Von Hans Peter Richter, geb. 28. April 1925 in Köln, erschien 1961 ein Jugendroman. Zwei Jugendliche, beide 1925 geboren, genau wie der Autor, werden als Nachbarskinder Freunde. Im heraufziehenden Nationalsozialismus wird diese Freundschaft vielen Schwierigkeiten ausgesetzt. Die geschilderte Handlung beginnt bereits 1925, dem Geburtsjahr der Freunde und findet ihr Ende 1942 in den Wirren des 2. Weltkrieges. Der Leser erfährt nicht, wer der Ich-Erzähler ist und auch nicht wo sich die Geschichte abspielt.
Die Jahre 1925 – 1931
Bei den beiden Jungen handelt es sich um den Ich-Erzähler und seinen Freund Friedrich Schneider. Der Ich-Erzähler wohnt mit seinen Eltern im Mietshaus des herrischen Herrn Resch, der selbst hier wohnt und der seinem Gartenzwerg namens Polykarp unnatürliche Liebe entgegenbringt. Die Eltern des Ich-Erzählers plagen wegen Arbeitslosigkeit des Vaters materielle Sorgen, während es dem Postbeamten Schneider gut geht. Die Jungen werden 1925 im Abstand von 2 Wochen geboren. Erst der Erzähler und dann Friedrich. Die drohenden Probleme deuten sich zum ersten Mal an, als der Erzähler hört wie Herr Resch seinen Freund als „Judenbengel“ bezeichnet.
Der Großvater des Erzählers unterstützt die Familie finanziell. Bei seinem Besuch verbietet er dem Erzähler den weiteren Umgang mit dem „Judenbuben“ mit der Begründung, die Juden hätten Christus ans Kreuz geschlagen und er, der Großvater habe selbst schlechte Erfahrungen mit einem jüdischen Vorgesetzten gemacht. Die Jungen lassen sich aber ihren Umgang nicht verbieten. Der Erzähler erlebt ein Sabbat – Abendessen und ist fasziniert von den fremden Ritualen. 1931 werden sie gemeinsam eingeschult. Ein gemeinsamer Besuch auf dem Rummelplatz, zu der Herr Schneider seine Nachbarn einlädt, soll die Einschulung gebührend feiern. Es entsteht ein gemeinsames Foto der beiden Familien auf einem großen Holzpferd.
Das Jahr 1933
Es beginnen die ersten öffentlichen Angriffe auf Juden! Auf dem Praxisschild von Friedrichs Kinderarzt prangt eines Morgens das Wort „Jude“, vor dem Schreibwarenladen, der einem Juden gehört, versucht ein Mann mit Hakenkreuzbinde die Menschen vom Einkaufen abzuhalten. Der Erzähler tritt dem Deutschen Jungvolk bei, nimmt an Strassenmärschen und den Versammlungen dieser Bewegung teil. Die „Pimpfe“ genannten Jungvolk-Mitglieder und die Strassenmärsche begeistern auch Friedrich. Er begleitet den Erzähler zu einem Heimabend an dem ein Beauftragter der Partei über die Gefahr referiert, die von den Juden für das deutsche Volk ausgehe. Erst als er den Satz „Die Juden sind unser Unglück“ nachsprechen soll, verlässt er die Versammlung.
Es kommt nun hageldick für Familie Schneider. Erst kündigt Herr Resch die Wohnung, allerdings mündlich unter Gegenwart des Vaters unseres Erzählers. Dieser bestätigt sie aber, als Zeuge dazu aufgefordert, nicht. Einige Tage später erfolgt die Zwangspensionierung des erst 32 Jahre alten Postbeamten. Die Räumungsklage des Vermieters folgt auf den Fuß. Ihm könne als Mitglied der Nationalsozialistischen Arbeitepartei das Wohnen mit Juden unter einem Dach, nicht zugemutet werden. Die verzweifelte Mutter Friedrichs erhofft sich Trost von der Mutter des Erzählers. Tatsächlich scheint sich die Lage zu entspannen, als nämlich Herr Resch mit seiner Räumungsklage nicht durchdringt. Das Gericht läßt u. a.den Einwand von Herrn Schneider zu, dass er sich 10 Jahre an dieser Tatsache nicht gestört habe. Herr Schneider findet derweilen eine neue Tätigkeit als Leiter der Spielwarenabteilung eines Kaufhauses. Der Vater des Erzählers tritt in die NSDAP ein.
