Beispiel Gedichtanalyse des Gedichts „Sehnsucht“ von Eichendorff

Das Gedicht „Sehnsucht“ von Joseph von Eichendorff

  1. Es schienen so golden die Sterne,
  2. Am Fenster ich einsam stand
  3. Und hörte aus weiter Ferne
  4. Ein Posthorn im stillen Land.
  5. Das Herz mir im Leib entbrennte,
  6. Da hab ich mir heimlich gedacht:
  7. Ach, wer da mitreisen könnte
  8. In der prächtigen Sommernacht!
  9. Zwei junge Gesellen gingen
  10. Vorüber am Bergeshang,
  11. Ich hörte im Wandern sie singen
  12. Die stille Gegend entlang:
  13. Von schwindelnden Felsenschlüften,
  14. Wo die Wälder rauschen so sacht,
  15. Von Quellen, die von den Klüften
  16. Sich stürzen in die Waldesnacht.
  17. Sie sangen von Marmorbildern,
  18. Von Gärten, die überm Gestein
  19. In dämmernden Lauben verwildern,
  20. Palästen im Mondenschein,
  21. Wo die Mädchen am Fenster lauschen,
  22. Wann der Lauten1 Klang erwacht
  23. Und die Brunnen verschlafen rauschen
  24. In der prächtigen Sommernacht. –

Beispiel-Gedichtanalyse:

Einleitung

Das Gedicht „Sehnsucht“, welches von Joseph von Eichendorff geschrieben wurde, erschien im Jahr 1834. Jenes Gedicht thematisiert Themen wie Sehnsucht, Reisen, Fernweh, Gefangenheit und die damit verbundenen Gefühle, die geweckt werden.

Im Folgenden werde ich das Gedicht auf die Frage hin, inwiefern jenes lyrische Werk der Epoche der Romantik zugeordnet werden kann, analysieren.

Hauptteil

Das Gedicht handelt von dem lyrischen Ich, welches sehnsüchtig in einer trüben Sommernacht von innen aus seinem Fenster schaut und zwei vorübergehende Wanderer entdeckt. Diese singen von besonderen Orten, die sie entweder bereits erblickt haben, oder die sie nun auf dem Weg sind zu entdecken. Es wird somit ein Moment aus dem Leben des lyrischen Ichs beschrieben, bei welchem besonders seine Gefühle eine Rolle spielen. Des Weiteren ist davon auszugehen, dass das lyrische Ich einen durchschnittlichen oder gar unterdurchschnittlichen Bewohner einer Stadt darstellt, der wie der Leser und fast jeder andere täglich zur Arbeit gehen muss, um sein tägliches Brot zu verdienen. Dies führt zu einer schnellen und problemlosen Identifizierung des Lesers mit dem lyrischen Ich. Eine weitere Möglichkeit ist, dass es sich bei dem lyrischen Ich um einen Gefangenen handelt, der die Freiheit eines jeden anderen beneidet. Beides stellt auf Grund der beschriebenen Situation und der deutlichen Gefühle des lyrischen Ichs eine Möglichkeit dar. Die genannte Situation wird außerdem von dem lyrischen Ich selbst beschrieben. Dies erkennt man zum Beispiel im folgenden Abschnitt: „Am Fenster ich einsam stand“ (V. 2).

„Sehnsucht“ von Eichendorff besteht aus drei Strophen mit jeweils acht Versen. Dabei ist ein durchgängiger Kreuzreim mit reinen und unreinen Reimen prägend. Das Metrum ist eine Kombinatorik aus Daktylen und Trochäen und sorgt damit für eine belebende und aufbruchsfreudige Stimmung. Bei dem Aufbau des Gedichts ist noch zu erwähnen, dass das letzte Wort einer jeden Strophe ein Kompositum mit dem Wort „Nacht“ ist (vgl. V. 8, 16, 24).

Auffälligkeiten in der Sprache sind besonders in der Wortwahl zu entdecken. So wird besonderen Wert auf geheimnisvolle Worte wie „rauschen“ (V. 14), „Marmorbildern“ (V. 17) und „lauschen“ (V. 21) gelegt. Darüber hinaus dominiert das Vorhandensein von Adjektiven (vgl. V. 1, 2, 3, 4, …). Auf diese Art ist die Stimmung des lyrischen Werkes sehr geheimnisvoll und dennoch direkt.
Außerdem ist zu erwähnen, dass es sich um eine Nacherzählung handelt und dementsprechend im Präteritum geschrieben ist. Auch sind verschiedene Stilmittel vorhanden, die die bereits beschriebene Stimmung noch weiter verdeutlichen. So ist zum Beispiel eine Metapher maßgeblich: „Das Herz mir im Leib entbrennte“ (V. 5). Hier wird deutlich ein sprachliches Bild geschaffen, indem das Herz zu brennen scheint. Dies verdeutlicht die Sehnsucht nach dem Reisen und der Natur, die das lyrische Ich beim Anblick der Wanderer direkt verspürt.

Ein weiteres mehrfach vertretenes Stilmittel ist in diesem Gedicht von Eichendorff die Hyperbel. Beispiele dafür sind „so golden die Sterne“ (V. 1) und „in der prächtigen Sommernacht“ (V. 8). Beide stellen eine Übertreibung da, die im wörtlichen Sinne zunächst unglaubwürdig erscheint. In Verbindung mit den Gefühlen des lyrischen Ichs wirken diese jedoch wahr. Letztendlich unterstreicht auch dieses Stilmittel die Sehnsucht des lyrischen Ichs nach der Natur und der Freiheit.

Alle im Gedicht zu findenden Stilmittel verdeutlichen die Sehnsucht des lyrischen Ichs im Hinblick auf die Natur und das Reisen. Besonders gut lässt sich diese Sehnsucht als Fernweh zusammenfassen. Genau dies ist ein grundlegendes und das Hauptmerkmal der Epoche der Romantik. Darüber hinaus passt das Erscheinungsdatum des Gedichts in die für die Romantik berühmte Zeitspanne. Diese beläuft sich auf den Raum von 1795 bis 1835 in dem die Gefühle standen im Mittelpunkt einer jeden Erzählung.

Schluss

Wenn man nun alle Aspekte zusammenfasst, kann man sehr deutlich sagen, dass das Gedicht „Sehnsucht“ von Eichendorff eine Vielzahl von Merkmalen aufweist, die unverwechselbar der Epoche der Romantik angehören. Aus diesem Grund kann man nur am Ende dieser Gedichtanalyse in Bezug auf meine Leitfrage sagen, dass jenes Gedicht unproblematisch der Epoche der Romantik zuzuordnen ist.

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