Mit rhetorischen Stilmitteln ist es möglich, jeden Text aufzuwerten. Diese lassen sich in der Oberstufe der weiterführenden Schule einsetzen, auch bei Hausarbeiten an der Universität werden rhetorische Stilmittel gern gesehen und sorgen für Extra-Punkte. Aber auch beim Bloggen oder dem Schreiben von Ratgebertexten und Pressemitteilungen können Stilmittel förderlich sein, damit der komplette Text bis zum Ende gelesen wird! In diesem Artikel stellen wir Ihnen die häufigsten stilistischen Elemente vor, die einen Text interessant werden lassen und beim Leser dafür sorgen, dass er bei der Stange bleibt.
Der Einsatz rhetorischer Stilmittel ist dabei keinesfalls neu! Bereits in der Antike, also vor rund 2.000 Jahren, fanden einige Stilmittel bereits Anwendung bei Cicero, Sokrates oder Platon. Komplexe Konstrukte wie das elegische Distichon gibt es im Deutschen jedoch nicht, anstatt einzelne Silben abzuzählen, wird in der deutschen Sprache auf verschiedene andere Methoden Wert gelegt, die wir Ihnen nun etwas näher bringen möchten.
Abstraktes begreifbar machen mit der Allegorie
Die Allegorie als rhetorisches Stilmittel wird eingesetzt, um abstrakte oder unwirkliche Sachverhalte greifbar zu machen. Es gilt der Grundsatz, dass durch die Allegorie das Allgemeine im Besonderen dargestellt wird. Wörtlich übersetzt bedeutet die Allegorie im Deutschen, dass etwas verschleiert wird. Der Leser muss den verschlüsselten Sachverhalt zunächst in der Allegorie erkennen, anschließend für sich selbst den Sinn entschlüsseln. Es kann eine Allegorie im zu analysierenden Text vorliegen, wenn verschiedene Metaphern aneinandergereiht werden. Dabei ist es jedoch nicht zwingend nötig, dass diese Metaphern in aufeinanderfolgenden Sätzen stehen. Eine Allegorie kann sich durchaus über mehrere Absätze oder durch den gesamten Text ziehen. In der bildlichen Allegorie lassen sich abstrakte, nicht greifbare Begriffe wie Glück oder Liebe begreifbar machen, bei der Deutung literarischer Werke treffen wir häufig auf sprachliche Allegorien. Bereits in der Antike wurden Schriften chiffriert, sie besagten also etwas ganz anderes, als wirklich mit Worten dargestellt wurde. Ein schönes Beispiel für Allegorien, Metaphern und Personifikationen ist „Carmen II“ (Der Sperling) aus der antiken, erotischen Lyrik von Catull (1. Jhd. v. Chr.). [https://www.gottwein.de/Lat/catull/catull002.php]
Eine Alliteration besteht aus mindestens zwei Worten
Unter dem rhetorischen Stilmittel der Alliteration werden aufeinander folgende Worte verstanden, die mit dem gleichen Anfangsbuchstaben beginnen. Bereits im Lateinischen ist die berühmte Phrase „veni, vidi, vici“ eine der bekanntesten Alliterationen. Dieser Spruch bedeutet im Deutschen sinngemäß so viel wie „ich kam, sah und siegte“ und wird häufig verwendet, um den römischen Kriegsherrn Gaius Julius Caesar zu zitieren, auf dessen Nachnamen übrigens auch das deutsche Wort „Kaiser“ zurückzuführen ist.
Weitere geläufige Alliterationen sind im Deutschen:
– Fischers Fritz fischt frische Fische (volkstümlicher Zungenbrecher für Kinder)
– bei Nacht und Nebel
– der frühe Vogel fängt den Wurm (selber Anfangslaut, trotz unterschiedlicher Schreibweise!)
– Haus und Hof
– Bimmelbahn
Auch im Märchen finden sich Alliterationen, so etwa in dem Vers bei Hänsel und Gretel: „Knusper, knusper, Knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen?“. Aber auch im volkstümlichen Abzählreim „Ene, mene, miste, es rappelt in der Kiste“ findet sich eine angewandte Alliteration.
Die Anapher beschreibt eine gewollte Wortwiederholung
Bei der Verwendung der Anapher ist besondere Vorsicht geboten. Vor allem Oberschullehrer sehen es nicht gerne, wenn jeder Satz mit demselben Wort beginnt. Wer eine Anapher einsetzen möchte, leitet jeden Vers mit dem gleichen Wort oder demselben Satzteil ein. Beispiele für Anaphern sind zum Beispiel bei „Der Fischer“ von Goethe zu finden: Das Wasser rauscht, das Wasser schwoll. Vor allem bei der Gedichtinterpretation sollten Schüler und Studierende vermehrt auf dieses rhetorische Stilmittel achten, beim Schreiben eines Aufsatzes ist die Anapher jedoch ein Element des Schreibstils, welches vernachlässigt werden kann.
