Über Satzglieder – Subjekte, Prädikate, Objekte und Adverbiale – haben wir wahrscheinlich alle zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Schule gelernt. Uns wurde beigebracht, wie die verschiedenen Satzglieder gemeinsam einen Satz bilden und auf welche Weise sie sich umstellen lassen. Viele der rhetorischen Stilmittel, die in literarischen Texten und Reden verwendet werden, arbeiten mit einer spezifischen Anordnung dieser Satzglieder. Das Ziel ist es, in einem Text eine bestimmte Wirkung zu kreieren. Eines dieser rhetorischen Stilmittel ist der Parallelismus.
Woran erkennt man einen Parallelismus?
Ein Parallelismus besteht immer aus mehreren Sätzen oder Teilsätzen, die hinsichtlich der Abfolge ihrer Satzglieder miteinander übereinstimmen. Diese miteinander übereinstimmenden Sätze folgen dabei im Text direkt aufeinander. Weist also der erste Satz oder Teilsatz die Struktur: Objekt; Prädikat; Subjekt; Adverb auf, so ist in einem Parallelismus der darauffolgende Teil in genau dieser Form konstruiert.
Zur Verdeutlichung werfen wir einen Blick auf folgende Aussage, die aus zwei Teilsätzen besteht:
„Schnell lief er hin,
langsam kam er zurück.“
Beide Teilsätze dieses Ausdruckes zeigen dieselbe Satzstruktur: An erster Stelle steht das Adverbial, darauf folgt das Prädikat. Weiter geht es mit dem Subjekt und das Schlusslicht bildet das Objekt. Der Parallelismus ist dabei nicht auf eine bestimmte Anzahl an Teilsätzen oder Sätzen beschränkt, beinhaltet jedoch mindestens zwei.
Was bewirken Parallelismen im Text?
Um diese Frage zu beantworten, stellen wir doch einmal die Satzfolge eines Parallelismus ein wenig um. Ein weiteres, gern verwendetes Sprichwort lautet:
„Reden ist Silber,
Schweigen ist Gold.“
Es handelt sich um einen Parallelismus, denn beide Teilsätze beginnen mit einem Subjekt, worauf das Prädikat und schließlich ein Objekt folgen. Wird der zweite Teilsatz umgeformt und eine Konjunktion hinzugefügt, ergibt sich zum Beispiel folgendes:
„Reden ist Silber, während Schweigen Gold ist.“
Der Satz hat nun eine andere Form angenommen – es besteht kein Parallelismus mehr, wie im Original. Dadurch gehen der Aussage sowhol Einprägsamkeit als auch Auffälligkeit verloren. Beim Vorlesen beider Varianten zeigt sich zudem, dass die originale Variante des Sprichwortes wesentlich rhythmischer klingt.
Parallelismen werden besonders in der Dichtung verwendet – schon Dichter aus dem antiken Rom haben ihre Werke durch Parallelismen qualitativ aufgewertet. Auch heute finden wir sie in Gedichten, Musikstücken und anderen Textformen. Sie verleihen einer Aussage mehr Bedeutung und Wichtigkeit.
Aufgrund dieser Tatsache bedienen sich außerdem moderne Unternehmen dieses Stilmittels, nämlich bei der Erstellung von Werbeslogans. Ein Werbeslogan bleibt besonders gut in den Köpfen potentieller Kunden hängen, wenn er kurz, prägnant, rhythmisch und vielleicht sogar melodisch klingt – Anforderungen, denen ein eingebauter Parallelismus sehr wahrscheinlich gerecht werden kann.
Kombination mit weiteren Stilmitteln
Häufig wird die Wirkung eines Parallelismus durch die Kombination mit weiteren Stilfiguren unterstützt. So wird bei unserem ersten Beispiel „Langsam lief er hin, schnell kam er zurück“, die Wirkung des Parallelismus durch die Gegensätzlichkeit der Begriffe „schnell“ und „langsam“ verstärkt. Hier wurde die Stilfigur des Parallelismus mit einer Antithese verbunden. Des weiteren kann ein Parallelismus mit einer Klimax, also einer Steigerung der Aussage über mehrere Satzteile hinweg, kombiniert werden. Es entsteht dabei eine Wechselwirkung – beide Stilmittel dienen der Hervorhebung einer Aussage und verstärken gegenseitig ihre Wirkung.
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