Das Schloss – Inhaltsangabe / Zusammenfassung

Der Roman „Das Schloss“ ist ein unvollendetes Werk des Schriftstellers Franz Kafka. Er schrieb in den Jahren 1922 bis 1923 daran, konnte ihn aber, wie auch zwei weitere Romane, wegen seiner fortschreitenden Erkrankung und Schwäche nicht fertig stellen. Als der Autor im Juni 1924, nur vierzig Jahre alt, verstarb, hatte sein Freund und Nachlassverwalter Max Brod eigentlich den Auftrag, den schriftstellerischen Nachlass Kafkas Nachlass samt der unvollendeten Werke zu vernichten. Brod erfüllte aber diesen Wunsch nicht, weil er sich verpflichtet fühlte, das in seinen Augen außergewöhnlich bedeutende kulturelle Erbe zu bewahren.

Deshalb veröffentlichte er 1926 das Roman-Fragment, indem er einen von ihm verfassten Schluss hinzufügte. Kafka selbst hatte seinen Roman mitten in einem Satz abgebrochen. Ob Kafka aus seinem Werk eigentlich einen Roman oder eher einen kürzeren Prosatext machen wollte, ist nicht ganz klar. Auch über die Perspektive scheint er sich anfangs nicht im klaren gewesen zu sein. Weder die Zeit noch der Ort der Handlung werden näher bestimmt, sind schwimmend. Die ganze Handlung spielt an sechs aufeinander folgenden Tagen.

Inhaltsangabe:

Im Mittelpunkt des Romans steht ein Fremder, der nur K. genannt wird. Er kommt eines Tages in ein Dorf, welches zu Füssen eines mächtigen Schlosses liegt. Wie K. sagt, will er eine Einladung aus dem Schloss erhalten haben, um für die Schlossverwaltung als Landvermesser zu arbeiten. Zuerst mietet er sich deshalb im bescheidenen „Gasthaus Zur Brücke“ ein und versucht am nächsten Tag, einen Weg in das Schloss zu finden. Es gelingt ihm nicht und die Dorfbewohner weichen allen seinen Fragen aus und sind sehr unfreundlich. Am Abend trifft K. auf zwei Männer (Jeremias und Artur) die angeblich als seine Gehilfen arbeiten sollen und ihn von nun an auf Schritt und Tritt verfolgen. Von Landvermessung dagegen scheinen sie keinerlei Ahnung zu haben.

Gleichzeitig erhält K. über den Boten Barnabas eine Nachricht vom Schloss. Kanzleivorstand Klamm bestätigt ihn in seinem Amt. Sprechen kann K. ihn aber nicht, er ist für niemandem aus dem Dorf zu sprechen. Im Dorf gibt es noch ein weiteres Gasthaus, den „Herrenhof“ in dem nur Schlossbeamte verkehren. Dort trifft K. Frieda, ein Schankmädchen und die Geliebte Klamms. Zwischen ihm und Frieda entwickelt sich eine Liebesbeziehung. Frieda verlässt Klamm. Das macht K.s anfängliche Hoffnung zunichte, über Frieda an den Kanzleivorstand heran zu kommen. Der Dorfvorsteher (K.s eigentlicher Vorgesetzter)behauptet, K.s Einstellung sei nur ein Missverständnis, ein Landvermesser werde gar nicht gebraucht. K. aber besteht auf einer Anstellung und wird darauf hin erst einmal als Schuldiener eingesetzt. Nebenbei versucht er weiter, Kontakt zum Schloss und besonders zu Klamm herzustellen.

Er wartet vergeblich darauf, ihm zu begegnen. Statt dessen versucht Klamms Dorfsekretär Momus ihn verhören und droht ihm. Auch die Brückenwirtin warnt K, er aber ignoriert Drohungen und Warnungen und will über den Boten Barnabas eine Unterredung mit Klamm erzwingen. Gleichzeitig entlässt er seine lästigen und unfähigen „Gehilfen“. Von Barnabas Schwestern Olga und Amalia erfährt K. dann, dass Barnabas ihm nicht werde helfen können, weil er selbst keinen Zugang zum Schloss habe. Im Gegenteil hätte auch er schon seit Jahren eine nicht geklärte Beschwerde in einer wichtigen Familienangelegenheit, derentwegen die ganze ehemals sehr angesehene Familie vom Dorf nun verachtet und gemieden würde.

