Die Epoche der Romantik (ca. 1795-1848) ist bekannt für eine Form der Lyrik, bei der eine pantheistische Wahrnehmung im Mittelpunkt steht und die somit ganz typisch darauf abzielt, das Göttliche in allen Lebewesen und Dingen aufzuspüren. Kennzeichnend ist darüber hinaus eine tiefe Sehnsucht des lyrischen Ichs, das sich in die Fremde oder in die Natur gezogen fühlt oder getrieben ist, das eigene Seelenleben zu erforschen. Die sogenannte „schwarze Romantik“ ist mit ihrer Faszination für das Unheimliche und Schaurige ein wesentlicher Teilbereich der romantischen Dichtung und hat Vorläufer von Horrorliteratur hervorgebracht. Als Interpret unterteilt man die Romantik und damit auch die produzierte Lyrik in drei Hauptströmungen, die als Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) bezeichnet werden.
Kennzeichen und lyrische Texte der Frühromantik
Zu den Vertretern der frühen Romantik, der es in besonderem Maße um die Abkehr von antiken, klassischen Mustern geht, gehören Persönlichkeiten wie August Wilhelm Schlegel, Novalis und Ludwig Tieck. In Novalis‘ Gedicht mit dem Titel „Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren“, wird die Abkehr von der Rationalität und die Hinkehr zum emotionalen Erleben beispielhaft präsentiert während Ludwig Tieck in Texten, wie „Wohlauf es ruft er Sonnenschein“ in einer ans Volkslied erinnernden Form dem Wunsch nach der Auskehr in die Fremde und dem Erkennen des eigenen Lebensglücks Ausdruck verleiht. Eine für die Frühromantik wesentliche Form der Volksfrömmigkeit tritt in Texten wie August Wilhelm Schlegels „Die himmlische Mutter“ zu Tage, welches von Lehrern ebenfalls häufig als Klausurthema im Rahmen der Oberstufe gewählt wird.
Kennzeichen und lyrische Texte der Hochromantik
In der Hochromantik, zu deren Vertretern unter anderem Joseph von Eichendorff, Achim und Bettina von Arnim und Clemens von Brentano gehörten, war eine starke Idealisierung des Mittelalters zu beobachten, die mit einer Sammlung und Herausgabe mittelhochdeutscher Dichtung einherging. Thematisch steht außerdem weiterhin die Rückkehr zur und die Heiligkeit der Natur im Zentrum, wie man sie etwa in Eichendorffs prüfungsrelevanten Texten „Mondnacht“, „Sehnsucht“ oder „Weihnachten“ finden kann. Am Beispiel Clemens von Brentano lässt sich sehr gut zeigen, dass romantische Gedichte sich nicht nur an Volkslied und Volksmärchen orientiert haben, sondern dass sie teilweise selber als Volkslieder (oder Kunstlieder) rezipiert und vertont wurden. Sein Text „Guten Abend, gut‘ Nacht“ ist hier wohl das beste Beispiel. „Der Spinnerin Lied“, das ebenfalls aus der Feder Brentanos stammt, zeigt dagegen, das sich in allen Strömungen der Romantik auch die schmerzhafte Form von Sehnsucht und Verlust zeigen kann.
Kennzeichen und lyrische Texte der Spätromantik
Zu den Hauptvertretern der Spätromantik gehören unter anderem ETA Hoffmann und (der frühe) Eduard Mörike. Neben einer Rückkehr zur Frömmigkeit des Katholizismus ist hier auch die „schwarze Romantik“ mit ihren unheimlichen Elementen überaus prominent. Mörikes häufig in Klausuren behandelte Gedicht „Früh im Wagen“ beschreibt in einfacher, volksliedhafter Form einen tiefen Abschiedsschmerz. Ganz grundsätzlich thematisieren Klausuren über die romantische Lyrik häufig die Grundthematiken, wie Pantheismus, Frömmigkeit, Sehnsucht nach der Fremde oder Verklärung des Mittelalters und seines Heldentums. Die Abkehr von der Rationalität und die Zuwendung zum eigenen Leben und Erleben zieht sich wie ein roter Faden durch die Texte.
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