Bei „Ein Brief“ handelt es sich um ein literarisches Werk von Hugo von Hofmannsthal, welches 1902, also in der Moderne, veröffentlicht worden ist. Man bezeichnet sein Werk auch als „Chandos-Brief“ oder „Brief des Lord Chandos“.
Inhaltsangabe „Ein Brief“
Bereits zu Beginn werden die (fiktiven) Umstände kurz beschrieben, unter denen der vorliegende Brief entstanden ist. Philipp Lord Chandos ist der fiktive Autor dieses Briefes. Er ist ein Dichtergenie und 26 Jahre alt und schreibt am 22. August 1603 an seinen Mentor. Bei seinem Mentor handelt es sich um einen in die Jahre gekommenen Philosophen und zugleich Naturwissenschaftler Francis Bacon. Bereits in seinen jungen Jahren war er sehr erfolgreich gewesen, doch nun, nach zwei Jahren voll Stillschweigen, zweifelt er an sich selbst und der Ehrlichkeit seiner bisherigen Gedichte. Vielmehr fühlt er sich vor einem „brückenlosen Abgrund“ stehen. Er drückt aus, dass der vorliegende Brief sein letztes literarisches Werk sein werde, obgleich er bereits erfolgreich war. Aus welchen Gründen er es aufgeben wird, beschreibt er ausführlich in den nachfolgenden Kapiteln. Da es sich um einen Brief handelt, wird dieser aus der Ich-Perspektive geschrieben.
Sein ursprüngliches Verständnis von Poetik gehört nun der Vergangenheit an, denn es besteht keine Einigkeit mehr zwischen der Kunst und der Natur, zwischen dem Körper und der Seele, zwischen der Sprache und der Empfindung. Eigentlich handelt es sich hierbei um Einheiten, deren Verbindung auf Dauer zerstört wurde. Er ist einfach nicht mehr in der Lage, seine Welt mit Hilfe der Sprache in Ordnung zu bringen und zu halten. Stattdessen ist er nicht mehr Herr seiner Gefühlswelt. Er ist sprachlos. Aufgrund dieser Sprachlosigkeit überkommt ihn das Gefühl der inneren Leere, ein Gefühl der Gleichgültigkeit. Er kann und vermag es nicht, seinen heftigen Gefühlen mit Worten Ausdruck zu verleihen. Er vermag nicht mehr, Dinge mit Hilfe der Sprache zu beschreiben und zu denken. Er versucht sich zu erklären.
Die Natur und ihre Gegensätze
Bacon erinnerte den jungen Dichter daran, dass er bereits vor einiger Zeit ein Portrait von Heinrich VIII. zusammenstellen und verfassen wollte. Grundlage hierfür sollten die Aufzeichnungen seines Großvaters sein. Damals stand bereits fest, wie er den schmalen Grat zwischen Realität und literarischer Umsetzung meistern wolle. Zudem erinnert Bacon ihn daran, dass auch Fabeln und Erzählungen mythischer Natur und eine Art Dichtungs-Enzyklopädie, noch immer darauf warten, von ihm verfasst zu werden. Er wollte versuchen, die natürlichen Gegensätze wie Körper und Geist, Kunst und Realität und auch Gesellschaft und Einsamkeit in Einklang zu bringen.
Die Resignation des jungen Dichters
Doch zu dem Zeitpunkt, als er den Brief schreibt, ist ihm die Vorstellung davon fremd, die Hürde, diese Dinge in Einklang zu bringen, scheint unüberwindbar. Der Grund liegt in seiner geistigen Verfassung, denn diese ist nicht mehr so wie früher, sondern vielmehr das Gegenteil. Kleinmut und Kraftlosigkeit kennzeichnen seine jetzige Verfassung. Auch religiöse Ansichten und Überlegungen sind für ihn nunmehr alles andere als greifbar.
Interpretationsansatz
Es scheint sich bei dem „Brief“ um einen einfachen, aus dem Affekt heraus geschriebenen Brief zu handeln. Dennoch wird man bei einer genauen Analyse feststellen, dass er klar strukturiert ist. Mit Hilfe des Ich-Erzählers können die Gefühle, die Emotionen und die Denkweisen von Chandos wiedergegeben werden. Obgleich Chandos den Verlust der Sprache beklagt, finden sich in dem Brief unterschiedliche Stilmittel. Zudem sind seine Zeilen von gehobener Sprache. Auf diese Weise werden das innere Erleben, die Gedanken Chandos wiedergegeben. Der Inhalt und die Form bilden einen klaren Gegensatz zueinander.
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