Berlin Alexanderplatz, ein Roman des Deutschen Alfred Döblin, im Jahre 1929 erschienen, mit dem Untertitel „Die Geschichte vom Franz Biberkopf“, ist eigentlich sein einziges bedeutendes Werk und der älteste der alten, bürgerlichen Bildungsromane.
Er hat zusammen mit den Romanen von Thomas Mann, Robert Musil und Werken von Franz Kafka dem modernen deutschen Roman den Weg gewiesen. Berlin Alexanderplatz gehört zu den wenigen Epen der Epoche. Er kann neben die Werke von James Joyce und Marcel Proust gestellt werden.
Das Werk, in 9 Büchern und einem Art Prolog, gegliedert gehört zu den wichtigsten Romanen der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts.
Der Roman schildert das Schicksal des Franz Biberkopf in der modernen Großstadt Berlin. Dieses Schicksal wird zum Exempel für den Unterschied zwischen Sklaverei und Freiheit, für die Frage nach dem Sinn der menschlichen Existenz.
In einem Art Prolog erfährt der Leser in wenigen Worten, warum Franz Biberkopf, ein Zement- und Transportarbeiter, in Haft war, nämlich wegen Körperverletzung mit Todesfolge begangen an seiner Braut.
Zum Beginn des Romans und damit des ersten Buches sehen wir den Protagonisten gerade aus der Haft in Berlin-Tegel entlassen, allein und verunsichert mit der Strassenbahn ins Zentrum der Großstadt Berlin fahren. Die zentrale Aussage des Romans: der einsame, alleingelassene Mensch im Moloch Großstadt. Orientierungslos, von der Freiheit überwältigt und beunruhigt.
Er streift ziellos durch die Strassen. Dabei trifft er einen Juden der ihn mit in die Wohnung eines Glaubensbruders mitnimmt. Die beiden erzählen dem völlig Erschöpften eine belehrende Fabel, die er aufmerksam anhört.
Von den beiden Männern mit vielen guten Belehrungen verabschiedet landet er im Kino, in einem Liebesfilm. Durch seine Haft sexuell entwöhn erweckt die Handlung des Films seine Begierde auf das andere Geschlecht. Er sucht ein Bordell auf. Seine anfängliche Impotenz wird ausgerechnet von der Schwester seiner von ihm getöteten Braut überwunden. Er fühlt sich gestärkt. Mit neuem Selbstvertrauen sucht er die beiden Juden nochmals auf, um sich für ihre Unterstützung zu bedanken. Deren Warnungen vor den Gefahren der Grossstadt, der modernen umtriebigen Welt, schlägt er in den Wind. Aber er ist fest entschlossen ein neues, ein redliches Leben zu beginnen.
Im zweiten Buch hat in Lina eine neue Frau gefunden und will seinen Lebensunterhalt mit ehrlicher Arbeit bestreiten. Dazu beginnt er einen Zeitungsverkauf als Strassenhändler. Seine Presseerzeugnisse besitzen einen völkischen Hintergrund. Durch das Tragen einer Hakenkreuzbinde hofft er den Verkaufserfolg zu erhöhen. Er gerät aber dadurch beinahe in eine Kneipenschlägerei mit Kommunisten, die der Kneipenwirt in letzter Minute verhindert.
Im dritten Buch wird die Begegnung mit Linas Onkel Otto Lüders geschildert, der das Vertrauen von Franz Biberkopf missbraucht. Franz hat inzwischen den Handel mit Zeitschriften zugunsten des Handels mit Kurzwaren aufgegeben. Im Vertrauen schildert er Onkel Otto, dass er bei einer Witwe seine Waren gelagert habe und dass er mit dieser neuen Bekanntschaft Geschlechtsverkehr gegen Bezahlung durchführe. Lüders entwendet die Ware unter Drohungen, ihre Beziehung zu Biberkopf offen zulegen. Franz erkennt, dass er heimtückisch hintergangen worden ist, verkauft sein Hab und Gut und taucht im Treiben der Großstadt unter. Lina und sein Freund Merck bemerken den Betrug, wollen den Verschwunden zurückholen. Ihr Suchen bleibt aber erfolglos.
