Das Schicksal der Johanna Sebus
Johanna Sebus stammt aus dem niederrheinischen Brienen, das heute die Stadt Kleve ist. Sie rettete bei einer starken Flut im Januar 1809 Ihre Mutter und versuchte anschließend weitere Menschen zu retten und kam dabei selber ums Leben.
Johann Wolfgang von Goethe erzählt von Ihrem Schicksal in einer klassischen Ballade, wie Johanna Sebus durch Ihren aufopferungsvollen Einsatz in den Fluten schlussendlich selbst ums Leben kam. Um den unterhaltsamen Vorgang deutlich beschreiben zu können, baut Goethe auffällig absinkende Verse in den ersten drei Strophen ein, um den Moment als das Wasser Stück für Stück immer mehr Land erobert, festhalten zu können. Insgesamt hat die Ballade fünf Strophen. Es handelt sich um einen Paarreim, gut erkennbar an dem Reimschema der Verse. Um die Mächte der Wellen verdeutlichen zu können, nutzt Goethe das Jambus-Metrum.
Er schafft es schon zu Beginn der Geschichte den Lesern die unfassbare Kraft der Fluten vor Augen zu halten. Die Natur ist so gewaltig, dass sie den schützenden Damm durchbricht und alle Felder überflutet. Um den Eindruck zu unterstreichen, nutzt Goethe Verben wie spülen, erbrausen oder auch zerreißen. Anschließend folgt ein typischer Balladen-Dialog zwischen Johanna und der Hausfrau, die mit ihren drei Kindern auf dem Gehweg steht und auf Hilfe wartet.
Die Zentralfigur der Geschichte
Die Zentralfigur der Geschichte fällt natürlich durch ihre riskante Rettungsaktion auf, sie bewahrt die Übersicht, verbreitet durch Ihre Aussagen Optimismus und Hoffnung, dass alles gut gehen wird. Im ersten Vers der zweiten Strophe beschreibt Goethe die Zuspitzung der Handlung mit den Sätzen die Fluten wühlen oder, jetzt ist schon der Damm zerschmolzen . Ebenso ist auffällig, dass er die gleiche Satzstruktur wie in der Strophe zuvor genutzt hat.
Ein Dialog zwischen den beiden Damen teilt einem wahrlich ihre Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit mit, auch wenn sich die Tochter nicht von Ihrem Plan abbringen lässt und zielstrebig meint es müssen alle gerettet werden.
In der dritten Strophe ist nun auch der Damm verschwunden, von den Feldern wird auch nicht mehr gesprochen. Es scheint, als sei soeben alles überflutet. Johanna ist tapfer und hält an ihrem Plan fest, auch die Nachbarin mit ihren drei Kindern vor der Flut zu retten, was ihr leider nicht gelingt. Die Rettung war zu spät, das verdeutlicht Goethe mit dem Satz: doch der und den Kindern kein Gewinn.
In der vierten Strophe erreicht die Ballade ihren dramatischen Höhepunkt. Jetzt ragt nur noch ein kleiner Erdwall aus dem Wasser heraus. Um zu verdeutlichen, dass der Damm schon lange verschwunden ist, nutzt Goethe gezielt das Präteritum. Er versucht zudem, die letzten Sekunden der Personen, die sich noch auf dem Hügel befanden, besonders bildhaft darzustellen. Die schäumende Schlund wirbelt umher und als einzige steht jetzt nur noch Johanna da.
Johanna und das Ende
Goethe versucht bis zum Schluss die schöne Johanna in einem guten Licht darzustellen, auch wenn das Ereignis noch so schrecklich war. Nach seiner Beschreibung steht sie noch wie ein Stern, was man in Verbindung mit dem Himmel bringen könnte und es den Anschein macht, dass es auch für Johanna keinen Ausweg mehr gibt. Um den Lesern zu zeigen, dass das Schicksal nun endgültig besiegelt ist, schreibt Goethe, dass sie nun ein letztes Mal in den Himmel schaut.
In der letzten Strophe der Ballade wird deutlich, dass jetzt alles voller Wasser ist. Es gibt keinen Damm mehr und auch kein Feld, lediglich die ein oder andere Zeichen einer Ortschaft lassen sich an der Wasseroberfläche erkennen. Johanna ist inzwischen auch weg, allerdings bleibt sie immer in Erinnerung, auch wenn der Fluss sich wieder zurückgezogen hat.