Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring leicht erklärt

Von all den vielen verschiedenen Methoden, die bei wissenschaftlich, fundierten Analysen verwendet werden, genießt kaum eine andere einen so bewährten und renommierten Ruf wie diese. Historisch betrachtet diente die sogenannte „Grunde Theory“, welche von Glaser und Strauss in den 1960er-Jahren ins Leben gerufen wurde als Grundlage. Der Psychologe Philipp A. E. Mayring hat sie in einem Zeitraum von über 20 Jahren jedoch so effizient weiterentwickelt, dass diese Form von qualitativer Inhaltsanalyse in heutiger Zeit auf internationaler Ebene als eine der angesehensten Theoriengenerierungen der Moderne verstanden wird. Folglich werden einige Fragen beantwortet, die häufig gestellt werden, um diese Thematik besser nachvollziehen zu können.

1. Was ist eine qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring überhaupt und in welchen Gebieten wird sie angewendet?

Eine qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring ist als eine Anleitung für eine methodische Datenanalyse zu verstehen. Sie findet Anwendung bei der Auswertung von kommunikativen Schrifttexten. Ebenso ist sie an fast allen abspielbaren Medien anwendbar, bei Dokumentationen von Gesprächen, Filmszenen oder auch lyrischen Gedichten. Quasi alles an Material, aus der textbasierte Daten extrahierbar sind. Ob es sich um Einträge aus sozialen Plattformen, Liedstrophen, mitgeschnittenen Dialogen oder jeglichen Briefen und Dokumenten handelt; es spielt keine Rolle, aus welchen hörbaren oder lesbaren Quellen die Informationen stammen.

2. Was ist der Unterschied zwischen einer quantitativen und einer qualitativen Inhaltsanalyse?

Eine quantitative Inhaltsanalyse zielt darauf ab, möglichst viele verschiedene Quellen zu untersuchen, um so eine große Menge an Informationen miteinander vergleichen zu können. Aufgrund dieser Basis können Thesen begründet oder widerlegt werden. Bei einer qualitativen Inhaltsanalyse kommt es statt dessen darauf an, möglichst viel Information aus einem sehr viel kleineren Abschnitt zu bearbeiten. Anhand der geringeren Menge an Text kategorisiert man die Struktur wesentlich detaillierter. Auf diese Weise entwickeln sich Thesen und neue theoretische Überlegungen aus den Arbeitsschritten heraus.

3. Wie schreibe ich eine eigene qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring?

Eine solche Analyse lässt sich von Anfang bis Ende in eine Reihe von Schritten zerlegen. Mayring empfiehlt zwar eine systematische Vorgehensweise, doch schreibt er keinen bestimmten Ablauf vor. Ein vollständiges Ablaufmodell kann man in Seinem Buches auf den Seiten 60-62 finden (Version 2010). Jede Auswertung erfordert, je nach Bedarf, ihre eigenen Arbeitsschritte. An dieser Stelle sei gesagt, dass es, um ein gutes Forschungsergebnis zu erzielen, geradezu von substanzieller Wichtigkeit ist, die korrekten Vorbereitungen zu treffen. Als wesentliche Voraussetzung für den Erfolg gilt demnach die Reihenfolge der Schritte zu benennen, aus der sich im Nachhinein ein gewisser Aufbau ergibt. Eine Fragestellung muss vor der Analyse geklärt und theoretisch an den bisherigen Forschungsstand angeknüpft werden. Am verständlichsten ist dieses Forschungsdesign anhand eines Beispiels aufzuzeigen und zu erklären. Beachten Sie jedoch, dass dies keineswegs die nötige Analyse ersetzt, die Sie möglicherweise bräuchten. Dieses Modell dient lediglich dazu, den Aufbau des Konzepts verstehen und nachempfinden zu können. Eine qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring könnte wie folgt aussehen:

Inhaltsübersicht:

Schritt 1: Eine Analyseeinheit bestimmen

Den Inhalt oder die Aussage der zu analysierenden Text. – Ton. – oder Videodatei ist vollständig wiederzugeben oder darzulegen.

Schritt 1.2: Formale Charakteristika und Entstehung/en bestimmen

Formale Charakteristika betreffen die Form, in der das Material vorliegt. Die Bestimmung sollte eine nachvollziehbare Chronik beinhalten. Handelt es sich beispielsweise um die akustische Datei eines Songs als Mp3 Format, benennt man jede Information, die man in Erfahrung bringen kann. Je weniger Infos vorliegen, desto detaillierter werden diese angelegt. Bei einem Lied kann man anführen, wer der Interpret war, welche Instrumente zu hören sind, in welchem Takt die Hintergrundmusik gespielt wird, welchen emotionalen Hintergrund es bei der Entstehung gab oder unter welchen Umständen der Songtext geschrieben wurde.

