Brigitta, eine Erzählung von Adalbert Stifter hat zum Thema die Frage: kann äußere Hässlichkeit, welch relativer Begriff, und innere Schönheit bei einem Menschen zusammenstimmen? Die von ihrer inhumanen Umwelt häßlich genannte Titelfigur, gibt sich herb und fremdartig wie ihre ungarische Steppenheimat. Diese Steppe bildet den Hintergrund für die Geschichte zweier Menschen: Brigitta und Stephan Murai.
1. Kapitel: Steppenwanderung
Der Ich Erzähler, in jungen Jahren viel gereist, trifft in Italien einen ungarischen Major, der ihn mehrfach zu sich einlädt. Einer solchen Einladung folgt er, als der Major ihm versichert nun ein Ziel gefunden zu haben, das ihn für immer an die Heimat binden werde. In seiner Erinnerung ist der etwa fünfzigjährige Major ein attraktiver Mann mit einer geheimnisvollen Vergangenheit, erfolgreich bei Frauen, hat er sich etwas kindlich-naives in seinem Charakter bewahrt, jede feste Bindung scheuend.
Um die Landschaft kennen zu lernen, die die Menschen so stark prägt, reist der Erzähler kreuz und quer durch die wilde, faszinierende Steppe, ehe er das Gut des Majors im Osten des Landes, aufsucht. Kurz vor seinem Ziel trifft er eine stolze Frau in Männerkleidern, eben Brigitta Marosheli. Sie weist ihm den Weg zum Schloß des Majors.
2. Kapitel: Das Steppenhaus
Der Gastgeber ist auf seinem Gut beliebt, geachtet, man vertraut ihm, wie auch unser Erzähler schnell zu alter Vertrautheit zurück findet. So erzählt der Major, dass er hier das Glück gefunden habe das er früher vergeblich gesucht. Sollte diese Tatsache mit dem Bild des hässlichen Mädchens zusammenhängen, das in seinem Schreibzimmer steht?
Gömör, ein Freund des Majors berichtet, dass dieser sich erst in neuerer Zeit um seine Güter kümmere und dass Brigitta Marosheli seine Nachbarin sei, eine tatkräftige Dame, von der alle in der Nachbarschaft lernen. Erst als Brigitta eines Tages totkrank darniederliegt, beginnt der Major sie zu beachten, pflegt sie aufopferungsvoll und bis heute gehe seine Fürsorge für die alternde, hässliche Frau, über das normale Maß einer Freundschaft weit hinaus. Wegen der mangelnden Schönheit Brigittas, habe ihr Mann sie frühzeitig verlassen. Allein mit Gustav, einem außergewöhnlich schönen Sohn, verwalte sie das Gut, wie ein Mann.
3. Kapitel: Steppenvergangenheit
Erst jetzt wird die Geschichte von Brigitta rückblickend erzählt. Der Leser erfährt, dass sie als hässliches Kind geboren, selbst von Ihrer Mutter abgelehnt, stets hinter ihre Schwestern zurückgestellt wurde. Ihrer inneren Schönheit begegnet Ihre Umgebung mit Gleichgültigkeit; auch sie selbst vermag ihren wahren Wert nicht zu erkennen. Stephan Murai, ein gefragter Heiratskandidat begegnet ihr mit auffallendem Respekt, er übersieht sogar andere, schönere Frauen was Brigitta so erschüttert, dass sie ihn bittet, nicht um sie zu werben. Ihre eigene Hässlichkeit würde erfordern, dass seine Liebe über ein normales Maß hinaus gehen und sie absolute Treue verlangen müsse. Die Liebe zwischen den Beiden entwickelt sich aber stark, Brigitta fühlt sich von Stephan erkannt. Es kommt zur Hochzeit und ein Jahr später wird der gemeinsame Sohn Gustav geboren. Die beiden verstehen sich prächtig; Stephan bleibt einfühlsam und zärtlich.
Das Paar lebt damals in der Stadt, zieht jetzt aufs Landgut, wo Stephan der leidenschaftlichen Gabriele begegnet, einer wilden, natürlichen Schönheit. Obwohl sie sich öfters treffen kommt es nur einmal zur Umarmung, was für Brigitta Grund genug ist, sofort die Scheidung einzureichen. Murai verlässt die Seinen aber nicht ohne sie finanziell abzusichern.
Brigitta übernimmt gemeinsam mit ihrem Sohn das Gut Marosheli: Es gelingt ihr der öden Steppe Fruchtbarkeit abzuringen. Sie wird zum Vorbild der ganzen Region.
4. Kapitel: Steppengegenwart
Inzwischen ist dem Erzähler längst aufgefallen mit welchem Respekt sich der Major und Brigitta begegnen. Wie ruhig, heiter und vertraut ihre Gespräche abzulaufen pflegen. Es ist ihm klar geworden, dass ein Liebesverhältnis der beiden nur dadurch nicht offenkundig wird, weil sie sich einer tiefen Freundschaft beugen.
Am Beginn des Winters wird Gustav von einem Rudel hungriger Wölfe angegriffen. Der Major kann ihm zu Hilfe eilen. Der Junge ist aber verletzt worden und aus einer tiefen, doch harmlosen, Bisswunde strömt das Blut. Gustav, ins Haus gebracht, fällt in Ohnmacht.Am nächsten Morgen, als sich seine Mutter und der Major erleichtert in die Arme fallen, sind sowohl der Erzähler als auch Gustav, der gerade die Augen öffnet, Zeugen dieser Versöhnungsgeste. Unter Tränen verzeihen sich die beiden und eröffnen dem Erzähler, dass der Major der verstossene Stephan Murai und Gatte und Vater von Gustav ist. Gustav ist glücklich, dass der von ihm hochverehrte Major sein Vater ist.
Zusammenfassung
Brigitta ist mehr als eine Liebesgeschichte. Sie schildert auch und vor allem, wie zwei Menschen, die Frau durch harte Tätigkeit und Sorge um ihren Sohn, der Mann nach langem Umherirren, bei gemeinsamer Arbeit und Sorge um Bodenmelioration und Agrarreform zunächst in Freundschaft zusammenleben können um dann 15 Jahre nach ihrer Eheschließung durch ein erregendes Ereignis, in verzeihenden Liebe wieder zueinander finden. Es wird symbolisch das Wölfische besiegt, die Steppe fruchtbar gemacht und das triebhafte Begehren veredelt.
Dabei schildert der Erzähler die Pußta in der abendlichen Sonne so meisterhaft, dass es nicht schwer wird zu glauben, dass Adalbert Stifter lange geschwankt hat, ob er Maler oder Dichter werden solle.
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