Georg Büchner geb. am 17.Oktober 1813 in Goddelau (Hessen), gestorben am 18.Februar 1837 in Zürich war Mediziner, Naturwissenschaftler und Dichter. Seine fragmentarische Erzählung „Lenz“ erschien erst nach seinem Tod 1839.
Als Georg Büchner, einer der bedeutendsten deutschen Literaten des sogenannten „Vormärz“ im Jahr 1837 mit nur 23 Jahren an Typhus starb, war seine Erzählung „Lenz“ noch gar nicht erschienen. Sie kam erst 2 Jahre später als eine Art Fragment in der Zeitschrift „Telegraph für Deutschland“ heraus. Trotzdem gibt es Belege dafür, das Büchner sie schon 1835 schrieb. Der Titel „Lenz“ stammt nicht vom Autor selbst sondern vom Herausgeber der Zeitschrift.
Die Handlung
Die Geschichte beruht auf einen Tatsachenbericht des evangelischen Pfarrers, Pädagogen und Sozialreformers Johann Oberlin, über seine Begegnung mit dem deutsch-baltischem Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz. Der unter fortschreitender Schizophrenie leidende junge Mann hatte 20 Tage im Haus des Geistlichen und seiner Familie verbracht, bis sein Gesundheitszustand so schlecht wurde, dass sein Aufenthalt abgebrochen werden musste. Oberlin verfasste über diese Tage einen sehr detaillierten Bericht, in dem er zu erklären sucht, warum seine Bemühungen um Lenz am Ende scheiterten. Über seinen Freund, den elsässischen Dichter und Literaturforscher August Stöber bekam Büchner fast 50 Jahre nach Entstehung des Berichtes ihn ganz zufällig in die Hände. Er wurde von diesem Bericht zu seiner Geschichte inspiriert. Büchner übernahm dabei Teile des Berichtes wortgetreu und stützte sich außerdem auch auf einige Briefe, die Lenz in dieser Zeit verfasste und die erhalten geblieben waren.
Im Jahr 1778 wandert Jakob Lenz durch die Bergwelt der Vogesen. Ängste und Wahnvorstellungen plagen ihn schon seit einiger Zeit und auch auf seiner Wanderung leidet er unter Bewusstseinsstörungen und Angstzuständen. Sein Arzt hat ihm empfohlen, im Notfall Pfarrer Oberlin, einen literaturbegeisterten gütigen Geistlichen in Waldbach aufzusuchen. Dieser nimmt ihn bei sich auf und zuerst scheint es auch so, als würde der kranke junge Mann in der angenehmen Umgebung Ruhe und Frieden finden und wieder aufblühen. Oberlin ist ihm Freund und Ersatzvater, niemand kennt ihn hier und die Pfarrersfamilie umgibt ihn mit Wärme und Freundlichkeit. Häufiger begleitet Lenz den Pfarrer auf seinen seelsorgerischen Besuchen in der Gemeinde.
Er findet zunehmend Halt im Glauben, liest in der Bibel und hält sogar einmal anstelle des Pfarrers die Predigt. Aber die gute Zeit endet jäh, als sein Arzt und Freund Christof Kaufmann und seine Braut ihn besuchen kommen. Kaufmann bringt Briefe vom Vater des Dichters, einem sehr despotischem Mann mit, der den Sohn auffordert, umgehend ins Elternhaus zurückzukehren. Zusätzlich dazu schockiert Lenz eine Episode, die er erlebt, als er zufällig eine Nacht in einer einsamen Hütte verbringt, in der eine alte Frau und ein verwirrter kranker Mann mit ihrer geisteskranken Tochter leben , der auch ein gerade anwesender Wunderheiler nicht zu helfen vermag. Oberlin ist gerade auf Reisen, als Lenz vom Tod der jungen Friederike erfährt, der ihn erneut in tiefe seelische Abgründe stürzt.
Er verhüllt sich in Lumpen, bedeckt das Gesicht mit Asche und pilgert zum Sterbeort des Mädchens, um für dessen Auferstehung zu beten. Als seine Gebete versagen flieht Lenz völlig verstört wieder ins Gebirge und beginnt nach und nach immer mehr, an der Existenz Gottes zu zweifeln. Als Oberlin zurück kommt, kann er den jungen Lenz als Mentor, väterlicher Freund und geistlicher Beistand kaum noch erreichen und fühlt sich von der Krankheit des Schützlings zunehmend überfordert. Auf seinen Vorschlag, der junge Mann solle vielleicht doch lieber nach Hause zurückkehren, reagiert Lenz mit völliger Verstörung und einem sich dramatisch verschlechterten Gesundheitszustand. Er verfällt in Lethargie, in schwerste Depressionen und unternimmt mehrere erfolglose Selbstmord-Versuche. In seinen schizophrenen Wahnvorstellungen behauptet er sogar, seine ehemalige Geliebte aus Eifersucht ermordet zu haben. Schließlich sieht Oberlin keine Möglichkeit mehr, dem Schützling zu helfen. Er entschließt sich, ihn nach Straßburg in eine Klinik zu bringen.
Neben der der sehr eindringlichen und tiefgehenden Schilderung des dramatischen Verlaufes einer Geisteskrankheit, geht es dem Mediziner, Naturwissenschaftler, Dichter und Revolutionär Büchner aber auch um seine eigene Haltung gegenüber der Politik, der Literatur, dem Leben überhaupt. Das wird besonders in dem Teil der Geschichte deutlich, in dem es zu einem Streitgespräch zwischen Christof Kaufmann und Lenz kommt. Kaufmann ist Anhänger des Idealismus in der Kunst und Lenz vertritt die gegensätzliche Ansicht, dass sie nicht dazu da wäre, die Wirklichkeit zu verklären, sondern dazu, sie so darzustellen, wie sie tatsächlich ist. Hier lässt Büchner seine Figur Lenz ganz gezielt seine eigene anti-idealistische Kunsttheorie verteidigen.
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