Die Küchenuhr von Borchert – Inhaltsangabe / Zusammenfassung

Kurzgeschichte

Das Werk „Die Küchenuhr“ von Wolfgang Borchert ist eine Kurzgeschichte. Sie erschien am 27. August 1947 in der Hamburger Allgemeinen Zeitung.

An einem unbekannten Ort in Nachkriegsdeutschland setzt sich ein junger Mann auf eine Bank und teilt seine Geschichte mit anderen Passanten. Für seine Art und seine Erzählung erntet er Verwirrtheit und Verunsicherung. Doch regt er seine Mitmenschen auch zum Nachdenken an.

Inhalt

Auf einer Bank in der Sonne sitzen einige Passanten. Es wird weder erwähnt, wer die Menschen sind, noch an welchem Ort sie sich konkret befinden. Die Personen auf der Bank sehen einen fremden Mann auf sich zukommen. Anhand seines Ganges lässt sich erkennen, dass er noch relativ jung, höchstens zwanzig ist. Doch sein Gesicht wirkt sehr alt. Zu alt für einen so jungen Mann. Er setzt sich kommentarlos zu den Passanten auf die Bank und zeigt ihnen den Gegenstand, der er in der Hand hält. Es ist eine Küchenuhr. Sie ist schlicht weiß lackiert und mit blauen Ziffern versehen. Die Zeiger sind lediglich aus Blech und funktionieren nicht mehr. Der Mann hat die Uhr in den Trümmern seines Elternhauses geborgen. Das Haus wurde scheinbar durch eine Kriegsbombe zerstört. Er sagt, dass die Uhr von außen noch so aussehe wie sonst, aber innerlich kaputt sei. Beim Sprechen macht er immer wieder eine Pause, um alle Personen auf der Bank der Reihe nach ins Gesicht zu schauen. Doch die Passanten vermeiden es, den Mann direkt anzuschauen. Stattdessen sieht eine Frau immer wieder in ihren Kinderwagen und ein anderer Mann starrt auf seine Schuhe.

Ein Passant fragt den Mann, ob er alles verloren habe. Er bejaht dies und verweist auf die Küchenuhr. Er deutet immer wieder auf die Uhr und sagt erfreut, dass sie das Einzige sei, das noch übrig geblieben ist. Die Frau ist verwirrt, weil die Uhr offensichtlich funktionsuntüchtig und für sie damit wertlos ist. Der Mann stimmt ihr zu, wiederholt seine Worte und meint, dass die Uhr zwar defekt sei, sich aber äußerlich nicht verändert habe. Er ist ganz aufgeregt, zeigt noch einmal die Uhr hoch und deutet auf die Zeiger. Die Küchenuhr ist um exakt halb drei stehen geblieben. Ein Mann stellt die Vermutung auf, dass die Bomben das Haus wohl um diese Uhrzeit getroffen haben und der Druck dazu geführt habe, dass die Zeiger stehen bleiben. Der Mann mit der Küchenuhr schüttelt vehement mit dem Kopf und widerspricht der Aussage. Für ihn hat die Uhrzeit halb drei eine ganz besondere Bedeutung, die er den Passanten zugleich erklärt. Er ist davon überzeugt, dass die Uhrzeit kein Zufall ist.

Er erklärt, er sei immer erst nachts um halb drei nach Hause gekommen. Seine Mutter, die durch seine Ankunft geweckt wurde, habe jedes Mal kommentiert, dass es schon wieder so spät sei, und doch habe sie ihm ohne zu zögern das Essen warm gemacht und sich zu ihm gesetzt. Nacht für Nacht dasselbe Spiel. Der Mann sagt, dass die Situation selbstverständlich für ihn gewesen sei. Schließlich sei er immer so spät nach Hause gekommen und seine Mutter hätte ihn trotzdem umsorgt. Als er mit seiner Erzählung zu Ende ist, schaut er bedeutungsvoll auf seine Küchenuhr und stellt fest, dass diese vergangene Zeit das Paradies gewesen sei. Als die Frau mit dem Kinderwagen nach seiner Familie fragt, bestätigt der Mann, dass seine Eltern nicht mehr da seien. Nur die Uhr sei übrig. Er wiederholt die Worte mehrmals und verweist wieder auf die Uhr. Er hält es für eine Besonderheit, dass sie ausgerechnet um halb drei Uhr stehen geblieben ist. Danach ist das Gespräch beendet. Jeder hängt seinen Gedanken nach.

Intention des Werkes

Während des gesamten Gesprächs zeigt sich der Mann trotz des traurigen Hintergrundes seiner Geschichte freudig und lachend. So unpassend dies in der Situation erscheinen mag, verdeutlicht es doch die Tragik der Geschichte. Der Mann sehnt sich erst jetzt, wo er seine Familie nicht mehr wiedersehen wird, nach Gesten, die für ihn immer selbstverständlich gewesen sind. Ihm wird klar, dass er sein Glück nicht zu schätzen wusste.

Die Küchenuhr als Symbol steht zudem für all diejenigen, die trotz des Krieges körperlich unversehrt geblieben sind. Obwohl man es ihnen nicht sofort ansieht, hat der Krieg sie im Innern dennoch zerstört.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein