Was ist Intertextualität? – Bedeutung, Synonyme & Beispiele

Bei dem Begriff „Intertextualität“ handelt es sich um ein insbesondere in den Literaturwissenschaften sehr bedeutsames Konzept mit dem gemeint ist, dass Texte (aber auch Filme oder gar Musikstücke) ständig auf andere Autoren und deren Werke Bezug nehmen. Im Grunde ist die gesamte Literaturgeschichte eine andauernde Auseinandersetzung mit der Vorgängerliteratur. Die Intertextualität kann dabei überaus deutlich oder auch versteckter zu Tage treten und wird inhaltlich und / oder formal realisiert. Natürlich kann man beispielsweise an einem zeitgenössischen Roman auch Freude haben, wenn man entsprechende Andeutungen oder (indirekte) Zitate nicht erkennt oder zuordnen kann. Wendet man sich jedoch der klassischen Literatur zu oder hat die Aufgabe, einen Text zu analysieren, kommt man am Vergleichen nicht vorbei.

Intertextualität in Literatur und Philosophie

Die Intertextualität kann bereits im Titel eines Textes deutlich werden: Schon bevor man anfängt zu lesen, kann man davon ausgehen, dass Thomas Manns Roman „Joseph und seine Brüder“ sich in irgendeiner Form auf die entsprechende biblische Erzählung bezieht; in seinem Erstlingswerk „Die Buddenbrooks“, das in extensiver Weise die Philosophie Nietzsches im Hintergrund hat, werden die Verbindungen jedoch nur bei genauerer Kenntnis und Analyse deutlich. Ein Werk kann sich auch über die verwendete Gattung auf die Vorgänger beziehen; so gibt es beispielsweise ein Gedicht in Sonettform von Robert Gernhardt, das die Form „Sonett“ kritisch und humoristisch betrachtet (und ein wenig beschimpft). Häufig ist Intertextualität auch nur in kurzen Verweisen oder Passagen realisiert, aber grundsätzlich muss man im System „Literatur“ immer mit ihr rechnen. Ein wenig anders sieht es im Bereich der Philosophie aus: was hier passiert sind eher direkte Bezugnahmen und Zitate, die durch Literaturangaben verdeutlicht werden. Die Abgrenzung der Intertextualität von wissenschaftlicher Arbeit ist entscheidend.

Formen der Intertextualität im filmischen und performativen Medium

Für ein Verständnis intertextueller Prozesse ist es wichtig, den Wortbestandteil „Text“ richtig zu deuten. Keinesfalls bezieht sich dieser nur auf Texte im traditionellen Sinne (also auf etwas Niedergeschriebenes), sondern nimmt ebenso die Narrative visueller und performativer Medien in den Blick. Als Beispiel lässt sich anführen, dass der Western „Die glorreichen Sieben“ eine bewusste Anlehnung an (und Auseinandersetzung mit) Akira Kurosawas Film „Die sieben Samurai“ ist. Möglicherweise würde man hier aber auch schon von einer Adaption sprechen, die wiederum von den vorhandenen vielfältigen (manchmal sogar unbewussten) Verweisen der Intertextualität abzugrenzen ist. Ein besseres Beispiel mag hier das Musical/der Film „West Side Story“ abgeben. Der Story dieses Werkes ist an Shakespeares „Romeo und Julia“ angelehnt, die Eigenständigkeit der Erzählung ist jedoch deutlicher als das bei den „glorreichen Sieben“ der Fall ist.

Weitere Formen

Intertextualität realisiert sich heute auch stark „bildlich“. Bestimmte Memes, die eigentlich nur verstanden und genossen werden können, wenn der Rezipient die Geschichte kennt, der die entsprechenden Fotos entstammen, sind ein hervorragendes Beispiel dafür. Aktuell sind hier häufig Motive aus dem Netlix-Hit Squid Game im Umlauf, die das Thema der kaum zu bewältigenden Aufgabe in amüsanter Form aufgreifen. Intertextualität ist also eindeutig in der Alltags- und Populärkultur angekommen und hat sich – wenn man will – demokratisiert. Die Kultur zu lesen und zu interpretieren ist heute nicht mehr alleine eine Sache der privilegierten Schichten.

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