Inhaltsangabe: Juli Zeh – Corpus Delicti
Juli Zehs 2009 veröffentlichter Roman Corpus Delicti – Ein Prozess ist ein spannender Zukunftsroman, der Sie garantiert bis in die späten Abendstunden fesseln wird. Der Roman spielt in Deutschland des 21. Jahrhunderts und handelt von einer Gesellschaft, in der die körperliche Unfehlbarkeit oberstes Gebot hat und von einem diktatorischen Rechtssystem rigoros kontrolliert wird.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht die zunächst methodengetreue Protagonistin Mia Holl, die nach dem Suizid ihres Bruders das System in Frage zu stellen beginnt und aufgrund dessen zur Staatsfeindin erklärt wird. In einem bereits im Vorfeld entschiedenen Prozess wird Mia schließlich als schuldig befunden und zum >>Einfrieren auf unbestimmte Zeit< verurteilt. Anschließend werden in einem Rückblick Mias Beweggründe näher beleuchtet, die sie von einer methodentreuen Bürgerin zu einer systemkritischen Rebellin haben werden lassen.
Der Roman setzt im Folgenden zu dem Zeitpunkt an, als Mia um ihren verstorbenen Bruder trauert, der laut eigener Aussage zu unrecht verurteilt wurde. Der Suizid des Bruders lässt Mia in ein emotionales Loch fallen, was dazu führt, dass diese ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann und dabei versäumt, gesetzlich vorgeschriebene Schlaf- und Ernährungsberichte, sowie Blutdruckmessungen und Urintests bei der entsprechenden Behörde einzureichen. Anschließend wird Mia vom zuständigen Gericht zu einem Klärungsgespräch eingeladen, in dem sie ihre Versäumnisse rechtfertigen soll.
Im Rahmen des Klärungsgespräches gibt Mia dem Gericht zu verstehen, dass sie sich aufgrund des Suizids des Bruders nicht mehr dazu in der Lage sah, ihren Verpflichtungen ordnungsgemäß nachzukommen. Eine seitens des Gerichts angebotene psychologische Beratung lehnt Mia zu diesem Zeitpunkt ab, verspricht dem Gericht aber in Zukunft die Regeln des Systems strikt zu befolgen.
Zu diesem Zeitpunkt hat sich Mia bereits vollkommen vom bestehenden System abgewandt. Ein Schlüsselmoment dafür war die letzte Begegnung mit ihrem Bruder Moritz, der Mia eine fiktive Figur übergab, die er seine ideale Geliebte nannte und in der seine Ideale der Freiheit, Liebe, Lust und Selbstbestimmung weiterleben sollten.
Die nächste Zeit verbringt Mia damit in Erinnerungen zu schwelgen, die sie mit ihrem Bruder verbrachte. Sie denkt dabei vor allem an die Momente, in denen sich gemeinsam mit Moritz außerhalb des Hygienegebiets an einer Lichtung traf, um Zigaretten zu rauchen und um über ein alternatives selbstbestimmtes Leben zu sinnieren.
Um die Gefühle, die mit diesen Erinnerungen einhergehen zu intensivieren, zündet sich Mia in ihrer Wohnung eine unerlaubterweise eine Zigarette an, was zur Folge hat, dass der Feueralarm ausgelöst wird.
Infolgedessen wird gegen Mia ein Strafprozess eröffnet. Dabei wird ihr der systemkritische Pflichtverteidiger Lutz Rosentreter zugewiesen. Dieser führt einen persönlichen Kreuzzug gegen das System, da ihm aufgrund von Inkompatibilität nicht gewährt wird die Frau zu heiraten, in die er leidenschaftlich verliebt ist. Von Rosentreter erfährt Mia darüber hinaus, dass ihr Bruder bereits seit längerer Zeit vom Methodenschutz beobachtet wurde. Aufgrund der radikalen Prozessführung von Rosentreter wird Mia schließlich zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt.
Währenddessen warnt der Starjournalist Krämer, den Mia insgeheim für den Suizid ihres Bruders verantwortlich macht, in einer Talk-Show des TV-Moderators Würmer vor der Gefahr, die für das System seitens der Anti-Methodisten ausgeht. Dabei nimmt er deutlichen Bezug zu Mia und stilisiert diese zu einer Staatsfeindin.
Kramer setzt seine Offensive in einem ausführlichen Zeitungsartikel fort und warnt dabei vor möglichen terroristischen Anschlägen, die sich zukünftig gegen das System richten würden. Im Rahmen seines Artikels bezichtigt Kramer auch Mias Bruder Moritz als Terroristen. Dabei stützt er sich vor allem auf Aussagen Mias, die jene über ihren Bruder äußerte.
