Was ist ein Oxymoron? – Merkmale, Beispiele & Wirkung

Das Oxymoron ist ein Stilmittel, das sich aus Gegensätzen zusammensetzt. Sowohl einzelne Wörter als auch ganze Sätze können ein Oxymoron bilden. Der Kern des Stilmittels liegt im Kontrast, was man aus seinem griechischen Namen bereits ableiten kann. Der Name setzt sich zusammen aus oxys, was so viel wie scharf(sinnig) bedeutet und moros, was auf Griechisch dumm bedeutet. Ein bekanntes Beispiel für ein Oxymoron ist „bittersüß“.

Außerdem ist das Oxymoron eine autothematische Figur, sie „thematisiert sich selbst“. Diese Figur drückt in ihrer Wortgestalt bereits das aus, was sie bedeutet.

Die Eigenschaften des Oxymorons

Durch die intrinsische Gegensätzlichkeit des Oxymorons ist es möglich mehrdeutige, vielschichtige und widersprüchliche Sachverhalte darzustellen. Das Stilmittel ist deshalb nicht nur in der Lyrik zu finden, sondern auch ein sehr beliebtes Stilmittel in der Werbung. Durch Oxymora kann man ausdrücken, dass Sachverhalte beispielsweise verboten, aber trotzdem gut sind. Oder ein beworbenes Produkt nicht gesund ist, aber trotzdem begehrenswert.

Durch die Verwendung des Oxymorons wird die Aufmerksamkeit angezogen. Ein widersprüchlicher Begriff, der einen bestehenden Sachverhalt beschreibt, verschafft dem Gesagten oder Geschriebenen mehr Wirkung.

Berühmte Beispiele:

• „Diese Fülle hat mich arm gemacht“ (Ovid: „Metamorphosen III“)
• „ehemalige Zukunft“ (Ödön von Horváth: „Jugend ohne Gott“)
• „Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke“ (George Orwell: „1984“)
• Sachliche Romanze (Erich Kästner)
• „schwarze Milch der Frühe, wir trinken dich abends“ (Paul Celan: „Todesfuge“)
• „unsichtbar sichtbar“ (Johann Wolfgang von Goethe: „Faust I“)

Alltagsbeispiele:

• die Hassliebe
• der geliebte Feind
• die Quadratur des Kreises
• das offene Geheimnis
• das laute Schweigen
• der stumme Schrei

Die Wirkung des Oxymorons

Gerade durch den Gegensatz des Zusammengefügten sticht ein Oxymoron hervor. Der Leser stolpert sozusagen über dieses Stilmittel, wodurch es natürlich im Gedächtnis bleibt.
Je widersprüchlicher die Wort- oder Satzpaare, umso größer die Wirkung dieser rhetorischen Figur.

In der Literaturgeschichte wurde das Oxymoron oft auch bei heiteren, lustigen Texten verwendet und vom Volksmund gerne aufgenommen. Ein gutes und bekanntes Beispiel hierfür ist das Scherzgedicht:

„Dunkel war’s, der Mond schien helle,
Schneebedeckt die grüne Flur,
Als ein Auto blitzesschnelle
Langsam um die Ecke fuhr.“

Dieses Gedicht wurde seit seiner Erstveröffentlichung zahlreichen namhaften Autoren zugeschrieben, am häufigsten wohl Christian Morgenstern. Viel wahrscheinlicher ist aber, dass es aus dem sächsischen Volksmund entstammt. Dieses Gedicht bietet nicht nur zahlreiche Beispiele für Oxymora, sondern zeigt auch deutlich die Wirkung des Stilmittels auf.

Verwandte Stilmittel

Der Pleonasmus. Hier werden zwei oder mehr sinngleiche Wörter verwendet, um einen Sachverhalt zu beschreiben. Beispiel: stillschweigend.

Das Paradoxon. Dieses Stilmittel wird oft mit dem Oxymoron verwechselt, beschreibt aber nur einen scheinbaren Widerspruch. Beispiel: Weniger ist mehr.