Zusammenfassung
„Andorra“ ist ein Drama des Schweizer Schriftstellers und Architekten Max Rudolf Fritsch, der im Jahre 1911 in Zürich geboren wurde und am 4.April 1991 auch dort verstarb.
Er arbeitete über 15 Jahre an seinem Werk und führte selbst zwischen der Uraufführung 1961 am Züricher Schauspielhaus-und der deutschen Erstaufführung 1962 in München, noch Änderungen durch. Sein unermüdlicher Änderungsbedarf rührte daher, dass ihm bewusst war, dass der erste Eindruck der Zuschauer in Bezug auf den Protagonisten Andri entscheidend für sein gesamtes Ansehen des Stückes sein wird.
Er wollte Andri keinesfalls in einem falschen Licht darstellen. Dies unterstreicht die Wichtigkeit der Hauptfigur für Max Fritsch. Der Handlungsort „Andorra“ entspricht den persönlichen Vorstellungen des Autors und hat nichts mit dem gleichnamigen Kleinstaat in den Pyrenäen zu tun.
Inhaltsangabe
Das Drama spielt in der Jetztzeit und handelt von Andri, dem leiblichen Sohn des Lehrers Can und seiner ausserehelichen Beziehung zu einer schwarzen Frau.
Andri selbst wird offeriert, dass Pflegekind des Lehrers zu sein. Ihm wird außerdem vermittelt, von seinem vermeintlichen Pflegevater vor dem Nachbarvolk der Andorraner gerettet worden zu sein, die Juden verfolgten und töteten.
Andri sieht sich als Mensch jüdischer Herkunft, der bei seinem Pflegevater und dessen ehelicher Tochter Barblin aufwächst.
Genau darin liegt die Brisanz, die Andris gesamtes Leben prägen wird; er liebt Barblin. Diese Liebe geht allerdings über „Geschwisterliebe“ hinaus.
Zu kämpfen hat Andri außerdem mit der Tatsache, in einer Gesellschaft zu leben, die antisemitisch ist und ihn wegen seiner „jüdischen Wurzeln“ ablehnt.
Selbst sein Lehrmeister lässt ihn seine Ablehnung deutlich spüren.
Zum Eklat kommt es schließlich, als der Geselle der Tischlerei einen minderwertigen Stuhl anfertigt. Der Lehrmeister beschuldigt Andri, für diesen handwerklichen Fehltritt verantwortlich zu sein. Obwohl der Geselle eigentlich Andris Freund ist, steht er ihm nicht bei. Andris Beteuerungen helfen also nichts und er wird in den Verkauf strafversetzt.
Daraufhin sucht Andri Trost bei seiner großen Liebe Barblin und hält beim Lehrer um deren Hand an.
Aufgrund von Andris wahrer Herkunft lehnt dieser vehement ab.
Andri verliert die Bodenhaftung und sieht diese erneute Ablehnung in seiner jüdischen Herkunft begründet.
Barblin und der Soldat – was geschah in jener Nacht?
Ein Soldat schleicht sich nachts in Barblins Zimmer, weil er sie schon länger verehrt.
Barblin möchte schreien und er hält ihr daraufhin den Mund zu – was weiter in dieser Nacht zwischen den Beiden geschieht, bleibt ein Geheimnis.
Andri findet den Soldaten am nächsten Morgen und geht von einer Liebschaft zwischen ihm und Barblin aus.
Nun hat Andri jegliches Vertrauen zu seiner „Familie“ verloren und lehnt auch Erklärungsversuche seines „Pflegevaters“ ab, der ihm reumütig die Wahrheit sagen will.
Andri und Pater Benedikt
Andri sucht Verständnis bei Pater Benedikt.
Dieser rät ihm, endlich zu seiner Herkunft als Jude zu stehen, doch Andri versucht verzweifelt, diesen Teil seines Lebens weiterhin zu verleugnen und sich zwanghaft der Lebensweise innerhalb seiner vermeintlichen Pflegefamilie anzupassen. Er ist innerlich völlig zerrissen und fühlt sich heimatlos.
Lehrer Can vertraut sich dem Pater zwischenzeitlich an und teilt ihm die Wahrheit über Andris Abstammung mit. Gemeinsam versuchen sie, Andri die Begebenheiten zu verdeutlichen – doch auch die Vermittlungsversuche Benedikts scheitern kläglich.
Andri hat sich – geprägt von der allgemeinen Ablehnung seiner Umgebung – mittlerweile mit seinem Dasein als Jude dermaßen identifiziert,
dass er den Beiden keinerlei Glauben mehr schenkt.
Andris Mutter und der feige Mord
Andris Mutter, die „Senora“ kommt nach Andorra, um ihren Sohn zu besuchen.
Diesen Besuch nimmt der Lehrer erneut als Anlass, den Andorranern von Andris Existenz als sein leiblicher Sohn zu überzeugen. Während Pater Benedikt wiederum versucht, positiv auf Andri einzuwirken, wird die Mutter
auf ihrem Heimweg erschlagen.
Zu allem Überfluss wird diese Gräueltat Andri angelastet und es wird nach ihm gefahndet.
Andris letzter, verzweifelter Versuch
Inzwischen sind die „Schwarzen“ in Andorra einmarschiert und haben das ganze Volk mit ihrem Hass zum Judentum infiziert. Ausschließlich der Lehrer Can und Barblin lassen sich nicht beirren und halten weiterhin zu Andri. Dieser sucht mit letzter Kraft das Gespräch mit Barblin und möchte erfahren, wie oft sie sich dem Soldaten hingegeben hat.
Der Soldat hat sich ebenfalls den Hetzern angeschlossen.
Während Barblin ihren Halbbruder Andri zu verstecken versucht, sieht der Soldat seine große Chance, seinen „Widersacher“ loszuwerden und verrät ihn an die „Schwarzen“.
Andri wird wegen „Muttermordes“ verhaftet und gemeinsam mit anderen „Juden“ auf dem Platz von Andorra zur Schau gestellt.
Die „Juden“ werden mit einem schwarzen Tuch verhüllt und müssen barfuß über den Platz laufen. Angeblich sind die „Besatzer Andorras“ in der Lage, echte Juden an ihrem Gang zu erkennen – Andri wird als solcher enttarnt und exekutiert.
Eine Lüge besiegelt das Schicksal einer ganzen Familie
Nachdem Barblins Versuche, die Besatzer zum Widerstand zu überreden, gescheitert sind und Andri sein Leben lassen musste, verliert auch ihr Vater jeglichen Lebensmut und erhängt sich. Barblin selbst wird geisteskrank und verbringt ihre Zeit fortan damit, ihr Geburtshaus und das Pflaster auf dem Platz von Andorra zu weißeln.
Die Andorraner sind inzwischen geläutert, weisen eine direkte Schuld jedoch weit von sich.
Interpretationsansatz
Dieses Werk verdeutlicht einmal mehr, welchen Schaden ein Identitätsverlust mit sich bringen kann. Die „Notlüge“ eines Einzelnen stürzt eine ganze Familie/ ein ganzes Dorf, ins Unglück. Es geht aber nicht nur um diese Lebenslüge – es geht auch um Vorurteile an sich; Juden werden verunglimpft. Diese Thematik ist leider noch immer aktuell und man kann sie nahezu auf alle Randgruppen projizieren;
- – diverse Nationalitäten/ Hautfarben
- – soziale Brennpunkte
- – Behinderte
- – Homosexuelle
- – Obdachlose
- – Punker…etc.
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