Im vierten Buch hat Franz Biberkopf zwar eine neue Bleibe gefunden, ist aber inzwischen verlottert; er vertreibt seine Zeit mit Nichtstun und dem Genuss von Alkohol. Auch die Juden, wir kennen sie aus dem Beginn des Romans, können ihm nicht helfen. Ihre guten Ratschläge würde er sowieso nicht annehmen. Aus diesem Lotterleben reißt ihn der Einbruch einer Gaunerbande, den er in der Nacht beobachtet und anzeigt. Unglücklicherweise ist sein Hauswirt in die Sache verwickelt und wird nach Verübung eines weiteren Deliktes als Gehilfe der Bande, verhaftet. Er verlässt sein Zimmer, will bei Minna unterkommen, doch wird er von deren Mann nicht aufgenommen.
Auch im fünften Buch versucht unser Held sich ehrlich durchzuschlagen, wird wieder Zeitungsverkäufer und trifft auf den harmlos und schüchtern wirkenden Reinhold. Der entpuppt sich als skrupelloser Verbrecher. Franz Biberkopf wird in dessen Machenschaften mit Frauen und den Raubzügen hineingezogen. Auf der Flucht mit einem Auto versucht sein Gefährte ihn dadurch wieder loszuwerden, dass er Franz aus dem fahrenden Auto stößt und er einen Arm verliert.
Reinhold taucht im sechsten Buch wieder auf. Er glaubt, dass Biberkopf zu Tode gekommen sei und damit kein lästiger Mitwisser seiner Taten mehr sein kann. Unser Protagonist hat aber Glück: Herbert, ein Bekannter und seine Freundin übernehmen die Kosten einer Operation in einer Klinik und bemühen sich auch nach seiner Entlassung um ihn. Wieder ganz hergestellt will Franz Biberkopf sein Leben erneut selbst in die Hand nehmen, doch er scheitert wiederum, wird Zuhälter. Dabei lernt er ein Mädchen kennen und lieben. Er nennt sie Mieze. Von dieser Romanze erzählt er ausgerechnet Reinhold.
Wir ahnen es: im siebten Buch eskalieren die Ereignisse und Reinhold ermordet schließlich Mieze. Sie hatte versucht ihren geliebten Franz aus den Fängen Reinholds heraus zu lösen, ohne dass sie im Einzelnen über dessen finstere Machenschaften Bescheid wußte.
Das 8. und 9. Buch bringt dann die endgültige Katastrophe. Ein Mitglied der Verbrecherbande verrät das Versteck von Miezes Leiche. Franz und Reinhold werden als ihre Mörder gesucht und nach einigen Verwicklungen auch gefasst. Biberkopf wandert in eine Irrenanstalt, hält dort Zwiegespräche mit dem Tod. Aus diesem Dämmerzustand erwacht Franz Biberkopf als ein neuer Mensch. Seine Unschuld wird erwiesen. Er wird entlassen und zieht als Franz Karl Biberkopf durch Berlin. An Leib und Seele ramponiert endet er als Hilsportier aber auch als ehrlicher Mensch.
Zusammenfassung
Die Geschichte vom Franz Biberkopf, wie der Autor seinen Roman im Untertitel selbst benennt, erzählt, wie ein Mensch als Individuum entlassen in die geheimnisvolle und verlockende Großstadt, scheitert, obgleich er mit festen und besten Vorsätzen ein neues, ehrliches Leben beginnen will. Es wird hier ein neuartiges Exempel für den Unterschied zwischen Freiheit und Sklaverei gegeben. Indem uns das in diesem Werk veranschaulicht wird, könnte es für viele Menschen eine Lehre sein, die wie Franz Biberkopf mehr vom Leben erwarten, als nur die Sicherung der bloßen Existenz.
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