Die Jahre 1934 – 1936
Die beiden Freunde besuchen noch die gleiche Schule. Am Tag, als Lehrer Neudorf die von Verfolgung geprägte Geschichte der Juden vorträgt, eröffnet er Friedrich, dass er die Klasse verlassen und ab sofort eine jüdische Schule besuchen müsse. Die finanzielle Situation der Familie des Erzählers hat zwischenzeitlich so verbessert, dass man gemeinsam mit der Familie Schneider eine Zugehfrau anstellt. Nach einem Gesetz aus dem Jahre 1935 wird aber dann verboten, dass nichtjüdische Frauen unter 45 Jahren, in jüdischen Haushalten arbeiten. Ehen zwischen Juden und Nichtjuden werden verboten.
Die beiden Nachbarn, Väter der beiden Freunde, treffen sich zu einem abendlichen offenen Männergespräch. Der Vater des Erzählers zählt die Vorteile auf, die er durch die Mitgliedschaft bei der NSDAP gefunden, und dank des Parteiprogramms „Kraft durch Freude“ sogar einen Familienurlaub unternommen habe. Er steht der Bewegung aber sehr kritisch gegenüber; er zeigt es dadurch, dass er seinem Gegenüber dringend empfiehlt Deutschland n zu verlassen. Herr Schneider glaubt nicht an eine so große Gefahr und nennt verschiedene Gründe, warum er bleiben wolle. Bittet aber darum, bei auftretender Gefahr, sich um seine Familie zu kümmern.
Das Jahr 1938
Die beiden Freunde, inzwischen heranwachsende Teens, besuchen gemeinsam das Freibad. Der Bademeister verweigert Friedrich den Zutritt zu den Umkleidekabinen als er bemerkt, dass dieser Jude sei. Während er sich daraufhin im Freien umzieht, wird er Zeuge eines Fahraddiebstahls. Er bietet dem Geschädigten seine Zeugenaussage an, doch der Junge lehnt ab, da er davon ausgehen müsse, die Polizei werde der Aussage eines Juden keinen Glauben schenken.
Friedrich nimmt, eine Woche nach seinem 13. Geburtstag, seinen Freund mit in die Synagoge, wo er zum 1. Mal aus der Thora vorlesen darf, was in einem anschließenden Fest gewürdigt wird, zu dem auch der Lehrer Neudorf erscheint. Er schenkt ihm einen Füller, in den der Name Salomon, deutsch Friedrich, eingraviert ist. Als Sportlehrer Schuster mit der Klasse einen Gewaltmarsch unternimmt, begegnen sie der jüdischen Schulklasse. Daraufhin lässt der Lehrer sie ein judenfeindliches Lied singen.
Die Lage spitzt sich für die Juden in Deutschland zu: die jüdische Kinderarztpraxis wird ebenso verwüstet, wie der Schreibwarenladen. Der Erzähler schließt sich sogar einer Meute Erwachsener an, die er beim Verlassen der Schule trifft und die mit Brechstangen bewaffnet, in ein unbewohntes jüdisches Wohnheim einbricht und dieses verwüstet.
Zunächst macht unser Erzähler mit, wendet sich dann aber angewidert ab, läuft nach Hause, um dort zu erleben, dass der Terror nun seine eigene direkte Umgebung erreicht hat: der Mob ist gerade dabei, die Wohnung der Schneiders zu verwüsten, Friedrich kniet neben seiner ohnmächtigen Muter. Sie stirbt wenige Tage später.
