Im Drama Antigone stellt der antike Dichter Sophokles (497/496 v. Chr. – 406/ 405 v. Chr.) den Konflikt da, der entstanden ist, nachdem Polyneikes versucht hat, seine Herrschaftsansprüche gegenüber seinem Bruder Polyneikes über Theben gelten zu machen.
Im Kampf um die Stadt sterben beide Brüder. Kreon, früherer Erzieher und Stellvertreter der Brüder, hat wieder die Herrschaft über Theben übernommen. Per Gesetzt verbietet er, die Feinde bestatten zu lassen.
1. Akt
Am Morgen nach der Schlacht berichtet Antigone ihrer Schwester Ismene, dass ihr Bruder Eteokles begraben wurde, Kreon aber verboten habe, Polyneikes zu bestatten.
Während Antigone entschlossen ist, die religiösen Bräuche nicht zu brechen, und ihren Bruder zu bestatten, fürchtet Ismene das von Kreon erlassene Gesetz. Alle Versuche, ihre Schwester zu überzeugen, nutzen nichts. Antigones Entschluss steht fest.
Kreon übernimmt in aller Öffentlichkeit die Herrschaft über Theben, da beide Brüder tot sind. Er berichtet, dass Eteokles feierlich beerdigt worden ist, und schickt Wachen fort, damit niemand sich Polyneikes Leichnam kümmert. Doch die Wachen kommen zu spät.
Ein Bote berichtet Kreon, dass alles Übliche geschehen ist, nur weiß niemand, wer es war.
Kreon bebt vor Zorn, fürchtet, dass seine Macht durch so eine Missachtung seines Befehls untergraben wird. Also besteht er unbedingt darauf, herauszufinden, wer den Trauerritus durchgeführt hat.
2. Akt
Der Bote kehrt zu Kreon zurück und berichtet ihm, dass Antigone die Schuldige ist. Kreon lässt sich daraufhin die Geschehnisse genau berichten.
Antigone war um die Mittagszeit zum Leichnam zurückgekehrt und hatte ihn wieder von der Erde abgedeckt aufgefunden. Sofort beginnt sie von Neuem mit der Beerdigung, und wird dabei von den Wachen zur Rede gestellt. Doch sie leugnet ihre Tat gar nicht.
Auch vor Kreon gibt sie alles zu, auch dass sie von dem Verbot wusste. Darauf entsteht ein Wortwechsel zwischen Kreon und Antigone, in dem beide ihre Ansichten vertreten.
Schließlich kommt Ismene dazu. Da ihre Schwester verurteilt, ihre Brüder und ihre Eltern tot sind, möchte sie das Schicksal ihrer Schwester gerne teilen und Schuld auf sich nehmen. Aber das lässt Antigone nicht zu. Nun versucht Ismene Kreon zu beschwichtigen, in dem sie ihn daran erinnert, dass sein Sohn mit Antigone verlobt ist. Trotz aller Mühe bleibt Kreon unbeugsam.
3. Akt
Hämon, der Sohn Kreons, hat von dem Urteil erfahren und geht zu Kreon. Obwohl er dem Älteren, dem Vater respektvoll und loyal gegenüber sein möchte, versucht er doch, ihn zum Umdenken zu bringen. Er erzählt ihm, dass die Thebaner das strenge Urteil für jemanden, der den Leichnam seinen nächsten Verwandten nicht den wilden Tieren zum Fraß überlassen will, nicht für angemessen halten, doch traut sich keiner, etwas zu sagen.
Auch Hämon hat keinen Erfolg.
Der Tag neigt sich dem Ende, und Antigone nimmt Abschied und beweint ihr Schicksal. Kreon kommt hinzu und lässt sie abführen. Mit etwas Essen versehen, soll Antigone eingeschlossen werden und dann langsam verhungern.
4. Akt
Kaum ist Antigone weggeführt worden, erscheint der blinde Seher Tiresias in Theben und trifft auf Kreon.
Ihm hat er auch eine Prophezeiung mitzuteilen. Es sind schlechte Nachrichten für Kreon. Dieser reagiert mit Ablehnung, beschuldigt Tiresias sogar zu lügen.
Doch kaum ist Tiresias gegangen, scheint sich etwas in Kreon gewandelt zu haben. Er besinnt sich, dass Tiresias immer im Recht war, und überlegt, was nun zu tun sei. Endlich kommt er doch zu dem Schluss, dem Toten ein Grab zu gewähren und Antigone frei zu lassen.
