Dadurch wird der Zuschauer aktiv miteinbezogen und dazu angeregt, das Produkt zu kaufen.

Nochmal zusammengefasst:

Rhetorische Fragen sind also Fragen, die statt eine informative Antwort zu erwarten, selbst eine Aussage übermitteln sollen. Sie werden genutzt, um die Aufmerksamkeit des Zuhörers zu erhöhen und ihn von einem Sachverhalt zu überzeugen und werden gezielt in Reden oder Literatur verwendet, aber auch ganz unbewusst im alltäglichen Miteinander.