Die Jahre 1939 – 1941
Im Jahr des Kriegsbeginns erhält Friedrichs Vater Arbeitsverbot, während die beiden Jungen durch Herrichten der Wohnung etwas Geld verdienen. Im KIno sehen sie 1940 den Film „Jud Süß“. Da Juden Filme nicht mehr besuchen dürfen, versucht Friedrich zu fliehen, als eine Kontrolle auftaucht. Er muss befürchten verhaftet und ins Konzentrationslager abgeschoben zu werden.
Friedrich verliebt sich in Helga, eine deutsche Kindergärtnerin, die ihn auch dann nicht verlassen will, als sie erkennt, dass er Jude ist. Er durfte sich nämlich nicht mit ihr auf eine für Juden verbotene grüne Bank setzen. Da er aber fürchten muss, sie in Gefahr zu bringen, beendet er die Beziehung.
Als der Erzähler einen bei Schneiders versteckten Rabbi dabei entdeckt, wie sie Judensterne auf ihre Kleider nähen, stellt ihn dieser vor die Wahl, ob er bleiben oder gehen solle. Unser Protagonist will von dem Rabbi den Grund für die Judenverfolgungen wissen. Dieser beantwortet die Frage mit der Erzählung einer alten Legende: Ein König habe seinen Soldaten, die lange keinen Krieg mehr geführt hatten, erlaubt eine Stadt von den Juden zu befreien und deren Eigentum zur Beute zu nehmen. Die alten Eheleute Schloime und Gittel versuchen das Leben ihres einzigen Sohnes Salomon dadurch zu retten, indem sie alle Habe und ihr eigenes Leben opfern.
Indessen durchsucht die Polizei mithilfe Reschs die Wohnung der Schneiders. Der Vater des Erzählers besteht darauf, dass seine Familie den Abtransport der Familie Schneider beobachtet. Sie stellen dabei fest, dass Friedrich fehlt, was Herr Resch der Polizei bereits gemeldet hat. Sie versuchen vergeblich ihn abzufangen, er schlüpft aber durch und trifft auf Resch, der gerade dabei ist die Wohnung zu plündern. Er beschimpft ihn als Fledderer, kann aber flüchten, als Herr Resch um Hilfe ruft.
Das Jahr 1942
Der Rest ist schnell erzählt: Friedrich, völlig verdreckt und heruntergekommen, erscheint bei der Familie des Erzählers, bittet um das Foto vom Rummelplatz, wird aber durch Bombenalarm unterbrochen. Friedrich bleibt in der abgedunkelten Wohnung, während alle Hausbewohner den Luftschutzbunker aufsuchen. Es hagelt Bomben und Friedrich will denn doch in den Bunker, wo ihm Resch den Zutritt verweigert. Ein Feldwebel setzt sich für ihn ein. Der muss aber klein beigeben, als Resch mit Anzeige droht. Er kann lediglich erreichen, dass Friedrich weggeht. Als man den Bunker wieder verlassen kann, ist die ganze Gegend verwüstet. Herr Resch findet seinen geliebten Gartenzwerg unter den Trümmern und den toten Friedrich im Hauseingang sitzend. Was Herrn Resch die kaltherzige Bemerkung entlockt: Der Junge habe noch Glück, auf diese Weise umgekommen zu sein.
Zusammenfassung
32 kurze Kapitel gliedern eine Abfolge von Ereignissen. Sie werden in nüchternen Worten emotionslos vorgetragen. Zwischen wichtigeren und weniger wichtigen Vorkommnissen wird kaum unterschieden, eine Bewertung erfolgt nicht. Auf Gefühle oder Gedanken der Beteiligten wird nicht eingegangen. Nur sichtbare Gefühlsäusserungen, wie zum Beispiel das Weinen einer Person wird erwähnt. Nebenfiguren erscheinen nur kurz und werden dann nie mehr erwähnt. Die Handlungsstränge konzentrieren sich auf die Hauptpersonen.
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