Im Jahr 1953 schrieb Uwe Johnson den Roman „Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953“, da war er gerade mal 19 Jahre alt. Das Buch wurde allerdings erst im Jahr 1985 nach dem Tod des Autors veröffentlicht.
Johnson war einer der wichtigsten deutschen Autoren der Nachkriegszeit. Er bekam zahlreiche Preise für sein literarisches Werk, darunter auch den Georg-Büchner-Preis im Jahr 1971.
Im zu behandelnden Roman geht es um eine Kleinstadt in Mecklenburg in der DDR. Es gibt drei Protagonisten namens Ingrid, Klaus und Jürgen, deren Mitschülerin Elisabeth sich christlich engagiert. Daraufhin kommt es zu einer Stellungnahme mit schlimmen Folgen. Zwei der drei fliehen in den Westen. Im Folgenden wird der Inhalt des Buches noch mal detailliert wiedergegeben.
Inhaltsangabe
Der Roman ist in vier Hauptkapitel unterteilt, die das Leben der Schüler vor der Flucht beschreibt. Über jedem Kapitel gibt es einen kursiven Abschnitt, der Szenen der Flucht illustriert.
Hauptkapitel I
Alles beginnt 1953. In einer Kleinstadt in Mecklenburg stehen die drei Freunde Ingrid Babendererde, Jürgen Petersen und Klaus Niebuhr kurz vor dem Abitur. Bei Ingrid und Klaus handelt es sich um ein Liebespaar, während Jürgen heimlich in seine gute Freundin verliebt ist und sehr unter der Situation leidet. Auf der anderen Seite empfindet er eine tiefe Freundschaft zu den beiden. Die drei Jugendlichen sind viel zusammen unterwegs oder lernen gemeinsam.
Sie gehen in die Klasse 12A der Gustav-Adolf-Oberschule, deren Lehre vom sozialistischen Geschichtsbild und einer marxistischen Wirtschaft und Gesellschaft geprägt ist. Ingrid und Klaus reagieren auf die linientreuen Lehrkräfte mit Indifferenz, machen sich aber heimlich über sie lustig. Dabei bedienen sie sich der Ironie. Jürgen hingegen ist vom Sozialismus überzeugt, doch er mag es nicht, wie die Obrigkeit kritische Stimmen von Jugendlichen im Keim erstickt.
Ein paar der Schüler sind in der christlichen „Jungen Gemeinde“ aktiv. Diese Jugendbewegung wird von der Partei aktiv bekämpft. Bei den FDJ-Treffen müssen sich die Mitglieder dafür rechtfertigen. Die Schülerin Elisabeth Rehfelde streitet sich deswegen mit dem FDJ-Leiter Dieter Seevken und pfeffert ihm ihr Mitgliedsbuch vor die Füße und soll daraufhin der Schule verwiesen werden.
Hauptkapitel II
Beim Englischlehrer Herr Sedenbohm soll Klaus über das Verhältnis zwischen der Aristokratie und dem Bürgertum im elisabethanischen Zeitalter sprechen. Der Schüler macht sich einen Spaß daraus, aus einer Rechtfertigung Queen Elizabeths eine Rechtfertigung von Elisabeth zu machen.
Am Nachmittag trifft sich das Trio um über den Schulverweis von Elisabeth zu sprechen. Ihnen gefällt das nicht und sie wollen etwas dagegen unternehmen. Jürgen gibt zu bedenken, dass sich bis jetzt keiner von ihnen für die „Junge Gemeinde“ interessiert hat und er sie selber auch nicht ernst nimmt. Er findet aber auch, dass niemand für seinen Glauben bestraft werden sollte.
Abends treffen sich alle bei einer FDJ-Versammlung und Jürgen will Elisabeth helfen. Er gibt ihr ihr Mitgliedsbuch zurück und stellt klar, dass sie von der FDJ provoziert wurde, was sie zu diesem Handeln zwang. Die „Junge Gemeinde“ sei vom Westen unterlaufen und eine Spionagegruppe, habe man behauptet. Jürgen wird ermahnt, weil er Elisabeth das Buch zurück gegeben hat.
Hauptkapitel III
Vom Direkter, Herr Siebmann, wird eine Schülerversammlung einberufen, auf der er gegen die „Junge Gemeinde“ hetzt. Ingrid soll sich auf seien Aufforderung hin ebenfalls über diese Gruppierung äußern – vor allen anderen.
Daraufhin hält Ingrid eine Rede über die Rechte jedes Einzelnen, geht aber nicht auf Elisabeths Fall im Speziellen ein. Stattdessen spricht sie unter anderem über Evas westliche Hose, die für Ärger gesorgt hat. Jeder solle doch einfach das tragen und lesen und mögen was er wolle. Die Schüler applaudieren Ingrid für ihre offenen und ehrlichen Worte.
Hauptkapitel IV
Später kommt es zu einer Abstimmung und die Mehrheit der Schüler will Elisabeth vom Abitur ausschließen. Ingrid und Klaus wollen daraufhin in den Westen fliehen, genauer gesagt nach West-Berlin. Jürgen, welcher in der DDR bleibt, hilft ihnen bei ihrem Vorhaben. Elisabeth darf nicht zurück an die Schule und flieht ebenfalls in den Westen. Jürgen kämpft weiter für demokratische Züge in der DDR kämpfen.
Hauptfiguren
Ingrid Babendererde
– groß, blond und attraktiv
– „baben der Erde“ steht plattdeutsch für „auf der Erde, demnach ist sie bodenständig
– freundlich, witzig und spöttisch
Klaus Niebuhr
– blond und braungebrannt
– sehr sportlich
– naturverbunden
– seine Eltern wurden von den Nazis ermordet
– oft ironisch und spöttisch
– er scheint nichts wirklich ernst zu nehmen
Jürgen Petersen
– ernst und tiefgründig
– denkt viel nach
– ist seinen Freunden ein guter Freund, auch wenn er heimlich in Ingrid verliebt ist
– überzeugt vom Sozialismus
– mag keine Überwachung
– ist überzeugt davon, dass der Sozialismus sich ändern und zum Besseren entwickeln kann
Katina Babendererde
– Ingrids Mutter
– ehemalige Lehrerin, arbeitet jetzt bei der Post, da sie den Schuldienst nicht mehr mit ihrem Gewissen vereinbaren konnte
– erzieht ihre Tochter freundschaftlich, sieht sie als Erwachsene
– macht sich Sorgen um sie wegen der Freundschaft zu den beiden Jungs
Ernst Sedenbohm
– wird „Sir Ernest“ genannt
– kultiviert und voller Würde
– ist bei den Schülern beliebt
– hat Sympathie für Ingrid und Elisabeth, doch ergreift keine Partei für sie
Robert Siebmann
– Schulleiter und Geschichtslehrer
– stalinistisch gesinnt
– er ist autoritär
– nutzt Repressalien gegenüber den Schülern
– er ist der Partei sehr hörig
– er gibt sich vor den Schülern sehr kumpelhaft und jung
– biedert sich bei seinen Schülern an
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