Biedermeier Epoche – Merkmale, Literatur, Zeitraum, Vertreter

Die Biedermeier Epoche war eine Zeit des Aufbruchs – und zwar in gleich mehrfacher Hinsicht. Ursprünglich war Biedermeier die Bezeichnung für einen Möbelstil, danach aber auch auf die Genremalerei bezogen und danach auf die bürgerliche Lebens- und Geisteshaltung zu einer Zeit, wo die Menschen darüber nachdachten, dass sich das bisherige Leben ändern müsste. Eingeordnet wird die Biedermeier Epoche grob zwischen die Zeit des Wiener Kongress, also um 1814/1815 und die bürgerliche Revolution von 1848. Beide Ereignisse sorgten dafür, dass sich Europa maßgeblich veränderte. Zurück geht der Begriff Biedermeier dabei auf die fiktive Figur von einem treuherzigen und spießbürgerlichen Mannes, Gottlieb Biedermaier. Erfunden wurde diese Figur durch den Jurist und Schriftsteller Ludwig Eichrodt und den Arzt Adolf Kußmaul. Unter dessen Namen wurde in der Zeit ab 1855 in den Münchner Fliegenden Blättern diverse Gedichte veröffentlicht. In den Gedichten behandelt wurde der Kleingeist, die Biederkeit und die doch sehr unpolitische Haltung großer Teile des Bürgertums zu dieser Zeit, was karikiert und verspottet wurde mit den Gedichten.

Gesellschaftliche und politische Situation zur damaligen Zeit

Wichtig zu wissen, dass sich die politische Lage in der Zeit nach 1814 maßgeblich veränderte. 1815 verlor Napoleon die Schlacht bei Waterloo und die Völkerschlacht bei Leipzig. Napoleon wurde verbannt und in Europa wurde eine neue politische Ordnung geschaffen durch den Wiener Kongress. Darüber hinaus gab es die Karlsbader Beschlüsse, ohne die die Biedermeierzeit nicht denkbar gewesen wären. Das Bürgertum rückte im Vergleich zu früher als nur der Adel herrschte, in der Biedermeierzeit in den Vordergrund. Die Bildung wurde vorangetrieben und es wurde immer mehr Menschen der Zugang zur Kunst ermöglicht. Zudem wurde die Natur entdeckt in Form der Sommerfrische und der Tourismus aus der Wiege gehoben. Der Adel verlor einen Teil seiner Vormachtstellung. In die Biedermeierzeit fallen zudem technisch-wirtschaftliche Veränderungen, wie die Entwicklung der Eisenbahn und es begann der Übergang von der Manufaktur zur frühen Industrialisierung. Vor allem aber entwickelte sich ein Spießbürgertum, das seinen eigenen Möbelstil entwickelte, aber auch seine Liebe für die Kunst entdeckte, was bisher nur dem Adel vorbehalten war. Es waren große Persönlichkeiten in dieser Epoche die sich immerhin mehr als dreißig Jahre hinzog, die dafür sorgten, dass sich das Verständnis der Menschen veränderte.

Bildhauerei, Dichtung und Malerei

Vor allem war die Biedermeier Epoche eine Zeit, in der viele Werke im Rahmen der Bildhauerei, der Malerei, bei Theater, Schauspiel und Tanz und der Dichtung entstanden, die bis heute sehr bekannt sind, wie auch ihre Verfasser. In der Bildhauerei waren es zum Beispiel Namen wie Käßmann, Klieber und Schaller, die bis heute ein Begriff sind. Unter den Dichtern der Biedermeier Epoche wie Bauernfeld, Castelli, aber auch Grillparzer, Lenau, Nestroy und Seidl, Stifter und Vogl, gab es ebenfalls in diesen drei Jahrzehnten eine wahre Revolution. Vom Zeitgeist der Biedermeier Epoche besonders ergriffen wurde die Malerei. Hier waren es Sitten- und Genrebilder, die zum ersten Mal entstanden. Die Biedermeierzeit war aber auch die Epoche der Malerei, in der viele Einzel- und Gruppenporträts entstanden und Stilleben. Auf die Wiege der Glasmalerei und der Landschaftsmalerei liegt in dieser Zeit. Wegbereiter waren im Bereich der Malerei Emil Jakob Schindler und Rudolf von Alt, aber auch Josef Danhauser.

Musik

Vertreter des Bereichs Musik der Biedermeierzeit sind indes so große Namen wie Ludwig van Beethoven, Clara und Robert Schumann, Franz Liszt und Franz Schubert, aber auch Johann Strauß (Vater) und Carl Maria von Weber. Die Verwendung Biedermeier Epoche ist für die Musik allerdings nicht gewöhnlich. Die Musik dieser Zeit wird vielmehr der Ära der Frühromantik zugeschrieben. Es ist aber dennoch durch die Musikstücke, die in dieser Zeit entstanden, eine enge Verbindung zum Bürgertum der Biedermeier Epoche vorhanden. Denn Hausmusik spielte in dieser Epoche eine sehr große Rolle. Das Klavier wurde in den Bürgerhäusern zum Hausinstrument zu dieser Zeit. Zudem wurden in Städten und Dörfern Gesangsvereine bzw. Musikgesellschaften gegründet in der Biedermeierzeit.

Leben allgemein

Die Biedermeier Epoche wird vom Verständnis her allerdings in erster Linie mit der bürgerlichen Kultur in Verbindung gebracht, die sich zu dieser Zeit entwickelte. Das häusliche Glück stand im Mittelpunkt nach den Kriegsjahren, die Napoleon Europa beschert hatte. In dieser Epoche wurden zudem die bürgerlichen Tugenden, also Fleiß, Treue, Ehrlichkeit, Pflichtgefühl und vor allem Bescheidenheit das Maß aller Dinge.