Neologismen begegnen uns viel häufiger als wir vielleicht denken, wenn wir dieses doch recht seltsame Wort hören. Vor allem in Radio und Fernsehen, aber auch im Internet und in belletristischer Literatur stoßen wir auf sie – manchmal stören wir uns an ihnen, manchmal nehmen wir sie kaum wahr. Was ist nun ein solcher Neologismus?
Kurz und knapp: Ein Neologismus ist eine Wortneuschöpfung. Dass diese Antwort kaum befriedigend ist – wenngleich sie in Schulen gelehrt wird – erschließt sich schnell: Wann genau ist ein Wort neu geschöpft? Ist nicht jedes Wort einmal neu geschöpft worden? Derartige Abgrenzungsproblematiken sind auch der Linguistik, derjenigen Wissenschaft, die sich u.a. mit der formalen Beschreibung der Sprache befasst, nicht fremd. Teilweise werden Neologismen hier als Wortneuschöpfungen oder -prägungen verstanden, die in den allgemeinen Sprachgebrauch einer Sprachgemeinschaft übergegangen sind. Teilweise werden aber auch alle Neuschöpfungen, die nicht zum üblichen Repertoire einer Sprachgemeinschaft zählen, als Neologismen begriffen.
Warum wir Neologismen nutzen
Neologismen nutzen wir nur selten aus der Freude, uns neue Wörter auszudenken, heraus. Meist ist ihre Entstehung ganz praktischer Natur: Neue Wörter werden geschaffen, wenn sich Benennungslücken ergeben. Das wiederum ist im Alltag häufig der Fall – in vielen Gesprächen suchen wir nach Worten für einen ganz speziellen Umstand oder eine ganz spezielle Situation. Da in unserem Lexikon, dem individuellen Wortschatz, kaum derart spezielle Wörter vorhanden sind, schaffen wir spontan neue – die wir danach vermutlich nie wieder nutzen. In der Linguistik werden diese Gelegenheitsneologismen nicht als Neologismen betrachtet, obwohl sie sich letztlich nicht von literarischen Wortneuschöpfungen, die ebenfalls nur äußerst selten mehrfach verwendet werden, unterscheiden.
Eingangs wurde bereits auf das gehäufte Vorkommen von Neologismen in Radio, Fernsehen und Internet verwiesen. Der dort zu findende Reichtum an neuen Wörtern verweist auf einen weiteren Schöpfungsgrund: Preisknaller, Sparfüchse, Schnäppchenjäger und Rabattschlachten sind Beispiele für Neologismen, die zu Werbezwecken geschaffen wurden. Ihnen liegen nicht unbedingt Benennungslücken zugrunde. Sie erfüllen vielmehr eine Art Hinguckerfunktion und dienen als rhetorische Stilmittel. Als solche Stilmittel werden sie auch literarisch genutzt.
Typen von Neologismen
Prinzipiell können drei Typen von Neologismen unterschieden werden. Neben Neuwörtern existieren Neubedeutungen und neue Wortkombinationen. Bei Neuwörtern sind Ausdruck und Bedeutung völlig neu, während Neubedeutungen und neue Wortkombinationen sich bereits bestehender Ausdrücke bedienen. Eine Neubedeutung liegt vor, wenn ein bereits bestehender Ausdruck einen zusätzlichen semantischen Gehalt gewinnt. Neue Wortkombinationen sind Zusammensetzungen zweier verschiedener bereits bestehender Ausdrücke, die in der neuen Kombination eine neue Bedeutung erhalten.
Neuwörter sind selten und entstehen meist im Rahmen gesellschaftlich-technischer Veränderungen. So kamen etwa Begriffe wie simsen, skypen oder bloggen erst mit neuen Technologien auf.
Neubedeutungen entstehen hingegen auch unabhängig von derartigen gesellschaftlichen Veränderungen – ein vielzitiertes Beispiel hierfür ist das Wort geil, das ursprünglich schlicht einen besonders dicht bewachsenen Wiesenfleck bezeichnete, heute aber auch viele andere Bedeutungen hat. Natürlich können auch Neubedeutungen durch technisch-gesellschaftlichen Wandel entstehen. Hier kann etwa auf die Begriffe Maus und Virus verwiesen werden.
Neue Wortkombinationen sind die wohl am häufigsten anzutreffenden Neologismen. Hier handelt es sich um Begriffe wie Modepapst, Preisknaller oder Frauenheld.
Die Schwierigkeiten der Neologismen
Setzt ein Neologismus sich durch und geht in den allgemeinen Gebrauch einer Sprachgemeinschaft über, ergeben sich zunächst einige Schwierigkeiten. So ist oft nicht klar, wie das Wort nun korrekt ausgesprochen oder flektiert wird. Diese Probleme lösen sich mit der Zeit durch die praktische Durchsetzung einer (oder mehrerer) Alternativen.
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