Unter einer Literaturepoche versteht sich ein Zeitabschnitt inmitten der Literaturgeschichte. Ist der geschichtliche Hintergrund bei einem Text bekannt, kann es dazu beitragen, die darin behandelten Themen besser zu verstehen. Die Motive in einer Literaturepoche sind in den meisten Fällen sehr ähnlich.
Mittelalter, Barock und Aufklärung
Die im Mittelalter (860 bis 1500) behandelten Themen sind größtenteils religiöser oder geistlicher Natur und oftmals im Lateinischen verfasst. Neben traditionellen Figuren tritt das Gut und Böse im mittelalterlichen Schwarz-Weiß-Denken auf. In der mittelalterlichen Literatur treten epische Formen (Ritterromane) und die Lyrik mit Heldenliedern und Minnesang auf.
Zwischen 1600 und 1720 ist der Barock einzuordnen. Gegensätze erfreuen sich dieser Zeit großer Beliebtheit, sodass die Konstellation Jenseits-Diesseits, Sinnenlust-Reinheit und Sein-Schein große Themenblöcke in der Lyrik darstellen. Die Aufklärung zwischen 1720 und 1800 befasste sich hingegen in Form von Dramen mit kritischem Gedankengut und dem menschlichen Verstand. Es geht vor allem um die Vermittlung aufklärerischer Erziehung, Ideale und Nützlichkeit.
Empfindsamkeit, Sturm und Drang sowie Weimarer Klassik
Von 1740 bis 1790 tritt die Empfindsamkeit als Literaturepoche auf. Die Stichworte sind dabei: Freundschaft, Natur, Rührseligkeit, aber auch Gefühlsbetontheit und Schwärmerei. Dazu gehören Reiseberichte sowie Briefromane – bei Dramen wurde der Schwerpunkt auf Trauerspiele, Rühr- und Luststücke gelegt.
Die Zeit des Sturm und Drang (1765 bis 1790) wendet die Perspektive auf Gefühl und Emotionen – weg von reiner Vernunft. Man möchte sich gegen die gesellschaftlichen Regeln auflehnen und Kritik an der Alleinherrschaft ausüben. Freier Wille und die Selbstbestimmung werden für die Menschen des Sturm und Drang wichtiger, sodass die Themen größtenteils aus Kunst, Natur, tragischen Helden und der Heimat bestehen. Die Weimarer Klassik (1786 bis 1832) orientiert sich an der antiken Welt und befasste sich mit der schönen Seele, die als Ideal eines jeden Menschen galt.
Romantik, Vormärz und Biedermeier
Zur Zeit der Romantik von 1795 bis 1840 zog man sich hingegen zurück von der bedrohlichen Welt. Man wendet sich den inneren Gefühlen zu, sodass vor allem Träume und Emotionen der Hauptfiguren thematisiert werden. Hinzu kommen die Themen Heimat, Natur und das Unterbewusstsein des Menschen. Neben der Lyrik wird auch der Epik und Dramatik mehr Aufmerksamkeit gewidmet.
Die des Vormärz, welche zwischen 1815 und 1848 lag, übte sich vor allem in der Kritik an Kirche und Politik. Schlechte Lebensumstände sowie Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft wurden aufgezeigt. Neue Forderungen im Hinblick demokratischer Ideen, aber auch der Aufruf zur Rebellion und zu Protesten ist für die Zeit des Vormärz kennzeichnend. Neben einigen Dramen, v.a. vonseiten Büchner, gibt es auch viele lyrische und epische Werke.
Darauf folgte der Biedermeier (1815 bis 1848) mit einem eher unpolitischen und konservativen Blick, wobei das traditionelle Rollenbild großgeschrieben wurde. Aus diesem Grund finden sich in Werken der Biedermeierzeit Werke über Natur, bürgerliche Werte, Harmonie sowie über die Familie und das Häusliche. Novellen sowie Kurzgeschichten erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.
Realismus und Naturalismus
Der Realismus bot zwischen 1848 und 1890 überwiegend neutrale bürgerliche Lebensdarstellungen. Hinzu kamen beschönigende Umschreibungen in Bezug auf Schlechtes. Die Leserschaft sollte nach Intention der Verfasser epischer Werke selbst urteilen. Zu den bekanntesten Werken zählen „Effi Briest“ von Fontane sowie die Werke von Busch und Freytag. Der Naturalismus von 1880 bis 1900 bot viele Darstellungen des Hässlichen bzw. Realistischen. Es tauchen vor allem epische und dramatische Textformen auf.
Moderne bis Postmoderne
Die Moderne von 1880 bis 1920 sah sich mit vielen verschiedenen Strömungen sowie unterschiedlichen Themen konfrontiert, die von Expressionismus bis hin zum Dadaismus reichen konnten. Die sich damit überschneidende Zeit des Expressionismus (1905 bis 1925) legte den Fokus auf Psyche, Großstadt, Krieg und Aufbruch. Die Neue Sachlichkeit (1918 bis 1933) bewies präzise und einfache Darstellungen sozialer Lebenslagen, oftmals wurde auch Armut, Arbeitslosigkeit und Hunger zum Thema.
Die Exilliteratur von 1933 bis 1945 warnte hingegen über den Nationalsozialismus und versuchte zum Widerstand gegen Diktatur, Krieg und das NS-Regime aufzurufen. Gleichzeitig sehnte man sich nach Heimat. Die Innere Emigration begann 1933 und endete 1945. Thematisiert wurden vor allem verschlüsselte sowie unpolitischen Kritiken am nationalsozialistischen Gedankengut. Man versuchte den Menschen Hoffnung und Trost zu geben.
Die anschließende Trümmerliteratur (1945 bis 1950) sah sich der Zerstörung, Orientierungslosigkeit, Emotionslosigkeit und der Aufarbeitung des Krieges konfrontiert. Die zur Zeit der BRD bzw. DDR (1950 bis 1990) Epoche existierende Neue Subjektivität (1970 bis 1979) distanzierte sich vom politischen Aktivismus und legte den Fokus mehr auf das Innere und die subjektive Wahrnehmung des Einzelnen. Die darauffolgende Postmoderne (1990 bis 2010) griff vor allem auf ältere Werke zurück, machte Zeitsprünge und bot unterschiedliche Erzählperspektiven.
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