In der sachlichen Erzählung „Abschied von Sidonie“, verfasst von Erich Hackl, geht es um ein reales Ereignis zur Zeit des dritten Reiches. Hierbei handelt es sich um die Lebensgeschichte des Roma-Mädchens Sidonie Adlersburg, welche im Jahre 1933 als Findelkind von einer österreichischen Familie aufgenommen wird. Kurz vor Ende des Krieges verstirbt Sidonie mit nur 10 Jahren im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau.
Hackl, welcher sein Werk im Jahre 1989 veröffentlichte, schildert den Lebensweg Sidonies ohne eine persönliche Stellungsnahme. Dadurch dass der Autor sich selbst als ein Chronist der Geschichte ansieht, unterstreicht er den Charakter der Chronik durch reales Material wie Behördenbriefe.
1. Kapitel
Am 18. August des Jahres 1933 wird Sidonie vom Pförtner des Krankenhauses in Steyr, einem Ort in Österreich, gefunden. Durch den dunkelbraunen Teint wird sie direkt für ein Rom-Mädchen gehalten. Eine Frau, welche sich als Anna Adlersburg vorstellt, informiert sich ein paar Tage nach dem Fund nach dem Wohlbefinden von Sidonie, teilt dabei allerdings nicht ihren Aufenthaltsort mit. Nachdem die Suche des Jugendamtes nach der Frau erfolglos bleibt, wird Sidonie an eine Pflegemutter gegeben, welche das Mädchen allerdings schon nach kurzer Zeit zurück gibt, da ihr Mann kein Roma-Mädchen aufziehen möchte.
2. Kapitel
Durch die wirtschaftliche Lage wurden in Steyr viele Fabriken geschlossen. Der gelernte Schleifer Hans Breirather, welcher mit seiner Familie in der Nachbarsgemeinde Sierning-Letten wohnt, gehört zu den wenigen welche noch Arbeit haben. Durch sein Wirken als Sozialdemokrat und Ortsgruppenleiter des verbotenen republikanischen Schutzbundes wird er verhaftet und in Untersuchungshaft gegeben, was durch Verrat verursacht wurde. Bis zur Verurteilung wird Hans in die Freiheit entlassen. Am selben Tag holt seine Frau, Josefa, die kranke Sidonie vom Jugendamt ab. Sie und Hans wollten schon immer ein Pflegekind und kümmern sich gut um das Mädchen, damit es seine Rachitis übersteht.
3. Kapitel
Am 12.02.1934 möchte Hans seine Haftstrafe antreten, trifft allerdings unterwegs auf Aufständische welche mit Polizisten kämpfen. Nach Niederschlagung des Aufstandes wird Hans zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten verurteilt. Der Gefängnisseelsorger bringt Hans dazu in die Kirche einzutreten, sodass er und Josefa die kirchliche Heirat nachholen.
4. Kapitel
Im Frühling 1935 wird Hans vorzeitig entlassen. Auch wenn er schnell wieder eine Arbeit als Schleifer findet, so findet er keinen Anschluss im Privatleben mehr. Viele seiner ehemaligen Anhänger laufen zu den Nationalsozialisten über, mit welchen Hans nichts zu tun haben möchte. Josefa hat mittlerweile ein zweites Mädchen, namentlich Hilde, aufgenommen. Cäcilia Grimm vom Jugendamt guckt regelmäßig nach Sidonies Wohlbefinden. Aufgrund von Verletzung der Unterhaltspflicht erstattet die Behörde Anzeige gegen die leiblichen Eltern von Sidonie. Nach Aufgreifen Anna Adlersburgs streitet diese ab die leibliche Mutter der kleinen Sidonie zu sein, womit es für das Ehepaar Breirather nicht mehr möglich ist, das Kind zu adoptieren.
5. Kapitel
Nach der Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich bekommt die Familie Breirather neue Nachbarn aus dem Sudetenland, welche abfällig über Sidonie reden. Während Hans nach Widerstandskämpfern in Wien sucht, wird Josefa wegen einer fügsamen Bemerkung von der Gestapo verhört. Im Ort wird ein polnischer Arbeiter erhängt und dessen Geliebte mit geschorenem Kopf durch den Ort gejagt. Als Josefa einen Jungen sieht, welcher diese Frau auslacht, verpasst sie ihm eine Ohrfeige.
6. Kapitel
Sidonie mag es zur Schule zu gehen und mag noch mehr ihre Lehrerin Frau Schönauer. Aufgrund von Lernschwierigkeiten muss sie eine Klasse wiederholen. Als sie einen Aufsatz über ihr Elternhaus vorliest, wird sie von einem Mitschüler als „Zigeunerin“ bezeichnet. Manche Nachbarn bespucken Sidonie sogar, Josefa hat Angst um ihre Pflegetochter.
