Binnen- & Rahmenhandlung einfach erklärt – Unterschied & Beispiele

In literarischen Werken wird in der Textebene zwischen der Binnen- und der Rahmenhandlung differenziert. Die beiden Handlungsarten schließen sich dabei nicht einander aus, sondern wirken zusammen als sogenanntes mehrschichtiges Erzählen. Bereits seit der Epoche der Romantik wird die Rahmenhandlung häufig mit der Binnenhandlung verknüpft, wobei sogar eine Interaktion der auftretenden Charaktere oder eine Parallele zu den Ereignissen beider Handlungen vorkommen kann. Seit dem Beginn der Moderne ist es sogar üblich, dass sich die Rahmenerzählung mit der Binnenerzählung wechselseitig erhält.

Die Rahmenerzählung

Die Rahmenhandlung ist insbesondere in der deutschen Literatur des 19.Jahrhunderts üblich. Sie stellt eine Form des mehrschichtigen Erzählens dar und der Text weist mehrere Ebenen auf. Die erste Textebene wird von einer zweiten Ebene umgeben oder wird der zweiten Ebene vorangestellt. Hierbei ist die erste Textebene, in der Regel die Rahmenerzählung, eine mündliche Erzählsituation, in der ein Erzähler über ein Ereignis, welches als Binnenhandlung gilt, berichtet. Der Erzähler ist nicht mit dem Rahmenerzähler gleichzusetzen. Daraus ergibt sich, dass der Erzähler der Binnenhandlung als eine Figur in der Rahmenhandlung auftritt.

Die Binnenhandlung

Eine Handlung, die von einer Rahmenhandlung umgeben ist, wird Binnenhandlung genannt. Es handelt sich bei der Binnenhandlung somit um eine Handlung innerhalb des eigentlichen Handlungsstranges. Folglich ist die Binnenhandlung auf der zweiten Ebene des Textes anzusiedeln.

Das Zusammentreffen von Rahmen- und Binnenhandlung

Wenn Geschehnisse aus der Binnenhandlung bestimmte Vorkommnisse aus der Rahmenhandlung erklären, spricht man von einer kausalen Funktion. Stehen die Ereignisse aus der Binnenhandlung jedoch in einem Kontrast zur Rahmenerzählung, ist von einer korrelativen Funktion auszugehen.
„Decamerone“, geschrieben von Giovanni Boccaccio, ist ein sehr berühmtes Beispiel für die mehrschichtige Weise des Erzählens. Die Rahmenhandlung befasst sich damit, dass sich Menschen vor dem Ausbruch der Pest retten möchten und in einem abgelegenen Haus Schutz suchen. Um sich die Zeit zu vertreiben, erzählen sich die Charaktere der Geschichte gegenseitig Geschichten, welche als Binnenerzählung definiert werden können. Nach den Geschichten, die von den Figuren zum Zeitvertreib erzählt werden, setzt sich die eigentliche Rahmenhandlung fort, in welcher beschrieben wird, wie die Charaktere in ihre Heimat zurückkehren.

Die Rahmenerzählung mit mehrfachem Rahmen

In der bereits vorliegenden Binnenhandlung kann sogar eine dritte Ebene im Text produziert werden, sodass die eigentliche Binnenhandlung selbst zur Rahmenhandlung wird und eine neue Binnenhandlung geschaffen werden kann. Der Ausbau der mehrschichtigen Erzählweise ist nicht begrenzt. Ein Beispiel für solch eine sogenannte Schachtelrahmenerzählung stellt das Werk „Die Handschrift von Saragossa“ dar. „Die Handschrift von Saragossa“, geschrieben von Jan Graf Potocki, handelt von einem jungen Mann, der sich auf dem Weg nach Madrid befindet, um seinen Dienst anzutreten. Auf dem Weg nach Madrid hört er Erzählungen von anderen Personen, welche eindeutig als Binnenerzählung definiert werden. In abendländischen Geschichten sind solche Schachtelrahmenempfehlungen weit verbreitet.

Das Fazit

Einfach gesagt, stellt die Rahmenhandlung die eigentliche Handlung, beziehungsweise den Rahmen dar. Werden innerhalb der Rahmenhandlung Geschichten von Charakteren erzählt, handelt es sich hierbei um die Binnenhandlung. Rahmen- und Binnenhandlung wirken zusammen als mehrschichtiges Erzählen, da sich durch das Anwenden von einer Rahmen- und Binnenhandlung mehrere Ebenen im Text ergeben. Auch in Serien wird diese beliebte Erzähltechnik angewandt.

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