Der Schimmelreiter – Inhaltsangabe / Zusammenfassung

Die Novelle der Schimmelreiter, von Theodor Storm wurde im April 1888 veröffentlicht. Hierbei handelt es sich um ein Spätwerk des Autors. Hans Theodor Woldsen Storm, wurde am 14. September 1817 in Husum geboren und verstarb kurz nach der Veröffentlichung des Werkes am 4. Juli 1888, in Hanerau-Hademarschen. Der deutsche Lyriker war in seinem bürgerlichen Beruf Jurist.

Im Mittelpunkt der Novelle steht der fiktive Deichgraf Hauke Haien. Die Erzählung geht auf eine Sage zurück. Mit ihr befasste sich der Autor über Jahrzehnte. Im Juli 1886 begann Storm damit die Novelle nieder zuschreiben. Er beendete sein Werk im Februar 1888. Das erste Mal erschien es im April 1888 in der Deutschen Rundschau.

Der Inhalt des Werkes

In der Novelle steht die Lebensgeschichte von Hauke Haien im Mittelpunkt. Sie wird vom Schulmeister eines Dorfes, einem Reisenden im Dorfgasthaus erzählt. Dieser ist zuvor einem Reiter auf einem Schimmel begegnet, der bald darauf im Meer verschwunden ist. Handlungsort der Geschichte, die vom Schulleiter wiedergegeben wird, sind die Deiche in Nordfriesland. Sie spielen eine große Rolle im Leben von Hauke, der am Ende mitsamt Frau und Kind einen tragischen Tod erleidet.

Hauke Haien, ein Sohn eines nordfriesischen Bauern und Landvermessers, ist ein sehr wissbegieriges Kind. Der Junge befasst sich schon früh mit Mathematik und hilft seinem Vater beim Ausmessen und Berechnen der Landstücke. Von seinen Altersgenossen hält er nicht viel. Um die niederländische Ausgabe von Euklids Werken lesen zu können, lernt er die Sprache. Er ist fasziniert von der See und wird nicht müde bis tief in die Nacht hinein, die Wellen zu beobachten, die an dem Damm aufschlagen. Dabei lässt er sich auch nicht von den Geistern vertreiben, die er im Watt zu erkennen glaubt. Er überlegt immer wieder, wie sich die Deiche zum Meer hin flacher anlegen lassen, um sie vor Sturmfluten besser zu schützen.

Hauke tritt in den Dienst des Deichgrafen

Mit 18 Jahren tritt der junge Mann in den Dienst des gutmütigen Deichgrafen, Tede Volkerts ein. Obwohl er als Knecht eingestellt wird, hilft er ihm mehr beim Rechnen und Planen, als sich in den Ställen aufzuhalten. Das wiederum missfällt dem Großknecht Ole Peters. Die Tochter des Deichgrafen, Elke und Hauke fühlen sich zueinander hingezogen. Der Konflikt zwischen Ole und dem jungen Knecht verschärft sich weiter und der junge Mann macht sich auch bei manchem Anrainer unbeliebt.

Bei dem nordfriesischen Winterfest kann Hauke, dank Elkes Eingreifen das Boßeln gewinnen. Ein wichtiges Wettspiel, das ihm zur ersten gesellschaftlichen Anerkennung verhilft. Daraufhin besorgt Hauke einen Verlobungsring und macht Elke bei einer Hochzeit von Verwandten einen Heiratsantrag. Doch die junge Frau will warten, bis der Vater das Amt aufgibt. Es gibt den Plan, dass Hauke, der mittlerweile das Amt des Deichgrafen inoffiziell ausführt, die Hochzeit mit Elke zur rechten Zeit ankündigt und sich sodann als Nachfolger des alten Deichgrafen bewerben soll.

Hauke wird der neue Deichgraf

Der Deichgraf und Haukes Vater versterben binnen kurzer Zeit. Hauke erbt das Haus und das Land seines Vaters. Als der Oberdeichgraf beim Begräbnis über die Nachfolge Volkerts nachdenkt, erzählt ihm Elke von der bevorstehenden Hochzeit mit Hauke und dass sie beabsichtigt ihr Erbe auf ihren künftigen Mann zu übertragen. Denn es darf nur Deichgraf werden, der genug Land als sein Eigentum nennen kann. Hauke verfügt nun nicht nur über genug Grundbesitz, sondern auch über reichlich Erfahrung. So wird der junge Mann zum Deichgraf ernannt.