Schritt 1.3: Festlegung des Materials

Unterschieden wird zwischen repräsentativen, ökonomischen, generalisierbaren, verzerrten oder homogenen Merkmalen, die als Stichprobe aufgelistet werden. Trifft keine dieser Stichprobenmerkmale zu, arbeiten Sie eigene heraus, welche verständlich zu definieren sind.
Eine Stichprobe gilt als

repräsentativ, wenn es für das vorliegende Material sonst keine exakten statistischen Daten gibt.
ökonomisch, wenn man sich für eine vorgeschriebene Anzahl an Proben entscheiden muss, d.h. beispielsweise bei der Auswahl für 5 aus 50 entscheidet.
generalisierbar, wenn sich die Zahl der Merkmalsträger, aus der die zu untersuchende Stichprobe stammt, die Größe einer Population bestimmen kann, auf die sich die gefundenen Ergebnisse anwenden lassen.
verzerrt, wenn die Grundgesamtheit des Informationsstoffes nur unzulänglich bekannt bzw. definiert ist. Hier gilt zu beachten: Ein genauere Angabe wird nicht durch einen höheren Stichprobenumfang vermindert, sondern nur durch ein besseres Auswahlverfahren. Benutzen Sie dieses Stichprobenverfahren also nur, wenn Sie damit auf bestimmte Umstände hinweisen wollen.
homogen<*>, wenn sich die für zwei oder mehr Stichproben ermittelten Varianzen; sprich, wenn sich zwei oder mehr Stichproben in den Maßen für die Streuung der Wahrscheinlichkeitsdichte um ihren Schwerpunkt in ihrer Größe nicht mit einem normalen Vergleichsverfahren unterscheiden. Sollte dies auf Ihre Analyse zutreffen, erweitern Sie diese Stichprobe um einen:

Bartlett-Test, wenn eine Nullhypothese nicht abgelehnt werden kann

oder

Levene-Test, wenn davon auszugehen ist, dass eine Varianz auf jeden Fall ungleich ist

<*>= diese Stichprobe findet bei einer mathematischen Inhaltsanalyse Anwendung

Schritt 2: Richtung bestimmen >> Fragestellung und Unterfragen

Eine bestimmte Richtung der Analyse betrifft die Fragen, die auf den Kern abzielen und was Sie eigentlich erfahren möchten. Um die Thematik in die Richtung zu bewegen, teilen Sie sogenannte Schlüsselfragen in dahin gehende Forschungsfragen auf und diese wiederum in mehrere Unterfragen. Das dient dem Zweck, dass sich übergeordnete Fragestellungen sicherstellen lassen und die nächsten Schritte sich beim Vorgehen aus der Richtung der Analyse und der Aufschlüsselung von selbst ergeben können. Eine Gegenprüfung zur Effizienz dieses kleinen Fragenkatalogs lässt sich daran messen, ob die Fragestellung, die Unterfragen und die Richtung der Analyse auf theoretischen Überlegungen fußen und an vorherige Erkenntnisse anknüpfen.

Schritt 2.2: Bestimmung der Analysetechnik(en), Festlegung des Ablaufs

In diesem Schritt bestimmen Sie nach Mayrings Vorgehen eine oder mehreren Definitionen der Analyseeinheiten. Ihr eigener logischer Aufbau schließt sich aus der Abfolge dieser Punkte heraus. Ändern Sie diese Reihenfolge, wenn Sie an diesem Punkt nicht weiterkommen. Auch hier gilt, sollte keine der vorgeschlagenen Bestimmungen zutreffen, entwickeln Sie eigene Beschreibungen. Folgende Techniken werden vorgeschlagen:

Kodiereinheit: Bei diesem Vorgehen wird bestimmt, welche Materialien zu den kleinsten Materialbestandteilen gehören. Diese werden ausgewertet und in eine Kategorie unterteilt, für die man eine Kodierung festlegt. Wertet man die Analyse aus, erkennt man an der jeweiligen Kodierung das dazugehörige Unterthema oder einen bestimmten Wert, den man entschlüsseln oder herausfiltern will.

Kontexteinheit: Hier bestimmen Sie den größten Textbestandteil, der unter eine Unterfrage fallen kann ist. Handelt es sich beispielsweise um Fragen, die man sich über eine populäre Person gestellt hat, könnte hier festlegen, dass vollständige Antworten auf einzelne Fragen der größte Textbaustein sein sollen, der unter diese Kategorie fallen kann.

Auswertungseinheit: Bei der Definition der Auswertungseinheit bestimmen Sie einzig, welche Texte oder Textstellen analysiert werden sollen.

Schritt2.3: Paraphrasieren der Aussagen

Das Ziel dieses Schrittes ist es, alle Aussagen, Fragen und Antworten auf eine sprachliche Ebene zu bringen. Im Grunde bedeutet das vereinfacht ausgedrückt, dass man die Aussagen von allem Überflüssigen bereinigt und einheitlich wiedergibt. Die exakten Paraphrasier-Regeln findet man auch in Mayring’s Buch (2010) auf Seite 70.

Schritt 3: Interpretation der Ergebnisse

An dieser Stelle ist es ratsam eine Tabelle anzulegen oder einen Text zu schreiben, in der man alle Schritte und Ergebnisse beschreibt. Die Reduktion darin lässt aus Stichpunkten und Antworten ein Bild entstehen. Folgt dieses Bild Ihrer logischen Frage. – und Antwortstellung, können Sie sich dem letzten Schritt widmen.

Schritt4: Güte der Inhaltsanalyse überprüfen

Neben Rechtschreibprüfung und logischer Verkettung, stellt das Dokumentieren und die Begründung den wichtigsten Punkt dar. Sind Ihre Analysen auf anderen Studien anwendbar und legen Ihre Werte eine gewisse Parallele fest, kann man von einer qualitativen Güteklasse reden.

Herzlichen Glückwunsch. Fertig ist Ihre eigene Inhaltsanalyse nach Mayring.