In der Rhetorik und der Lyrik gibt es vielerlei Stilmittel, die eine Vielzahl an Wirkungen erzeugen und einen besonderen Eindruck hinterlassen sollen. Die Ellipse ist eines der bekannteren Stilmittel, das besonders in der Epoche des Sturm und Drang zu Geltung kam. Das Wort „Ellipse“ selbst kommt aus der griechischen Sprache und bedeutet so viel wie „Zurücklassen, Auslassen, Mangel“ und erklärt seine Funktion damit im Prinzip von selbst. Bei dem Einsatz einer Ellipse wird ein Satz grammatikalisch nicht vollständig verwendet, sondern verkürzt.
Bei der Verkürzung wird allerdings nicht der Sinn des Satzes grundlegend verändert, sondern die Bedeutung bleibt nach wie vor klar. Es werden lediglich Worte ausgelassen, die sich der Zuhörer oder Leser sowieso bereits denken würde. Beliebte Beispiele sind die Sprichwörter „Wie du mir, so ich dir“, „Mir nichts, dir nichts“, „Ohne (ein) wenn und (ohne ein) Aber“ etc. Der Satz verliert also nur in der Grammatik seine „Vollständigkeit“, aber nicht in seiner Bedeutung und Klarheit.
Wirkung und Bedeutung der Ellipse
Die Ellipse findet vor allem seit dem Sturm und Drang in der Literatur Verwendung, um Leben, Dynamik und Schnelligkeit hervorzurufen, ohne dabei an Verständlichkeit zu verlieren. Auch bei Wortgefechten und Monologen ist die Ellipse eine gern gewählte Figur, um diese kompakt, lebendig und verständlich zu halten. Die Stärke der Ellipse besteht darin, das maximale Maß an Aussagekraft mit minimalem Wort- und Textaufwand zu verbinden. So können lebendige Wortgefechte oder andere Textstellen auf das nötigste reduziert werden, um zu gewährleisten, dass der Leser sich schnell und dynamisch durch die gewählte Literatur schwingen kann.
Doch die Ellipse muss nicht zwangsläufig eine sehr tiefe Bedeutung besitzen, oder einen lyrischen Zweck. Auch kann sie, vor allem im modernen Sprachgebrauch, lediglich als eine verkürzte Vereinfachung der Alltagssprache verwendet werden. So wie bei vielen anderen Stilmitteln, kann auch der Ellipse kein fester Stempel aufgedrückt werden, was Wirkung und Bedeutung betreffen. Vor allem in diesem Fall kann sie alles, oder auch nichts bedeuten. Von Tiefsinn bis Faulheit kann alles der Beweggrund zum Einsatz einer Ellipse sein.
Sonderformen der Ellipse
Grundsätzlich kann jeder Satz als elliptisch bezeichnet werden, der grammatikalisch unvollständig ist, ganz gleich welche Bedeutung er hat oder haben soll. Eine Sonderform stellt hierbei die sogenannte Aposiopese dar. Bei der Aposiopese wird zwar auch ein Teil des Satzes unterschlagen, allerdings handelt es sich hier um den wesentlichen Teil des Satzes. Ein sehr beliebtes und alltägliches Beispiel ist das klassische „Du kannst mich mal…“. Was genau der andere denn nun „kann“ ist prinzipiell jedem klar, doch wird es nicht ausgesprochen. Der wesentliche Teil der Aussage wird also unterschlagen, ohne, dass dabei die Bedeutung an Klarheit verliert. Auch hier können sämtliche Beweggründe die Aposiopese ausgelöst haben. Vom expliziten lyrischen Stilmittel, oder gewisse Faulheit oder aus Hemmung davor, den wesentlichen Teil des Satzes auszusprechen ist alles möglich.
Verwendung und Erkennen der Ellipse
Ellipsen werden in den meisten Fällen vollkommen unbewusst angewandt und fließen somit in sämtliche Bereiche alltäglicher Kommunikation mit ein. Dementsprechend schwer ist es auch, sich wirklich dafür zu entscheiden, diese rhetorische Figur als bewussten Teil des Sprachstils auszuwählen und regelmäßig zu verwenden.
In der Literatur sieht es damit anders aus, da hier explizit auf die Auswahl der Sprache und deren Wirkung geachtet wird. Hier sind Ellipsen vor allem dann ratsam, wenn ein dynamischer Lesefluss gestaltet werden will, an dem sich der Leser hin und her schwingen kann. Wesentliche Informationen werden dabei nicht in komplizierte Worthülsen verpackt, sondern es wird sich darauf verlassen, dass der Text die Vorstellungskraft des Lesers dermaßen anregt, dass dieser in der Lage ist, sich „seinen Teil zu denken“.
Ellipsen zu erkennen ist hingegen relativ einfach. Wie bereits erwähnt, können sämtliche Sätze, die grammatikalisch nicht vollständig sind, als elliptisch eingeordnet werden. Fehlt dabei der wesentliche Teil des Satzes, so ist von der Aposiopese auszugehen. Klar muss allerdings sein, dass die Bedeutung des Satzes, auch beim Einsatz einer Ellipse, immer klar und verständlich bleibt. Der Satz kann nicht so dekonstruiert werden, dass er grammatikalisch vollkommen falsch und unlogisch wird.
Alles in allem ist die Ellipse eines der vielseitigsten Stilmittel, was die Absicht ihrer Verwendung angeht. Einsetzen kann man sie sowohl im Alltag als auch in der Literatur. Sie ist relativ leicht zu erkennen, lediglich auf verschiedene Arten der Ellipse muss geachtet werden.
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