Als K von der Unterredung mit Olga zurück zu seiner Geliebten Frieda kommt, verkündet ihm sein ehemaliger Gehilfe Jeremias, dass Frieda ihn verlassen habe, weil sie glaube, er würde sie mit einer von Barnabas Schwestern betrügen. Jetzt sei er (Jeremias) Friedas Geliebter und würde künftig mit ihr zusammen im „Herrenhof leben und arbeiten. Gleichzeitig erscheint der Bote Barnabas und teilt ihm mit, Klamms Sekretär Erlanger wolle ihn dringend im „Herrenhof“ sprechen. K. eilt dorthin aber Erlanger schläft gerade. Statt dessen treffen K. und Frieda aufeinander. Am anderen Morgen spricht K. mit Erlanger aber es gelingt ihm nicht, seine Angelegenheiten zu klären. Die Unterredung geht nur um Frieda und Klamms Forderung, sie solle wieder als Schankmädchen arbeiten.

Anschließend erlebt K. zufällig die all-morgendliche Aktenverteilung im „Herrenhof“ mit, was Uneingeweihten streng verboten ist. Es kommt dabei zu Irrtümern und Streitereien zwischen den Verteilern, an denen K. die Schuld gegeben wird, weil er angeblich durch seine Anwesenheit die Schamhaftigkeit der Beamten verletzt habe. Danach lernt K. das Zimmermädchen Pepi kennen. Es erzählt ihm sein Schicksal und behauptet darüber hinaus, Frieda hätte K. nie geliebt und nur aus Berechnung eine Affäre mit ihm begonnen. K. verteidigt die geliebte Frieda. Im Flur wartet ein Mann Namens Gerstäcker auf ihn, um ihn als Pferdeknecht einzustellen.

An dieser Stelle endet das eigentliche Werk Kafkas und beginnt Brods Schluss. K. bemüht sich weiterhin um Kontakt mit dem Schloss. Erschöpft und entkräftet stirbt er aber ohne jeden Erfolg und kurz nach seinem Tod trifft die amtliche Erlaubnis ein, die es ihm erlaubt hätte im Dorf zu arbeiten und zu leben.

Interpretationsversuch:

„Das Schloss“ ist kein Schloss sondern eine Art Institution, undurchschaubar, machtvoll, ungerecht und perfide. Und das Dorf, dem Schloss ausgeliefert, setzt ihm nicht etwa Geschlossenheit und Zusammenhalt entgegen sondern unterwirft sich der geheimnisvollen Macht ohne Gegenwehr, ja auf gewisse Weise ebenso bösartig.

Wie eigentlich immer bei Kafka ist eine Deutung seines Romans praktisch unmöglich. Das Schloss kann vieles sein und ist wohl auch für jeden Leser etwas anderes. Im Kern lässt sich wahrscheinlich nur sagen, dass es um Mächte geht, die aus der Ferne beeindruckend und großartig, von nahem betrachtet ruinös und zerstörerisch sind. Ihre Stärke beziehen sie allein aus der Unerreichbarkeit und Unantastbarkeit. Und die „unten“, die Unterdrückten im Dorf können auch nicht mehr normal empfinden.

Sie suchen unablässig eine eigene Schuld, die sie gar nicht haben und laden ihre Frustration an denen ab, die noch schwächer sind, weil sie es wagten, den Unterdrückern zu nahe zu kommen. Ob es eine leise Hoffnung gibt, dass die Menschen irgendwann doch noch ihre Abhängigkeiten erkennen und abstreifen können – Kafka beantwortet diese Frage nicht.

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