Die Antithese beschreibt gegensätzliche Sachverhalte
Das rhetorische Stilmittel der Antithese kann verwendet werden, um Gegensätze wie auch gegensätzliche Behauptungen aufzuzeigen. Berühmte Antithesen sind „Freund und Feind“ oder „der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“ (Bibel). Gerade für Lernende ist die Antithese nicht immer klar von einem Oxymoron zu unterscheiden, die Redewendung „es ist ein offenes Geheimnis“ ist beispielsweise keine Antithese, sondern ein Oxymoron. Im Unterschied zur Antithese werden bei einem Oxymoron nicht ganze Sätze, paarweise Wortgruppen oder Inhalte gegenübergestellt, sondern das Oxymoron erstreckt sich lediglich auf zwei einzelne Gedanken, die miteinander in Beziehung gebracht werden sollen. Als rhetorisches Stilmittel lässt sich die Antithese hervorragend mit anderen Elementen, wie dem Parallelismus oder dem Chiasmus kombinieren.
Die Hyperbel beschreibt eine übermäßige Übertreibung
Ins Deutsche übersetzt bedeutet das Wort Hyperbel „hinübergehen“, vor allem in der Mathematik ist die korrekte Wortbedeutung von einem besonderen Interesse. Als rhetorisches Stilmittel wird die Hyperbel verwendet, um Gemütsregungen in ihrem Maximum darzustellen. Häufig werden Hyperbeln im täglichen Sprachgebrauch verwendet, zum Beispiel bei der Aussage „das habe ich dir doch schon tausendmal erklärt“. Die Hyperbel kann im Deutschen als letzte Stufe einer Klimax stehen, welche eine dreigeteilte Steigerung bezeichnet. Dabei wird entweder vom Bedeutsamsten zum Unwichtigsten gesteigert, oder anders herum.
Eine Ironie muss nicht immer komisch sein
Unter dem rhetorischen Stilmittel der Ironie wird eine Textaussage verstanden, die offenkundig etwas anderes meint. Wird die Ironie durch das Gegenteil der eigentlichen Aussage ausgedrückt, kann diese gleichzeitig mit der Antithese auftreten. Das Element der Ironie sollte nur dann eingesetzt werden, wenn der zu beschreibende Sachverhalt allgemein bekannt ist. Komplexe oder exotische Inhalte lassen sich nur schwer durch eine Ironie ausdrücken. Die Kunst bei der Anwendung des Stilmittels der Ironie ist es, dem Leser verständlich zu machen, was gemeint ist, ohne aber den eigentlichen Begriff selbst zu verwenden.
Dreigeteilte Steigerung durch eine Klimax
Taucht in einem literarischen Text eine Klimax auf, wird ein gewisser Umstand in drei Stufen gesteigert. Nicht immer lässt sich das rhetorische Stilmittel der Klimax leicht erkennen. Im Märchen Rumpelstilzchen findet sich eine Klimax, in dem Vers: „Heute back‘ ich, morgen brau‘ ich, übermorgen hol‘ ich der Königin ihr Kind“. Aber auch die Anapher „veni, vidi, vidi“ beschreibt gleichzeitig eine dreigliedrige Steigerungsform. Durch die Verwendung einer Klimax lässt sich die Spannung langsam steigern, während die Klimax langsam auf die Zielaussage hinarbeitet. Die Klimax kann sich in einem einzigen Satz befinden oder über mehrere, aufeinanderfolgende Sätze verteilt werden.
Bei der Metapher handelt es sich um einen anschauliches Äquivalent
Metaphern begegnen uns häufig, sowohl im geschriebenen Text als auch im täglichen Sprachgebrauch. Die griechische Bezeichnung metaphorá beschreibt im Deutschen eine Übertragung, das rhetorische Stilmittel der Metapher überträgt den Sinn eines Inhalts auf einen anderen Zusammenhang, der leicht zu verstehen ist. Berühmte Metaphern sind zum Beispiel: „Schneckentempo“, „jemandem das Herz brechen“ oder „jemandem das Wasser reichen“. Viele Redewendungen sind in metaphorischer Form gehalten, sodass sich der Inhalt leicht interpretieren und verstehen lässt. Auch die berühmte „Nadel im Heuhafen“ ist ein metaphorischer, bildlicher Vergleich.
Beim Parallelismus sind Satzteile ähnlich oder gleich
In der Lyrik treffen wir dieses rhetorische Stilmittel häufig an. Der Parallelismus lässt sich dadurch erkennen, dass die Reihenfolge einzelner Worte wiederholt wird, aber auch die Satzglieder selbst kommen im Parallelismus in derselben Folge vor. Ein Beispiel für einen Parallelismus ist das Lied von Hermann Löns „Rote Husaren“, in dem es heißt: „Heiß ist die Liebe, kalt ist der Schnee“. In diesem Fall treten mehrere Stilmittel in Kombination auf, der Parallelismus in diesem Vers bezieht sich auf die Anordnung der Prädikate und Subjekte. Häufig auftretende Formen des Parallelismus sind der:
– antithetische Parallelismus
– parabolische Parallelismus
– stufenartige Parallelismus
– synonyme Parallelismus
– synthetische Parallelismus
Durch die Personifikation erhalten unbelebte Dinge menschliche Züge
Vergleichbar ist das rhetorische Stilmittel der Personifikation mit einer Allegorie, sie ist in die Gruppe der Metaphern einzuordnen. Durch den Einsatz von Personifikationen erreichen Sie eine lebendiges und anschauliches Sprachbild, wobei nicht zu viele Personifikationen eingesetzt werden sollten, um eine Ironie im Text zu vermeiden. Bekannte Personifikationen sind: „Vater Staat“, „die Sonne lacht“, „der schlaue Fuchs“ und andere. Die Personifikation ist sowohl in der Lyrik als auch in der Epik ein überaus beliebtes Stilmittel und findet häufig im täglichen Sprachgebrauch Anwendung.
