Reiner Kunze schrieb die Kurzgeschichte „Fünfzehn“ in der Mitte der 1970er Jahre. Sie ist in dem 1976 erschienenen Buch „Die wunderbaren Jahre“ enthalten. Die Kurzgeschichte wird allgemein als eine Art Hommage an seine heranwachsende Tochter angesehen.
Das wird erzählt
Etwas hilflos und trotzdem liebevoll beschreibt der Vater Kleidung und Zimmer seines Kindes. Darin schottet sich das Mädchen ab und hört Musik. Sie hat für ihr persönliches Refugium ganz eigene Regeln. Menschen mit über dreißig findet sie einfach nur alt. Der Vater versucht trotzdem Verständnis für sie aufzubringen und hindert die Mutter daran, sie durch Anweisungen zur Ordnung zu bringen.
Die Heranwachsende akzeptiert keine Sachzwänge, die Staubflusen unterm Bett stören sie nicht. Der Vater beseitigt diese und spricht sie auch nicht auf die Unordnung an. Die angeblichen Spinnen unterm Bett locken das Mädchen schließlich aus der Reserve. Sie ekelt sich, doch anstatt aufzuräumen nimmt sie vom Klavier Besitz. Sie nutzt es zum Hochstellen der Schuhe. Dieses beschützt sie vor Spinnen. Das Instrument rückt in ihr Blickfeld und zeigt irgendwie die musische Veranlagung.
Die Perspektive
Der Vater als Ich-Erzähler führt durch die Kurzgeschichte. Er beschreibt das Umfeld seiner Tochter. Diese Beschreibungen wechseln sich mit fragenden Überlegungen und Erklärungen ab. Manchmal fallen diese zu hoch aus, wie er selbst bemerkt.
Aufbau und Stil der Kurzgeschichte
Eine Einführung gibt es nicht. Die Kurzgeschichte schildert die Lebenshaltung einer Fünfzehnjährigen in den 1970er Jahren. Die Protesthaltung wird sicher noch länger Dauer, mindestens in der Zeit der Pubertät. Eine Spannungskurve gibt es nicht, jedoch bringen die nistenden Spinnen ein erklärungsbedürftiges Element in die Handlung.
Sprachliche Mittel
Der Erzähler bringt zum Teil poetische Vergleiche. Hier wären „Niagara Fälle“ oder „Hügellandschaft“ zu nennen. Bei seinen Versuchen, geistige Freiheit zu verstehen, werden Begriffe wie „Überschallverdrängung“ genannt. Die Tochter äußert lediglich einige Laute, die an phonetisches Englisch erinnern. Kreativer Jugendsprachgebrauch fehlt.
Die Welt der Jugend im Wandel
Reiner Kunze zeichnet mit seinen Worten die etwas psychedelische Lebenswelt mit Farbe, die so in den 1970er Jahren gegeben war. Durch die Aufmachung drückten die jungen Leute viel aus. Der Zeitgeist stand damals im Zeichen friedlichen Protests. Erziehungsversuche werden in der Kurzgeschichte erwogen, zeigen aber keine Wirkung.
Das Outfit des Mädchen wird als lässig geschildert. Zum Minirock, der damals große Mode war, trägt sie sportliche Sneakers. Diese sind bemalt. Der Schal wird nett und selbstgestrickt. Im Gegenteil, mit dem als „Doppelschleppe“ betitelten Schal kommt sie eher als Prinzessin daher, Schockeffekte wie bei Punks gibt es nicht. Die einzige Grundempathie beim Teenager findet sich in der Grundeinstellung, Menschen über 30 als „Grufties“ zu betrachten. Diesen ist der Blick auf ihr Leben verstellt.
Interpretationsmöglichkeit
Die persönlichen und gängigen Vorlieben der Tochter sind Kernpunkt der Auseinandersetzung des Ich-Erzählers. Dieser respektiert ihren Freiheitsdrang, obwohl er unter ihrer Unordnung und der lauten Musik leidet. Er möchte die Pubertierende verstehen. Das Aufräumen führe bei ihr zur geistigen und seelischen Abstumpfung. Er testet, ob sie bereits über eine Art Gegenwelt verfügt, in der Kommunikation und Interaktion mit älteren Generationen möglich ist. Zugelassener Schmutz zieht ungebetene Gäste an. Der Ich-Erzähler setzt dabei gekonnt die Aversion der Heranwachsenden gegen Spinnen ein.
Vaters Sorgen
Weiterhin könnte der Vater besorgt sein, dass seine Tochter durch Freunde mit Drogen in Kontakt kam. Das möchte er sich einmischen und will handeln, merkt aber: Sie ist für herkömmliche Appelle nicht mehr zugänglich. Seine Besorgnis könnte dem weiteren Leben der Tochter gelten. Gerät sie als Aussteigerin auf die schiefe Bahn? Missbilligt sie konstant die Werte der Erwachsenen?
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