5. Akt
Ein Bote erreicht Theben und berichtet von der Öffnung der verschlossenen Kammer der Antigone außerhalb der Stadt.
Kreon selbst wollte Antigone frei lassen, doch er findet die Tür bereits offen, Antigone erhängt und seinen Sohn mit einem Schwert. Verzweifelt bringt Haimon sich vor den Augen des Vaters um.
Während des Berichtes ist Eurydice aufmerksam geworden, kommt hinzu, hört alles und verschwindet wieder.
Noch während Kreon seinen Sohn beweint und sich Vorwürfe macht, kommt zu ihm die Nachricht vom Tode seiner Frau. Kreon ist verzweifelt. Die Worte des Sehers sind wahr geworden.
Zusammenfassung
In Sophokles Tragödie ‚Antigone‘ prallen zwei Meinungen aufeinander. Und trotzdem scheinen die handelnden Personen nur einen begrenzten Handlungsspielraum in ihren Entscheidungen zu haben. Sie können und müssen sich zwar entscheiden, aber so oder so scheint es nicht wirklich positiv ausgehen zu können.
So versuchen sowohl Antigone als auch Kreon, die beiden Antagonisten in diesem Stück, ihre Meinung standhaft zu vertreten. Und dieses tun beide, ihrer Meinung nach, in Hinsicht auf das Gemeinwohl.
Antigone ordnet ihr persönliches Glück dem Wohl ihrer Familie unter. Kreon handelt ganz als Herrscher der Polis, der Stadt Theben.
Allgemein darf man nicht vergessen, dass in der Zeit der Antike das individuelle Denken des Einzelnen bei weitem nicht so stark im Vordergrund stand wie heute.
Während Antigones Standpunkt im Laufe des Stückes mehr und mehr Achtung erfährt, versuchen mehr und mehr Menschen Kreon dazu zu bringen, seinen Standpunkt zu überdenken. Auch er versucht standhaft zu bleiben. Als er endlich ins Wanken gerät, ist es zu spät, und die Katastrophe bricht über ihn herein.
Zeitgeschichtliche Einordnung
Sophokles wirkte in der klassischen Epoche der Antike. Das 5. Jahrhundert war in vielfacher Hinsicht eine sehr fruchtbare Zeit. Es entstanden die Dramen Aischylos, Sophokles und Euripides. Wie üblichen entstammen die Stoffe der Dramen der Mythologie. So gehört der Antigone-Stoff dem Ödipus-Sagen an.
Ort und Zeit der Handlung
Das Drama spielt unmittelbar im Anschluss nach dem Kampf der Sieben gegen Theben. Polyneikes und befreundete Fürsten hatten versucht, Theben anzugreifen, um die eigentlich ihm zustehende Macht zu erlangen. Im Kampf um die Stadt fallen beide Brüder, Polyneikes und Eteokles, der derzeitige Herrscher von Theben.
Unmittelbar nach dem Kampfgeschehen übernimmt Kreon wieder die Macht, die er schon innegehabt hatte, als die Brüder noch minderjährig waren.
Die gesamte Handlung dauert etwa einen Tag. Der Schauplatz ist ausschließlich die Stadt Theben.
Hauptpersonen
- Antigone, Schwester von Ismene, Eteokles, Polyneikes. Verlobte des Haimon. Tochter des Ödipus.
- Kreon, ehemaliger Erzieher und Herrscher von Theben, als die Söhne Ödipus noch zu jung waren. Nach deren Tod wieder Herrscher der Stadt. Vater des Haimon.
Stil und Sprache
Das Stück ist in altgriechischer Sprache geschrieben. Heute liegt es meist in Übersetzungen vor, die je nach Übersetzungsansatz mehr oder weniger der versgebundenen Sprache Sophokles gerecht werden können und wollen.
Während in der Wechselrede des antiken griechischen Dramas häufig der Iambus zu finden ist, sind in den lyrischen Passagen des Chores andere Metren zu finden.
Bei Sophokles spielt der Chor noch eine sehr tragende Rolle.
Interpretationsansätze
- – Der Einzelne eingebunden in die Gemeinschaft, entweder der Familie oder der Polis.
- – Ist die Religion wichtiger als die Politik, bezogen auf das Wohl der Polis?
- – Familie, Religion, Gesetz?
- – Der antike Mensch mit seinem Bewusstsein für die Tugend, der er nach strebt, und doch unterworfen dem Schicksal, das übermächtig erscheint.
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