Wenn der Germanist oder Deutschlehrer von Balladen spricht, dann versteht er darunter mehrstrophige, erzählende Gedichte aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die man als Schüler der Unter- oder Mittelstufe höherer Schulen häufig auswendig lernen und rezitieren muss, die aber auch schon mal zu einem Bestandteil von Klassenarbeiten werden können. Während man literaturgeschichtlich zwischen Volks- und Kunstballaden unterscheiden kann, sind es meist die Kunstballaden, mit denen die Lernenden in ihrer Schullaufbahn konfrontiert werden. Typischerweise wird in Klassenarbeiten eher allgemeines thematisches Wissen zum Thema „Ballade“ abgefragt, da die Interpretation eines Gesamttextes für diesen Zweck zu langwierig sein kann. Es kommt aber auch schon mal vor, dass die Form einer Inhaltsangabe in einer Klassenarbeit anhand einer Ballade geprobt wird.
Klassische Balladen des Lehrplanes
Die Gattung Ballade umfasst eine Vielzahl von Begebenheiten, die erzählt werden können, häufig hat man es aber mit Rückblicken in eine (romantisierte) antike Welt, mit Heldenerzählungen oder auch mit unheimlichen Geschichten zu tun. Zu den Balladen die typischerweise in der Schule behandelt werden gehören zunächst Werke der großen klassischen Dichter Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. In den ersten Klassen der Unterstufe werden gerne Goethes Erlkönig oder sein Zauberlehrling behandelt und/oder memoriert. Dabei verbindet der erstgenannte Text einen mythischen und symbolkräftigen Hintergrund mit den Fieberphantasien und schließlich dem Tod eines Kindes. Der Zauberlehrling ist ein wenig humorvoller und widmet sich einem jungen Auszubildenden der Zaubererzunft, der die eigenen Fähigkeiten in Abwesenheit des Meisters maßlos überschätzt. Schillers „Die Bürgschaft“ erzählt eine Geschichte von einem Umsturzversuch, viel mehr geht es aber um die tiefe Verbundenheit und die Tapferkeit zweier Freunde.
Naturmagie und Moral
Eine der wenigen Balladendichterinnen ist Annette von Droste-Hülshoff, die Mitte des 19. Jahrhunderts in „Der Knabe im Moor“ das schicksalhafte Zusammenspiel von Mensch, Natur und göttlicher Fügung betrachtet. Ebenso wie bei Goethes Erlkönig handelt es sich hier um eine sogenannte „naturmagische“ Ballade, die sich in einer für die damalige Zeit sehr typischen Art und Weise mit der Position des Menschen in seiner Umwelt. In der Balladenform, die üblicherweise sowohl poetische als auch dialogische Passagen enthält, wird auch ein moralisches Verhalten thematisiert, das sich alleine Gott unterwirft, wie das Beispielsweise in Conrad Ferdinand Meyers Text „Die Füße im Feuer“ geschieht, in denen sich ein Bediensteter gegen die Rache am Mörder seiner Frau entscheidet. Auch die Heldenerzählungen in Balladenfom sind gegen Mitte des 19. Jahrhunderts noch überaus aktuell. Theodor Fontane’s überaus häufig im Schulkontext behandelter Text „John Maynard“ beschreibt einen solchen Heroen, der durch eigenen Einsatz und Märtyrertum die gesamte Besatzung und die Gäste als Steuermann eines Schiffes vor dem sicheren Tod rettet.
Fazit
Selbstverständlich überlässt es der Lehrplan zum Teil den Unterrichtenden, die Ballade für eine Klassenarbeit aus einer Vielzahl von Möglichkeiten auszuwählen. Gerade wenn es nicht um das Auswendiglernen, sondern um eine schriftliche Arbeit geht, werden gerne unbekanntere Texte gewählt, da man ja überprüfen möchte, ob die Schüler das erworbene Wissen auch an anderer Stelle anwenden können. Da Balladen häufig in der Unter- oder in der frühen Mittelstufe behandelt werden, werden sie in Klassenarbeiten häufig für das Einüben von Inhaltsangaben verwendet. Es steht hier dann eher selten eine weiterführende Interpretation im Zentrum.
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