Die Wahlverwandtschaften – Inhaltsangabe / Zusammenfassung

Johann Wolfgang von Goethe hat den Roman „Die Wahlverwandtschaften“ im Jahr 1809 veröffentlicht. Er spielt überwiegend auf einem Landgut zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Charlotte und Eduard heiraten und bekommen Gäste

Charlotte und Eduard waren vor langer Zeit ein Paar. Erst nachdem sowohl der Ehemann von Charlotte als auch die Gattin von Eduard gestorben sind, können sie heiraten. Sie führen eine harmonische Ehe auf einem abgelegenen Landgut. Die Liebe zwischen beiden ist nicht leidenschaftlich, aber solide. Sie widmen sich der Landschafts- und Gartenpflege. Nach einigen Diskussionen werden Gäste aufgenommen: Eduard lädt seinen Freund Hauptmann Otto ein, Charlotte ihre Nichte Ottilie.

Otto hat seine Arbeit verloren. Er soll bei der Neugestaltung des Parks behilflich sein und erweist sich als tüchtiger Arbeiter mit Fachkenntnissen. Er arbeitet mit Charlotte zusammen. Sie lernen sich besser kennen und finden bald Gefallen aneinander. Ottilie wiederum soll den Haushalt führen. Sie zieht es zu Eduard hin und Eduard zu ihr. Die gegenseitige Zuneigung ist offensichtlich. Charlotte und Otto hingegen versuchen, ihre Gefühle zu verheimlichen und zu unterdrücken. Doch sie gestehen einander schließlich doch ihre Liebe. Charlotte möchte ihre Ehe nicht gefährden und so beschließen sie, ihre Liebe nicht auszuleben. Otto wird eine vielversprechende neue Anstellung angeboten. Er nimmt das Angebot an und geht fort.

Verwicklungen

Charlotte fordert denselben Heroismus, den sie gezeigt hat, auch von Eduard, der sich leidenschaftlich in Ottilie verliebt hat und das weder verbergen kann noch will. Die Lösung des Problems sieht Charlotte darin, Ottilie fortzuschicken. Eduard weigert sich, er hat mit Scheidung spekuliert, da auch er bemerkt hat, dass sich zwischen seiner Frau und seinem Freund eine Beziehung abgezeichnet hat. Eduard will Ottilie auf keinen Fall verlieren. Er verlässt das Landgut, Charlotte und Ottilie bleiben allein zurück. In einem Brief an Charlotte verspricht er, sich nicht mit Ottilie zu treffen. Ihre Trennung macht sowohl Ottilie als auch Eduard schwer zu schaffen. Schließlich teilt Charlotte ihm ihre Schwangerschaft mit. Während sie mit seiner Rückkehr rechnet, verliert er die Fassung, sieht sein Leben zerstört und meldet sich als Freiwilliger, um in den Krieg zu ziehen.

Charlotte bringt ein Kind zur Welt, Eduard kehrt heim

Ottilie bleibt auf dem Landgut und hilft bei diversen Arbeiten mit. Als Charlotte das Kind zur Welt bringt, wird sie von Ottilie unterstützt. Ottilie wird auch die Taufpatin des Kindes sein, das den Namen Otto tragen soll. Eduard kehrt in die Heimat zurück und trifft sich mit dem Hauptmann, der inzwischen den Rang eines Majors erlangt hat. Er unterrichtet den Major von seiner nicht nachlassenden Liebe zu Ottilie und von seinem Wunsch, mit ihr gemeinsam zu leben und Reisen zu unternehmen. Er bittet den Major, Charlotte dazu zu überreden, in die Scheidung einzuwilligen. Eduards Plan besteht darin, dass einerseits er und Ottilie sowie andererseits Charlotte, der Major und das Kind zusammenleben sollen. Der Major äußert Bedenken, willigt jedoch ein, Charlotte Eduards Bitte um Scheidung zu übermitteln.

Dramatische Ereignisse

Im weiteren Verlauf trifft Eduard auf Ottilie, die mit dem Kind unterwegs ist. Er erklärt ihr seine Absichten, er fleht sie an. Dann fällt ihm auf, dass der kleine Otto bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit dem Major aufweist. Aufgrund dieses Beweises für den Ehebruch fühlt er sich bestätigt, dass er zu Ottilie, seine Frau und ihr Sohn zum Major gehören. Ottilie zögert und bittet Eduard um Geduld. Sie macht sich auf den Nachhauseweg und wählt die Abkürzung über den See. Bei der Überfahrt verliert sie die Kontrolle über den Kahn, das Kind entgleitet ihr und ertrinkt. Charlotte erfährt von dem tragischen Tod und der Major kümmert sich um die trauernde Mutter. Im Zuge dessen erzählt ihr von dem Plan und der Bitte Eduards. Charlotte zeigt sich mit einer Scheidung einverstanden. Als der Major fragt, was sie davon hält, mit ihm zu leben, lässt sie die Frage unbeantwortet.

Trauriges Ende

Ottilie hat schwer mit ihrer Schuld zu kämpfen. Sie betrachtet es als Buße, auf eine Beziehung mit Eduard zu verzichten. Um standhaft zu bleiben, geht sie fort. Eduard ist nicht bereit, sich damit abzufinden und arrangiert ein Treffen in einem Gasthof, in dem Ottilie übernachten will. Er stellt sie zur Rede und fordert ein klares Bekenntnis. Sie verweigert es, reist jedoch nicht weiter, sondern zurück zu Charlotte. Eduard folgt ihr, die endgültige Entscheidung Ottilies für ihn bleibt aus. Schließlich leben alle vier wieder auf dem Landgut. Ottilie verfällt in Schweigen und hungert sich zu Tode. Eduard stirbt kurze Zeit später. Charlotte veranlasst, dass er neben Ottilie begraben wird.

Zum Entstehungshintergrund des Werkes

Goethe hat den Roman in den Jahren 1808 und 1809 verfasst. Einige Jahre zuvor hat er Christiane Vulpius geehelicht, jene Frau, die er seit knapp zwanzig Jahren leidenschaftlich liebte und die die Mutter seines Sohnes August war. Es ist bekannt, dass sich Goethe dennoch 1807 zu Christiane Friederike Wilhelmine Herzlieb und bereits seit 1802 stark zu Sylvie von Ziegesar hingezogen fühlte. Sylvie von Ziegesar umschwärmte er in Gedichten und Briefen. Bei beiden handelt es sich um äußerst junge Frauen. Auch die Romanfigur Ottilie ist sehr jung. Goethe hat seine eigenen Erfahrungen in den Roman einfließen lassen. Der Roman macht deutlich, wie stark die Anziehungskraft unter Menschen zu werden vermag und wie wenig sich der Mensch gegen seine Gefühle zur Wehr setzen kann.

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