Personifikationen treten in der Literatur immer auf. Hier und da und manchmal bemerkt man sie sogar gar nicht. Aber was ist eine Personifikation und was macht sie aus?
Die Personifikation als Teil der Literatur
Mit einer Personifikation bekommen wir ein klareres Bild und eine Vorstellung von Prozessen, die anders nur kompliziert dargestellt und formuliert werden können. Wir sprechen als soziale Wesen meistens von Personen und was diese tun oder getan haben. Und so ist es leicht, einen Fluss „über die Ufer treten“ zu lassen oder dass die Sonne „über den Himmel wandert“. Natürlich können Flüsse und Sonnen gar nichts machen wie es ein Mensch tut. Sie entscheiden sich dafür nicht, sondern sie funktionieren nach Gesetzmäßigkeiten. Aber eine Personifikation kann auch schlicht dazu dienen, etwas lebendiger zu machen, menschlicher, selbst wenn es lebendig ist. Ein Fuchs kann schlau sein, kann listig sein und lügen oder stehlen oder gütig sein. Es sind klar menschliche Züge, also eine Personifikation.
Beispiele einer Personifikation
„Die Erde hat Fieber!“
Man liest es immer wieder in den Zeitungen, wenn vom Klimawandel die Rede ist. Die Erde habe Fieber oder sei krank oder was auch immer. Dabei kann ein 4,6 Milliarden Jahre alter Planet weder krank werde noch sterben und auch kein Fieber haben. Aber hier gilt die Erde pars pro toto als Sinnbild der Natur, der Menschheit, der Zivilisation und allem, was uns bekannt ist und erhaltenswert erscheint.
„Der Stein fühlt sich am wohlsten unter Seinesgleichen“
Soll heißen, dass der Stein meistens mit anderen Steinen gefunden wird. Aber natürlich ist es einem Stein vollkommen egal (wieder eine Personifikation) wo er liegt oder mit wem oder ob es ihn überhaupt gibt. Der Stein ist einfach eine Ansammlung von Mineralien ohne Bewusstsein, Ziel, Sinn, Zweck, Gefühl, Gedanken.
„Das Virus ist schlauer als wir.“
Ein Virus kann in einer Pandemie den Menschen zum Narren halten, aber natürlich tut es das eigentlich nicht. Das Virus gehorcht den Gesetzmäßigkeiten. Es hat keine Gedanken, ärgert sich nicht, hat keine Angst vor dem Tod und will eigentlich auch nicht jemanden infizieren. Es passiert, weil das Virus die nötigen Eigenschaften dafür mitbringt.
„Die Evolution hat den Menschen geformt.“
Die Evolution als Ersatz für einen intelligenten Schöpfer. Aber natürlich ist die Evolution das nicht. Denn die Evolution ist ungerichtet, zufällig, vollkommen ohne Verstand oder Bewusstsein. Der Mensch ist entstanden, weil Zufälle da waren, die es ihm günstig machten, zu überleben und sich hervorzutun. Das kann in Jahrtausenden schon wieder ganz anders aussehen. Die Evolution schöpft nicht, sie ist ein Prozess, den man beschreiben kann.
Nötig für eine Kommunikation
Wir Menschen sind abhängig von unserer Sprache und unsere Sprache ist abhängig von unserer Art, zu denken, Denkbilder zu kreieren und die Welt wahrzunehmen. Wenn wir als Kind gespielt haben, waren unsere Spielzeuge immer irgendwie Spielkameraden und Freunde, auch wenn sie nicht wie in einigen Filmen zum Leben erwachen konnten. Und natürlich wanderte die Sonne für uns über den Himmel oder die Wolken weinten oder der Fuchs hatte die Gans gestohlen. All das machen Menschen, aber was nicht menschlich ist, kann nicht klar dafür oder gegen etwas sein oder sich weigern, etwas zu tun aus einem moralischen Grundsatz heraus. Aber Personifikationen unterstützen unsere Sprache, unsere Kommunikation und machen unsere Welt greifbarer. Wir müssen nicht erst jede physikalische oder medizinische und biologische Gesetzmäßigkeit mit den korrekten Begriffen kennen, um uns zu unterhalten, ein Buch zu schreiben oder es zu lesen. Wir kriegen das auch so hin und dabei unterstützen uns einfache Denkbilder, die leicht zugänglich sind, weil wir selbst schon mal gewandert sind, etwas gestohlen haben (einen Keks aus der Dose, obwohl es untersagt wurde) oder uns mal schlau und gerissen fühlten. Es ist eingängig, wir können damit etwas anfangen.
Alles kann personifiziert werden
Man kann jeden Gegenstand, jeden Prozess, jedes Tier, verstorbene Menschen personifizieren. So komplex etwas auch sein mag, so wird es eingängig. Man muss keine Formeln beherrschen, um zu verstehen, dass das Universum expandiert. Es kurbelt damit auch die Fantasie an und man kann sich einen Spaß daraus machen, absurdeste Dinge in eine Figur mit Moral und einer klaren Handlung zu verwandeln. Gute Autoren machen genau das und sind Meister darin, komplexe Dinge simpel und flüssig zu erzählen.
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