Was ist eine Allegorie? Beispiele, Wirkung & Erklärung

Der Begriff Allegorie im Allgemeinen

Die Allegorie ist ein Stilmittel, welches in allen der drei literarischen Gattungen – Epik, Lyrik und Dramatik – ausfindig gemacht werden kann. Grundsätzlich versteht man darunter eine Verbildlichung von Abstraktem, oder Unwirklichem.

Der Begriff selbst leitet sich aus dem Altgriechischen „allegoreo“ (dt. „bildlich reden“, oder „interpretieren“) ab, und bedeutet übersetzt nichts anderes, als verblümt zu reden, oder etwas anderes ausdrücken zu wollen, als die eigentlichen Worte besagen.
Eine Allegorie wird also eingesetzt, um Gesagtes anschaulicher und lebendiger zu machen, oder beispielsweise eine politische Rede auszuschmücken und komplexe Sachverhalte in verständlicher Weise zu kürzen.

Um also der eigentlichen Bedeutung des Gesagten auf den Grund zu gehen, ist es nötig, sich genauer mit dem Text zu befassen – sprichwörtlich auch oft „zwischen den Zeilen zu lesen“.

Allegorie und Metapher – der kleine, aber feine Unterschied

Oftmals ist es schwer, Allegorie und Metapher auseinander zu halten – beschreibt doch eine Metapher einen Ausdruck und die Allegorie eine gerade abgeführte Handlung als Sinnbild für etwas. Der Übergang zwischen beiden Begriffen ist oftmals fließend, da diese so nahe beieinander liegen.

Auch der Begriff Metapher kommt ursprünglich aus dem Altgriechischen, nämlich von „metaphero“ (dt. „etwas auf jemanden übertragen“) und wird häufig auch als Bildersprache bezeichnet. Ein gutes Beispiel für eine Metapher ist das „Staatsschiff“: hier wird ein Staat sinnbildlich als Schiff dargestellt.

Die Funktion der Metapher ist die gleiche, wie die der Allegorie: der eigentliche Ausdruck wird durch etwas ersetzt, das für den Leser anschaulicher ist.

Die Allegorie im Sprachgebrauch

Um die Allegorie im Sprachgebrauch zu verstehen, ist es nötig, sich die alten Griechen ein wenig genauer anzusehen; immerhin stammt auch der Wortstamm „allegoreo“, wie schon oben erwähnt, aus dem Altgriechischen.

Bei Dichtern wie Homer verwendeten schon die griechischen Philosophen selbst die sogenannte Allegorese – eine Theorie zur Offenlegung von verborgenen Textinhalten – zur Auslegung ihrer Werke. Dabei ging es um die Ermittlung eines verborgenen Sinnes, welcher sich vom niedergeschriebenen Sinn unterschied.

Damit der Empfänger den verborgenen Sinn verstehen konnte, kamen wiederrum Stilmittel wie die Methapher und Allegorie zum Einsatz. Die Werke Homers, deren Götterbild als zu obsolet gehalten wurde, wurden also allegorisch interpretiert.

Die Auswirkungen der homerischen Epen auf die gesamte nachfolgende Literatur der griechischen Welt waren gewaltig und formten maßgeblich das Götter- und Menschenbild.

Auch von den Römern wurde die Allegorie übernommen: neben der Dichtkunst und Philosophie wurde sie hier maßgeblich zur Interpretation der Gesetzestexte und des Rechts verwendet.

Viel offensichtlicher allerdings gestaltet sich die Allegorie im neuen Testament. Bei den sogenannten „Gleichnissen“, welche für Außenstehende eher keinen Sinn ergaben, wurden den Adressaten vertraute Vorgänge und Erfahrungen von Jesus so in Relation gesetzt, dass ein Ansatz gegeben wurde, das bisherige Weltverstehen in Frage zu setzen.

Ein hervorragendes Beispiel hierfür ist das Gleichnis vom Senfkorn (Matthäus, 13,31-32); an dieser Stelle sei es allerdings nur sinngemäß wiedergegeben:

Jesus legte seinen Jüngern ein weiteres Gleichnis vor und sprach: „Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das jemand auf seinem Acker sät.
32 Es ist ein winziges Samenkörnchen; ist es aber erstmal zu einem großen Baum herangewachsen und tief in die Erde verwurzelt, hat es auch für alle anderen Lebewesen einen Nutzen – egal, ob kleine Käfer, oder die Vögel im Himmel.“

Die Interpretation lässt natürlich auch hier Spielraum, im Großen und Ganzen deutet das Gleichnis aber auf einen kleinen Beginn mit weitreichenden Auswirkungen hin.

Allegorie in der bildenden Kunst

Um Abstraktes, wie Tugenden, oder Laster bildlich darzustellen, griffen schon die alten Griechen auf die sogenannte Personifikation zurück. Diese Personifikationen, oftmals Frauen, konnten durch ihre Attribute unterschieden werden; zu finden sind sie auch heute noch auf Reliefs, wie denen des Pergamonaltars, oder auf antiken Vasenmalereien.

Die Römer gingen hier noch einen Schritt weiter und nutzen die Allegorie für Kameen, die Numismatik, auf Marmorreliefs und vielem mehr. Als wohl berühmteste Personifikation ist an dieser Stelle die Dea Roma zu nennen:
Das Portrait der Gottheit Roma, welche den Staat Rom, bzw. die Stadt Rom symbolisierte, stehts behelmt, war vor allem auf Münzen ein beliebtes Motiv; ihre Statue kann auch heute noch auf dem Kapitol in Rom bewundert werden.

Einen erneuten Aufschwung erlebte die Allegorie in Renaissance und Barock im Zuge der Gegenreformation in der Ausmalung katholischer Kirchen, sowie der Gestaltung von Parkanlagen, heutzutage arbeiten nur mehr gelegentlich Künstler damit.