Eine Frreundin von Hans und Josefa nimmt Sidonie mit zur Firmung und wird ihr Pate.
7. Kapitel
Am 9. März 1943 erhält Josefa vom Jugendamt die Information, dass Sidonie zu ihren leiblichen Eltern ziehen müsse. Hans und Josefa können sich schon denken, dass diese Zusammenführung nur dazu dienen soll, Sidonie mit den anderen Roma’s zu vereinen und in ein Konzentrationslager zu bringen. Josefa versucht Hilfe von Cäcilia Grimm zu bekommen, welche dies aber aus Angst vor den Nationalsozialisten ablehnt und Josefa zu ihrer Vorgesetzten Korn schickt. Korn wiederum belügt Josefa und behauptet, es handele sich hierbei um eine einfache Dienstanweisung. Eigentlich liegt es in der Hand von Korn, ob Sidonie von ihrer Pflegefamilie getrennt wird oder nicht. Trotzdem arbeitet Korn mit anderen Leuten darauf hin, Sidonie von der Familie Breirather zu trennen.
8. Kapitel
Sidonie ist fröhlich am Tag vor ihrer Abreise. Sie hat keine Angst und sieht das am nächsten Tag bevorstehende Ereignis als ein Abenteuer an. Dass ihre Eltern verstohlen weinen bemerkt sie gar nicht. Von ihrer Familie und von Freunden wird sie mit allen möglichen Dingen beschenkt. Dann, am nächsten Tag, bringt Josefa Sidonie gemeinsam mit Cäcilia Grimm mit dem Zug nach Linz. Nun tritt erst der Zeitpunkt ein, an welchem Sidonie versteht, dass sie von ihrer momentanen Familie getrennt wird. Sie fängt an zu weinen und hält sich an Josefa fest, möchte sie nicht loslassen.
9. Kapitel
Als sie angekommen sind übergibt Cäcilia Grimm die kleine Sidonie nach Hopfgarten, was im Brixental liegt. Am dortigen Standort sind die Roma’s in Barackensiedlungen untergebracht. Sidonie ist immer noch am weinen und möchte das alles nicht. Trotz allem wird sie an ihre leibliche Mutter übergeben. Schon ein paar Tage nach der Zusammenführung Sidonies mit ihrer leiblichen Familie trifft sich Franz mit einem ehemaligen Genossen, Hans Fink, welcher auf Heimaturlaub aus dem Krieg zurück ist. Dieser berichtet, er hätte nach eigener Ankunft am Linzer Hauptbahnhof gesehen, wie ein Güterzug aus dem Bahnhof abgefahren ist. Aus einem angehängten Wagon schaute Sidonie heraus.
10. Kapitel
Nach dem Ende des Krieges wird Hans Bürgermeister. Durch die Kontakte, die mit dem Amt des Bürgermeisters kommen, bringt Hans in Erfahrung, dass Sidonie im Konzntrationslager Auschwitz-Birkenau an Typhus gestorben ist. In den nachfolgenden Jahren erinnert Hans Breirather im Gemeinderat immer wieder an den Tod seiner Pflegetochter und kämpft, letztendlich vergebens um eine Gedenktafel. Die Nachbarn ignorieren das Leiden von Hans und Josefa und tun so, als hätte es Sidonie noch nie gegeben.
Nach dem Tod von Hans Breirather lassen seine Frau und Kinder auch den Namen von Sidonie auf den Grabstein meißeln. Nach seinem Vater versucht sich auch Manfred daran, den Gemeinderat von einer Gedenktafel für Sidonie zu überzeugen. Erst Erich Hackl, der Autor dieser Erzählung, konnte das Schweigen brechen, wodurch eine Gedenktafel an das Jugendheim in Letten angebracht wurde. Josefa Breirather wurde 88 Jahre alt und sah die Schuld bis zu ihrem Tod bei such.
11. Kapitel
Der leibliche Bruder von Sidonie, Joschi Adlersburg, berichtet im Jahre 1988 von den wirklichen Ereignissen in Auschwitz. Sidonie ist eigentlich daran gestorben, dass sie die Trennung von ihrer Familie nicht verkraften konnte. Sie hörte auf zu essen und starb später an Unterernährung.
Zum Ende des Buches gibt es noch eine Zusammenfassung von Sidonies Leben von Erich Hackl. Es wird einem als Leser verdeutlicht, dass nur ein paar Entscheidungen dass Schicksal eines einzigen Menschen besiegelt hatten. Danach schildert Hackl das reale Beispiel, auf welchem das Buch „Abschied von Sidonie“ eigentlich basiert. Ebenfalls im Steiermark sollte ein Roma-Mädchen namens Margit von seiner Pflegefamilie getrennt werden, doch durch die Zivilcourage der Bewohner ist es dem Mädchen besser ergangen als Sidonie.
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