Infolgedessen wird Mia erneut der Prozess gemacht. Während der ersten Verhandlung beteuert Mia ihre Treue zum System, gibt aber zudem deutlich zu verstehen, dass das System nicht unfehlbar sei. Darüber hinaus gelingt es Rosentreter nachzuweisen, dass Moritz zu unrecht des Mordes verurteilt wurde. Als Kind erkrankte Mias Bruder nämlich an Leukämie, weshalb er eine Stammzellentransplantation erhielt. Der tatsächliche Mörder war demnach der Spender Hanemann.
Daraufhin bleibt dem Gericht keine andere Möglichkeit als Mia freizusprechen. Dem Rat Rosentreters sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen, folgt Mia nicht. Anstatt dessen sucht sie das Gespräch zu Kramer und bittet diesen um ein Interview. Mia ist mittlerweile der festen Überzeugung, dass das System unzulänglich ist und diktiert aus diesem Grund dem Starjournalisten ein systemkritisches Manifest, mit dem sie auf die Missstände hinweisen will. Infolgedessen stürmt der Methodenschutz Mias Wohnung und nimmt diese in Gewahrsam.
Unter der Bevölkerung findet Mias Manifest großen Zuspruch. Mia wird von verschiedenen Widerstandsbewegungen als Galionsfigur instrumentalisiert und mehrere Zehntausend Bürgerinnen und Bürger demonstrieren auf offener Straße für ihre Freilassung. In einem Fernsehauftritt beteuert Kramer die >>infektiösen Gedanken< als wahren Feind des Systems, dem gesetzestreue Bürgerinnen und Bürger unnachgiebig den Kampf ansagen müssen.
Anschließend besucht Kramer die in Untersuchungshaft sitzende Mia und legt dieser ein bereits im Vorfeld vorgefasstes Geständnis vor. Der Starjournalist gibt der Staatsfeindin unmissverständlich zu verstehen, dass der einzige Weg in die Freiheit nur dann erfolgen kann, wenn Mia einräumt, zusammen mit ihrem Bruder Moritz zu einer Widerstandszelle gehört zu haben, die das System zu stürzen beabsichtigt. Mia weißt dieses Angebot jedoch ab, worauf Krame die Zelle verlässt.
Als der Prozess schließlich eröffnet wird, legt die Staatsanwaltschaft gefälschte Beweise vor, die Mia belasten sollen. Darunter manipulierte Kameramitschnitte und Aussagen des früheren TV-Moderators Würmer, der mittlerweile ebenfalls in Untersuchungshaft sitzt. Da die Aussagen und gefälschten Beweise nicht ausreichen um Mia endgültig zu verurteilen, wirft die Staatsanwaltschaft während der Schlussverhandlung der Angeklagten erfundene Verbrechen vor, die letztendlich zu Verurteilung führen.
Laut Urteil soll Mia auf unbestimmte Zeit in einer speziellen Kammer eingefroren werden. Da Mia aber in der Bevölkerung mittlerweile hohes Ansehen genießt und großen Zuspruch von der Bevölkerung erfährt, lässt das Gericht Gnade vor Recht walten und begnadigt Mia kurz vor Vollstreckung des Urteils. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass Mia als Märtyrerin in die Geschichte eingeht und womöglich durch ihre Verurteilung einen Umsturz des Systems herbeiführt. Infolgedessen soll Mia dauerhaft psychologisch betreut und zu einer systemtreuen Bürgerin umerzogen werden.
In Juli Zehs Dystopie Corpus Delicti wird das Bild eines Systems gezeichnet, dass durch diktatorische Vorgehensweisen die Gesellschaft gleichzuschalten versucht. Jegliche Freiheit, Individualität und Selbstbestimmung wird den Menschen auf diese Weise geraubt. Zeh appelliert mit ihrem Roman an die heutigen Menschen, stets den Mut aufzuweisen, um gegen freiheitsraubende Systeme, die den Menschen unterdrücken, anzukämpfen. Wenn Sie sich also nach einem Roman sehnen, der gesellschaftskritisch ist und die an die Selbstbestimmung eines jeden Menschen appelliert, dann sollte dieses Werk unbedingt in Ihrem Bücherschrank stehen. Bestellen Sie den Roman daher am besten gleich jetzt und überzeugen Sie sich selbst von der Tiefe und dem Erkenntnisreichtum. Wir wünschen Ihnen beim Lesen die größte Freude.
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