Der Begriff „Justitia“ steht sinnbildlich für Gerechtigkeit. Die Justitia, welcher die Augen verbunden sind und die eine Waage wie ein Schwert in den Händen hält, steht als Skulptur an der Pforte vieler deutscher Gerichtsgebäude. Durch eine Personifikation lassen sich Tugenden bildlich im geschriebenen Text darstellen, aber auch schlechte Gewohnheiten oder der Tod werden häufig mittels einer Personifikation beschrieben.
Durch Reime für mehr Dynamik im Text sorgen: Das Homoioteleuton
Durch das rhetorische Stilmittel Homoioteleuton kann auf vielfältige Weise eingesetzt werden, um einen Text für den Leser interessanter zu gestalten. Eine einheitliche Wirkung von Reimen im Essay oder dem vorliegenden Schriftstück gibt es nicht, diese muss jeweils im Einzelfall erörtert werden. Wird ein Homoioteleuton benutzt, können sich die Endsilben einzelner Wörter reimen oder ähnlich klingen, aber auch einzelne Satzteile oder ganze Satzgefüge können in Reimform vorliegen. Das Homoioteleuton steht in den rhetorischen Stilmitteln als Gegenteil zur Alliteration, in der Lyrik werden Reime häufig benutzt, um die Klangwirkung der Verse zu unterstützen. Ein schönes Beispiel für das Stilmittel Homoioteleuton ist „Max und Moritz“ von Wilhelm Busch, aber auch „Der Zauberlehrling“ (Johann Wolfgang von Goethe) oder „Die Bürgschaft“ (Friedrich Schiller) lassen sich inbrünstig vortragen. Finden sich Reime in einem geschriebenen Text, kann das Reimschema ermittelt werden; vor allem im Lateinischen und Griechischen treffen wir auf komplexe Reim-Konstrukte.
Es lässt sich leichter merken, wenn Sie ein Symbol verwenden
Das rhetorische Stilmittel des Symbols wird eingesetzt, um abstrakte Sachverhalte, Gefühle oder Unbegreifliches zu veranschaulichen. Bekannte, kulturelle Symbole sind etwa das Kreuz der Christen, die Swastika aus dem Hinduismus oder das YinYang aus der fernöstlichen Lehre. Durch ein Symbol im Text können komplexe Sachverhalte einfach durch ein einziges Wort dargestellt werden, so steht das Herz für Liebe und lässt sich ausschweifend interpretieren. Um die Bedeutung eines Symbols richtig wiederzugeben, muss der Sinn allgemein bekannt sein. Das Stilmittel des Symbols ist eng verwandt mit der Metapher oder der Allegorie, welche ebenfalls eingesetzt werden, um abstrakte Zusammenhänge zu veranschaulichen und für den Leser greifbar zu machen. Durch die Verwendung von Symbolen wird es nicht nur in Lyrik und Epik leichter, sich komplizierte Sachverhalte merken zu können.
Unterschiede lassen sich im Vergleich gegenüberstellen
In allen Textformen kann das rhetorische Stilmittel des Vergleichs eingesetzt werden, gerade in einigen Formen der Erörterung ist es unabdingbar. Beliebig viele Sachverhalte lassen sich im direkten Vergleich analysieren, diese können wenige bis nur eine einzige Gemeinsamkeit aufweisen. Vergleiche können durch Bindewörter verbunden sein, durch Vergleiche in der Lyrik lassen sich Ironie, Dramatik und andere Dynamiken im geschriebenen Wort erreichen. Wer auf der Suche nach Vergleichen in der Lyrik ist, kann sich die Verse von Gotthold Ephraim Lessing, eines Dichters aus der Epoche der Aufklärung einmal näher anschauen. Seine Sinngedichte werden als „Epigramme“ bezeichnet und sind reich an vielen der hier vorgestellten rhetorischen Stilmittel. Lessing deutet den Begriff Epigramm als eine Aufmerksamkeit erregende und neugierig machende Kurzschrift, wobei es um Erwartung und Aufschluss geht. Ursprünglich meint ein Epigramm im Deutschen „Aufschrift“ und befindet sich auf kultischen Gegenständen ebenso wie auf Kunstwerken oder Grabmalen. Der ursprüngliche Zweck der Epigrammatik ist die Benennung einer Sache. Seit dem 20. Jahrhundert wird der Begriff Epigramm für eine Gattung in der Dichtung verwendet, es lassen sich viele rhetorische Stilmittel in lyrischen Texten finden.
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