Bei „Leutnant Gustl“ handelt es sich um eine Novelle, die Arthur Schnitzler im Jahr 1900 veröffentlicht hat. Schnitzler war einer der größten österreichischen Dramatiker seiner Zeit. Im Jahr 1862 wurde er in Wien geboren und arbeitete lange Zeit als Arzt. Neben Leutnant Gustl schrieb er außerdem „Die Traumnovelle“ und „Fräulein Else“. 1931 starb der Autor in Wien. Sein Grab kann heute noch auf dem jüdischen Friedhof besichtigt werden.
Die Handlung
Den Hintergrund zu diesem Text bildet der Dreistaatenbund zwischen Österreich, Deutschland und Italien von 1882. Ab 1889, mit einem neuem Bürgermeister wurde der Antisemitismus in Österreich mehr und mehr salonfähig. Vor allem die Mitglieder der Armee setzten auf alte und konservative Werte wie Stolz, Ehre, Kameradschaft und adelige Herkunft. Der Autor hält dem ganzen den Spiegel vor und kritisiert die fehlende Individualität der einzelnen Personen. Öffentliche Kritik war nicht möglich, daher wählte Schnitzler die Textform.
Die Novelle ist in der Form des inneren Monologs gehalten. Im Folgenden wird die Zusammenfassung noch genauer erläutert.
Die Hauptperson der Novelle ist der titelgebende Leutnant Gustl. Das Duellieren gehörte zur damaligen Zeit zum Alltag. Es dient dem Wiederherstellen der Ehre und auch für Leutnant Gustl ist es nichts Ungewöhnliches. Ihm steht ein solches Duell kurz bevor. Der örtliche Rechtsanwalt möchte sich mit ihm duellieren. Dies macht dem Leutnant nicht viel aus, doch er will sich dennoch kurz ein wenig ablenken. Daher besucht er am Abend vorher ein Konzert. Es gelingt ihm leider nicht, sich ablenken zu lassen, also ist er ganz schön erleichtert, als das Konzert endlich vorbei ist.
Als er das Theater verlässt trifft er auf den Bäcker Habetswallner. Dieser muss ebenfalls schnellstens nach hause. Die beiden streiten sich demnach an der Garderobe, wer von ihnen den Vortritt bekommen solle. Da Gustl ein Offizier ist, denkt er er sei im Recht, doch der Bäcker hält Abstand von diesem Hierarchiedenken. Entsprechend hat er seinem Gegner auch nicht die nötige Ehre erwiesen. Der Bäcker greift sich den Säbel des Leutnants, der ihm mehr als heilig ist, und beleidigt ihn. Daraufhin eskaliert die Situation. Gustl ist so aufgeregt, dass er keinen klaren Gedanken fassen kann und sich lediglich eingestehen muss, dass der Bäcker ihm überlegen ist.
Anschließend macht der Bäcker sich auf den Heimweg und auch Gustl hat an der frischen Luft viel Zeit zum Nachdenken. Er realisiert wie demütigend die Situation für ihn war. Er merkt, dass er von dem Bäckermeister tief beleidigt wurde. Er kommt zu dem Entschluss, dass nur ein Duell das Problem aus der Welt schaffen könnte. Da der Bäcker aber kein Offizier ist, ist dies nicht möglich. So irrt Leutnant Gustl ziellos durch die Straßen der Stadt und kommt zu dem Entschluss, dass der einzige Ausweg ist, dass er sich selbst umbringen muss. Es entspricht seinem Weltbild, dass nur auf diese Weise seine Ehre wieder hergestellt werden kann.
Ganz in Gedanken versunken kommt er schließlich am Wiener Prater an wo er sich auf eine Bank setzt. Immer wieder denkt über den möglicherweise bevorstehenden Selbstmord nach. Vor lauter Müdigkeit schläft der Protagonist auf der Parkbank ein. Als er nach kurzer Zeit wieder auftaucht läuft er weiter durch die Stadt. In einer Kirch hofft er schließlich, Trost zu finden. Da er sich daran erinnert, dass er entehrt wurde, geht er wieder hinaus um sich endlich umzubringen.
Doch erst macht er noch in einem Kaffeehaus Halt um ein Frühstück einzunehmen. Er möchte eine Zigarre rauchen und danach eventuell Abschiedsbriefe schreiben. Doch als er vom Kellner im Kaffeehaus vom Tod des Bäckers erfährt, ändert das schlagartig alles. Er starb in der Nacht an einem Herzinfarkt. Nun fallen alle Sorgen von Gustl ab und er kann sein Leben in gewohnten Bahnen fortlaufen lassen.
Das Stück gehört zu den Klassikern der Moderne. Als Leser bekommt man einen guten Eindruck in die Denkweisen und Strukturen, die damals in der k.u.k.-Armee von Österreich-Ungarn vorherrschten. Standesdünkel und missgünstige Denkweisen waren prägend in dieser Zeit.
Durch den inneren Monolog bekommt der Leser einen ziemlich genauen Einblick in die Gefühlswelt des Leutnants Gustl. Er hat viele Gedanken, die niemals an die Öffentlichkeit geraten dürfen, zum Beispiel zu Juden oder Frauen. Gustl wird als Heuchler enttarnt, da er sich nicht dazu durchringen kann, seine Gedanken bezüglich Suizid in die Tat umzusetzen. Sein und Schein unterscheiden sich total.
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