Nachdem Michael Gerard Bauers Roman „Running man“ 2004 in seinem Heimatland Australien veröffentlicht wurde, erschien er 2007 auch in Deutschland. Der Roman setzt ein Zeichen gegen Vorurteile und erzählt die Geschichte des vierzehnjährigen Joseph Davidson, der bis in seine Träume vom „Running Man“ verfolgt wird. Erst mit der Freundschaft zu seinem Nachbarn Tom scheint sich nicht nur für diesen einiges zu ändern.
Das Kunstprojekt
Joseph lebt mit seiner Mutter in der australischen Stadt Ashgrove. Hier lebt auch ein eigenartiger Mann mit verschlossenem Blick und heruntergekommenem Aussehen, der durch die Straßen rennt und eine unerklärliche Bedrohung ausstrahlt – der „Running Man“. Seit Joseph in seinen frühen Schuljahren eine unheimliche Begegnung mit diesem hatte, verfolgt der „Running Man“ ihn bis in seine Albträume. Auch noch als Jugendlicher.
Als Joseph in der Schule für ein Kunstprojekt ein Portrait anfertigen soll, beschließt er, entgegen dem Rat seiner Mutter, seinen fünfzigjährigen Nachbarn Tom Leyton zu zeichnen. Über diesen wird in der Stadt viel geredet und es gibt üble Gerüchte über ihn, obwohl niemand konkret zu wissen scheint, warum er so zurückgezogen lebt oder was er Schlimmes erlebt hat.
Dem Schüler ist klar, dass es beim Zeichnen um mehr als nur das Äußerliche und Oberflächliche geht. Man muss das Wesentliche einfangen. Dennoch gelingen ihm zu Anfang nicht mehr als einige nichtssagende Skizzen, während die bedrückende Stimmung im Haus der Leytons auf sein Gemüt drückt.
Die Schicksalsschläge von Tom Leyton und des „Running Man“
Mit der Zeit verstehen sich Joseph und Tom immer besser. Durch Toms Leidenschaft für seine Seidenraupenzucht, die er auf Joseph überträgt, schließen sie schon bald eine zaghafte Freundschaft, in der sie sich ihre Geheimnisse anvertrauen. Auf diese Weise erfährt Joseph von den schrecklichen Dingen, die Tom während seiner Zeit im Vietnamkrieg erlebt hat, während er selbst Tom von seiner Angst vor dem „Running Man“ und seinen Albträumen erzählt.
Tom versucht, Joseph seine Vorurteile über den heruntergekommenen Mann zu nehmen. Er vermutet, dass dieser lediglich auf der Flucht vor eigenen schlimmen Erlebnissen ist und nur durch seine andauernde Jagd durch die Straßen diesen entkommen könne. Während der „Running Man“ seine eigenen Ängste und Sorgen so nach außen trägt, hat sich Tom hingegen von der Welt und den Menschen zurückgezogen, um zu versuchen, in seiner Isolation mit der Schuld, dass er im Vietnamkrieg einen unschuldigen Jungen ermordet hat, klarzukommen.
Joseph gelingt es, Tom ins Leben zurückzuführen und ihn aus dessen Isolation zu locken. Durch ihn durchbricht Tom seinen Selbsthass. Später erfährt Joseph in einer alten Zeitung zudem von dem Schicksalsschlag, der den „Running Man“ ereilt hat und kann sich dadurch dessen Verhalten erklären. Seine ursprüngliche Angst vor dem seltsamen Mann verschwindet und wird zu Zuneigung und Mitgefühl für diesen.
Das traurige Ende einer Freundschaft
Nachdem Joseph und seine Mutter von dem Erdrutsch erfahren, den es am Arbeitsort seines Vaters gegeben hat, sind sie in Sorge um diesen. Tom gelingt es nicht, Joseph aufzumuntern und will ihm schließlich nicht nur seine Freundschaft beweisen, sondern auch, dass es Wunder geben kann. Er hängt die goldenen Kokons seiner Raupen an den Baum vor Josephs Fenster, die dieser am nächsten Morgen voller Wunder entdeckt. Allerdings entdeckt er auch Tom, der von der Leiter gefallen ist und im Sterben liegt. Joseph erfährt, dass sein Vater dem Unglück entkommen ist.
Joseph fühlt sich wegen Toms Tod schuldig, doch dessen Schwester Caroline ist der festen Überzeugung, dass er ihm viel mehr das Leben gerettet habe. Auf der Beerdigung von Tom hat Joseph sein Porträt von Tom fertiggestellt. Zudem hat er keine Albträume mehr vom „Running Man“.
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