Peter Härtling schildert in seinem einfühlsamen Roman „Ben liebt Anna“, dass nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder die wunderbare Entdeckung der ersten Liebe machen.
Das vierte Schuljahr beginnt für den zehnjährigen Benjamin Körbel mit einer Überraschung. Eines Morgens schiebt der Lehrer eine neue Mitschülerin vor sich her in die Klasse. Anna Mitschek, ein blasses, dünnes Mädchen in komischer Kleidung passt so gar nicht zu seinen Mitschülern.
Ben weiß nicht, was er von der neuen Mitschülerin halten soll. Alle seine Klassenkameraden wenden sich von Anna ab, möchten nicht neben ihr sitzen und auch sonst nichts mit ihr zu tun haben. Auch Ben findet Anna eigentlich scheußlich. Wenn da nicht ihre Augen wären. Augen, riesengroß und braun, die ihm Angst machen wenn er sie anschaut. Dennoch sind es diese Augen die Ben anziehen und ihn zum Nachdenken bringen. Beim Spielen auf dem Schulhof, als Anna wieder einmal alleine da steht, platzt Ben der Kragen und er wirft ihr einen Tennisball an den Kopf. Er will ihr wehtun und doch bereut er sogleich was er getan hat. Jetzt hat Ben einen riesigen Zorn, auf sich, aber auch auf Anna. Selbst jetzt reagiert sie nicht. Dennoch entschuldigt er sich. Dann, er ist selbst überrascht, gesteht Ben Anna dass er sie mag. Überwältigt von seinen Gefühlen rennt Ben weg. Obwohl er es nicht will, muss Ben immerzu an Anna denken. Sein großer Bruder Holger, dem er seine Gefühle anvertraut, zieht Ben damit gegenüber den Eltern auf und macht sich lustig. Doch die ermutigen Ben von Anna zu erzählen.
Eines Tages fasst Ben sich ein Herz und wartet auf Anna. Er begleitet sie und lernt Annas Familie kennen. Sie sind Spätaussiedler aus Polen, der Vater ohne Arbeit. Gemeinsam mit ihren Eltern und sechs Geschwistern lebt Anna in zwei kleinen Zimmern. Ben freut sich, dass Anna ihn als ihren Freund vorstellt. Auf dem Heimweg begleiten ihn tausend Gedanken über die er unbedingt sprechen muss.
Eigentlich macht Ben sich nichts aus Fußball und es stört ihn selten, dass Jens der beste Stürmer ihn anbrüllt wenn wieder mal was schief geht. Aber heute sehen die Mädchen zu. So gerne möchte er Eindruck auf Anna machen. Doch nichts gelingt. Als nicht nur die Jungen, sondern auch Anna ihn auslachen, geht er ihr aus dem Weg. Ben erzählt ihr in einem Brief von seinen Gefühlen und bittet sie mit ihm zu gehen.
Auf die kommenden Pfingstferien freut Ben sich nicht. Immerzu denkt er daran, dass Anna nicht auf seinen Brief geantwortet hat. Hat ihr sein Brief nicht gefallen? Er beschließt stattdessen wieder etwas mit seinem Freund Bernhard zu unternehmen und Anna zu vergessen. Gemeinsam verbringen sie einen Nachmittag voller Schabernack, aber Anna geht ihm nicht aus dem Sinn. Als Anna dann endlich antwortet und ihn einlädt sind die kommenden Ferien gerettet.
Aufgeregt springt Ben aus dem Bett. Für seinen Besuch bei Anna möchte Ben sich besonders schick machen. Er freut sich ihre Familie näher kennen zu lernen. Ihre Gastfreundschaft und das fröhliche Treiben gefallen Ben. Anna hütet ein Geheimnis, ein kleines Holzhäuschen. Mit Schokolade und Micky-Maus verbringen sie dort einen glücklichen Nachmittag. Ben beendet ihn mit einem scheuen Kuss.
Am nächsten Tag darf Anna mit Ben und seiner Familie einen Ausflug machen. Während die Anderen einen Spaziergang um den See unternehmen, beschließen die beiden lieber zu baden. Gemeinsam zappeln sie im eiskalten Wasser, umschlingen sich. Ben, hin und her gerissen zwischen Wohlbehagen und Scham wünscht sich, dass es immer so bleiben sollte.
BEN LIEBT ANNA, so steht es nach den Ferien an der Tafel. Alle verspotten ihn. Unglücklich rennt Ben nach Hause. Zu allem Unglück wird er ernsthaft krank. Als Ben wieder gesund zurück zur Schule kommt erfährt er, dass Anna in eine andere Stadt zieht. Ihr Vater hat endlich die ersehnte Arbeit gefunden. Ben verabschiedet sich von Anna. In seinem Kopf drehen sich die Gedanken – Ich hab Anna lieb. Ich hab Anna wirklich lieb. Er könnte heulen, aber er tut es nicht.
Interpretationsansatz
Diese anrührende Geschichte über eine erste große Liebe erzählt Peter Härtling 1979 und zeigt, wie nahe Freude, Sehnsucht und Herzklopfen, Angst ausgelacht zu werden, Eifersucht und Streit mit Freunden beieinander liegen. Gerade heute wieder ermutigt sie, darüber nachzudenken, wie wir Menschen, denen es nicht so gut geht, Vertrauen und Geborgenheit entgegen bringen können.
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