Der Euphemismus scheint auf den ersten Blick leicht erklärt und schnell verstanden, doch verstecken sich in ihm das ein oder andere Detail, auf das geachtet werden sollte. Zuallererst einmal leitet sich das Wort „Euphemismus“ aus der griechischen Sprache ab und bedeutet soviel wie „Wort von guter Bedeutung“. Im Prinzip beschreibt dies relativ genau, worum es bei einem Euphemismus geht. Wird ein Euphemismus angewandt, werden Dinge beschönigt, verharmlost, oder durch Worte unbedeutender gemacht, als sie eigentlich sind. Dies begegnet uns in jeglicher Art von Literatur sowie im alltäglichen Sprachgebrauch. Häufig wird diese rhetorische Figur dazu verwendet, ungeliebte Ausdrücke, die ein zu negatives Bild im Kopf des Lesers oder Kommunikationspartners hervorrufen, zu vermeiden.
Wo finden Euphemismen Anwendung?
Ein Euphemismus wird überall dort angewandt, wo ein Begriff zum Beispiel beschönigt werden soll. Vor allem in der politischen Rede ist er ein gern genutztes Stilmittel. Häufig wird zum Beispiel von einem „militärischen Konflikt“ oder „der Friedensprozess des Landes xy sei ins Stocken geraten“ gesprochen, wenn man damit eigentlich einen Krieg meint. Vor allem der Ausdruck „Friedensprozess“ soll etwas Positives suggerieren und somit die schreckliche Tatsache, also den Krieg, schönreden. Auch das sogenannte „Nullwachstum“ für wirtschaftliche Stagnation oder die „Beitragsanpassung“ obwohl eine Beitragserhöhung gemeint ist, sind äußerst beliebte Euphemismen, die lediglich den Zweck erfüllen, negative Ausdrücke und somit ein schlechtes Gefühl beim Zuhörer zu umgehen.
Doch nicht nur in der Politik oder der Literatur werden Euphemismen häufig verwendet. Auch im Alltag werden Dinge, über die man allgemein nicht allzu gern spricht, durch Euphemismen beschönigt, verharmlost oder scherzhaft geschmückt. Dazu zählen vor allem Dinge wie Krankheit, der Tod und auch die Sexualität. „Entschlafen“ oder „das Zeitliche segnen“ sind dabei bekannte Euphemismen für das Sterben. „Nicht so ganz fit“ ist hingegen ein beliebter Euphemismus für den Zustand des Krankseins. Auffällig hierbei ist, das als Euphemismus vor allem positiv wirkende Ausdrücke genutzt werden. „Entschlafen“ klingt sehr friedlich, „nicht ganz so fit“ schließt den Ausdruck „Fit“, der positiv gesehen wird, mit ein. Das negative Grundbild des umgangenen Wortes soll also in etwas Positives gewandelt werden.
In der Literatur stellen Euphemismen vor allem Charakterzüge sowie Werte- und Moralvorstellungen des Benutzers dar. Umgeht der Charakter bestimmte Worte oder Themengebiete, so lässt sich ein deutlicher Blick in dessen Seelenleben und vor allem dessen Tabus erhaschen.
Welche Arten von Euphemismus gibt es?
Euphemismen können auf unterschiedliche Arten gebildet werden. Einerseits gibt es die bereits genannten, doch sehr offensichtlich erscheinenden, Euphemismen. Es gibt allerdings auch subtilere Arten des Stilmittels, die vor allem in der Werbung Anklang finden. Wird zum Beispiel in einer Werbeanzeige die Schreibweise eines Wortes in einer Fremdsprache verwendet, so kann auch hier eine Aufwertung beabsichtigt sein. Vor allem Begriffe wie „Cosmetics“ oder Anglizismen wie „Fashion“ sollen häufig, wenn sie im Zusammenhang mit einem Unternehmen genannt werden, ein gewisses Gefühl der höheren Klasse durch Internationalität vermitteln. Simpel gesagt: Amerika ist die Modelschmiede der Welt, wenn dieses Unternehmen mit Amerika (in dieser Hinsicht durch den Euphemismus ausgelöst) in Verbindung steht, dann wird es von höherer Qualität sein.
Wie erkennt man Euphemismen und die dahinter stehende Bedeutung?
Prinzipiell lassen sich Euphemismen relativ einfach erkennen, sofern man die wahre Bedeutung des Ausdrucks, der vermieden werden soll, kennt. Vermutet man mehrere Euphemismen in einem Text, einer Rede oder literarischen Werken, so sollte man sich die „verdächtigen“ Worte genau ansehen und prüfen, ob sie mit der Aussage, die getroffen werden soll, übereinstimmen. Ebenso sollte geprüft werden, inwieweit sich das Gesagte, von dem was gemeint ist, unterscheidet. Werden hier Dinge beschönigt, verharmlost oder gemildert? Werden positive (oder positivere) Gefühle zu einem Thema suggeriert, das eigentlich nichts (oder nicht viel) positives an sich hat? Dann handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Euphemismus. Ist man in der Lage, Euphemismen zu erkennen, so wächst die Wahrscheinlichkeit, die wahre Bedeutung hinter der Aussage und womöglich sogar die Intention der sie benutzenden Person zu erkennen. Wie bereits genannt, lässt sich an der Verwendung der Euphemismen eines Menschen häufig ein gewisses Vermeidungsverhalten erkennen, durch das ein moralisches Muster erkennbar wird.
Euphemismen sind ein sehr aussagekräftiges Stilmittel, das auf subtile Weise viel über denjenigen verrät, der es anwendet. Somit findet es sowohl im Alltag als auch in der Literatur aller Art regelmäßige Verwendung. Euphemismen zu erkennen, bedeutet ein kleines Stück mehr Menschenkenntnis.
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