Der Deichgraf ist den Dorfbewohnern durch sein Pferd unheimlich. Er reitet einen edel aussehenden Schimmel, den er einem seltsamen Durchreisenden, ausgehungert abgekauft und wieder aufpäppelt hat. Bei dem Tier, soll es sich um das wiederbelebte Pferdeskelett, der verlassenen Hallig Jeverssand handeln, das mit dem Kauf von dem Schimmel verschwunden war. Das Tier wird von den Dorfbewohner des Öfteren mit dem Teufel in Verbindung gebracht.

Der neue Deich wird gebaut

Nun setzt Hauke die neue Deichform, mit einem flacheren Profil in die Tat um. Die Dorfbewohner sind dagegen, aber der Oberdeichgraf ist auf seiner Seite. Er lässt vor dem einen Teil des alten Deiches einen neuen bauen. Damit entsteht mehr Ackerfläche für die Bauern. Als diese nach altem Brauch einen lebenden Hund an der Schnittstelle zwischen alten und neuen Damm eingraben wollen, wird das von Hauke verhindert. Zusätzlich bringt er die Dorfbewohner gegen sich auf, weil er bereits große Landstücke in dem neuen Koog besitzt und deshalb von dem arbeitsintensiven Deichbau profitiert.

Der neue Damm hält den Fluten stand

Der neue Damm, den der junge Deichgraf mit seinem Schimmel abreitet, hält allen Stürmen stand. Allerdings scheint der alte Deich marode zu sein, aber Ole Peters beschwichtigt und so beschränkt sich Hauke trotz großer Gewissensbisse lediglich auf ein Flickwerk. Jahre später bricht eine Jahrhundertsturmflut herein und Ole Peters als Bevollmächtigter, will den neu erbauten Damm duchstoßen lassen. Man erhofft sich davon, dass sich das Wasser in den neuen, noch nicht bewohnten Koog ergießen werde und dadurch der alte Deich gerettet sei. Hauke kann das verhindern, allerdings bricht der alte Damm darauf endgültig. Elke fährt in jener Nacht zusammen mit Wiebke, der geistig zurückgebliebenen Tochter in Richtung Deich. Hauke muss mit ansehen, wie durch den Dammbruch die Wassermassen seine Frau und das Kind unter sich begraben. Außer sich vor Verzweiflung stürzt sich der Deichgraf in die tosenden Fluten und ruft: “ Nimm mich Gott und verschon die anderen!“

Die Geschichte des Schulmeisters endet hier, er erzählt noch, dass sich damals alle Einwohner des Dorfes einig gewesen wären, das Pferdeskelett nach dessen Tod wieder auf der Hallig gesehen zu haben. Der neue, von Hauke erbaute Deich würde den Fluten immer noch standhalten, obwohl sich die Geschichte bereits vor ungefähr hundert Jahren zugetragen haben soll.

Ort und Zeit der Erzählung

Die erste Erzähl-Ebene spielt um das Jahr 1888, die zweite um 1820 und die Geschichte um Hauke Haien von 1732 bis 1756. Den Hintergrund bilden die Hattstedtermarsch und der Hattstedter „Neue Koog“.

Eine Interpretation der Novelle

Hauke ist einerseits mitfühlend und liebevoll, er rettet dem Hund das Leben. Anderseits ist er voller Hass und aggressiv. In seinem Zorn erwürgt er einen Angorakater mit bloßen Händen. Er stürzt sich fortan in Arbeit und will die Natur beherrschen. Zu Frau und Kind ist er allerdings ein liebevoller Ehemann und Vater. Er kümmert sich auch um seinen Knecht Iven, nachdem dieser vom Schimmel umgestoßen wird. Bei ihm handelt es sich um einen Menschen, in dem zwei Seelen wohnen.

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