Jonathan Swift hat den Roman „Gullivers Reisen“ im Jahr 1726 veröffentlicht. Die Handlung des Romans spielt sich im Zeitraum zwischen 1699 und 1715 ab. Die Handlungsorte wechseln. In vier Teilen werden die Reisen von Lemuel Gulliver an verschiedene fiktive Orte der Welt geschildert.
Teil 1: Gullivers Reise nach Liliput
Lemuel Gulliver heuert auf einem Schiff als Arzt an. Als das Schiff in ein Unwetter gerät, besteigt er ein kleines Boot. Das Schiff geht unter und Gulliver gelingt es, sich an eine unbekannte Insel zu retten. Dort schläft er vor lauter Erschöpfung ein. Beim Wiedererwachen muss er feststellen, dass er gefesselt ist. Auf seinem Körper klettern winzige Kreaturen herum. Sie schaffen ihn in ihre Stadt und halten ihn in Gefangenschaft. Die Bitte um Freilassung wird Gulliver zunächst verwehrt.
Erst als er sich bereit erklärt, den Liliputanern im Falle eines Krieges beizustehen, wird er vom Kaiser freigelassen. Gulliver bleibt auf der Insel und lernt die Bewohner und ihre Probleme kennen.
Zwei größere Probleme erschweren das Leben auf der Insel. Zum einen befinden sich zwei Gruppen deshalb in einem Konflikt, weil die eine Gruppe Schuhe mit ein wenig höheren Absätzen trägt als die andere und weil der Kaiser entschieden hat, nur Menschen aus der Gruppe mit den niedrigeren Absätzen einzustellen. Zum anderen droht Gefahr durch Invasoren von der Insel Blefuscu. Die Zwietracht zwischen den beiden Völkern rührt daher, dass einst verfügt wurde, dass ein Ei ausschließlich am spitzen Ende zu öffnen sei. Aus Protest ist damals ein Teil der Bevölkerung nach Blefuscu ausgewandert. Gulliver kommt seinem Versprechen nach und unterstützt die Liliputaner. Aufgrund eines so übermächtigen Gegners geben die Bewohner von Blefuscu auf.
Gulliver beschreibt die sonderbaren Bräuche auf der Insel. Dann wird er wegen Verrichtung der Notdurft in der Öffentlichkeit angeklagt und die Liliputaner beschließen, dass er den Hungertod sterben soll. Gulliver flieht auf die Insel Blefuscu. Schließlich kann er von dort dank der Hilfe eines Engländers die Heimreise antreten.
Teil 2: Gullivers Reise nach Brobdingnag
Gulliver ist noch nicht lange zu Hause, als er sich erneut auf eine Seefahrt begibt. Abermals kommt es zu einem Unwetter. Das Schiff gerät vom Kurs ab und landet auf einer fremden Insel namens Brobdingnag. Gulliver begibt sich mit einigen Besatzungsmitgliedern sogleich auf eine Erkundungstour. Als er sich ein wenig absondert und einige Zeit allein umhergeht, muss er bemerken, dass seine Kameraden mit dem Beiboot bereits wieder zum Hauptschiff unterwegs sind. Sie flüchten vor einem Riesen. Die Insel ist durchwegs von Riesen bewohnt. Gulliver gerät in Bedrängnis und kann Unterschlupf bei der Familie eines Landwirtes finden.
Er freundet sich mit dessen Tochter an. Sie trägt den Namen Glumdalclitch und macht ihn mit den Eigentümlichkeiten der Bewohner vertraut. Gulliver begleitet das Familienoberhaupt auf den Markt und führt dort Kunststücke zum Zweck der Unterhaltung der Riesen vor. Als die Königin von dem zwergenhaften Besucher erfährt, ist sie so angetan, dass sie ihn dem Landwirt abkaufen will. Gulliver setzt zumindest durch, dass er am Hofe nicht allein bleiben muss und gemeinsam mit Glumdalclitch seine Zeit verbringen darf.
Probleme stellen sich ein, als ein dort schon länger ansässiger Zwerg Gulliver als Konkurrenten erachtet und mit verschiedensten Methoden erbittert bekämpft. Vor allem gegen große Tiere muss sich der winzige Gulliver zur Wehr setzen. Doch er überlebt. Zwischenzeitlich lernt er den König näher kennen und wird von diesem über seine Heimat England befragt. Als Gulliver über die zu Hause herrschenden Sitten und Gebräuche, über die religiösen Vorstellungen und Riten sowie über die politischen Institutionen berichtet, zeigt sich der König entsetzt. Schließlich wird Gulliver am Strand in einer Schachtel abgesetzt. Ein Vogel packt die Schachtel, fliegt über das Meer damit und lässt sie fallen. Durch eine glückliche Fügung kann Gulliver gerettet werden und nach Hause zurückkehren.
Teil 3: Gullivers Reisen nach Laputa, Balnibarbi, Glubbdubdrib, Luggnagg und Japan
Gulliver tritt erneut eine Schiffsreise an, bei der er einen Piratenangriff miterleben muss, der mit seiner Aussetzung endet. Gulliver gelangt zu einer Insel, über der eine weitere Insel schwebt. Diese schwebende Insel – die Insel Laputa – scheint dicht bevölkert zu sein. Gulliver macht durch Rufen auf sich aufmerksam und kann sich schließlich an einer Kette zu der Insel hochziehen. Die Insulaner kommunizieren auf sehr sonderbare Weise miteinander. Gulliver wird darüber informiert, dass sie nur zu sprechen und zuzuhören vermögen, wenn sie von speziell dafür eingestellten Gehilfen Hiebe auf Mund und Ohren erhalten. Laputa wird mittels eines Magneten bewegt. Die Insel wird bisweilen genau über die Insel Balnibarbi geführt und dort angehalten, um deren Bewohnern das Sonnenlicht zu rauben.
Gulliver beginnt, sich zu langweilen und macht einen Ausflug nach Balnibarbi. In der Hauptstadt besucht er Lord Munodi. Dieser berichtet, dass auf der Insel in einer eigens eingerichteten Akademie das ehrgeizige Projekt verfolgt wird, nicht nur die Wissenschaften, sondern auch die Handwerkskünste und die Sprache von Grund auf zu reformieren. Da sich dieses Projekt jedoch schwieriger gestaltet als erwartet, geht es der Insel nicht gut. Gulliver besucht die Akademie und macht Bekanntschaft mit eigenwilligen Vorhaben. So wird hier z.B. daran gearbeitet, Fäkalien in Nahrung zu verwandeln oder ein Haus von oben nach unten zu errichten.
Gulliver zieht weiter zur Insel Glubbdubdrib. Dort verfügt der Inselherrscher über die Fähigkeit, bereits verstorbene Menschen wieder auftauchen zu lassen. Gulliver darf sich eine Person aussuchen. Er entscheidet sich für Alexander den Großen, der auch erscheint. Andere berühmte Persönlichkeiten folgen nach. Daraufhin besucht Gulliver die Insel Luggnagg und erfährt von der Existenz der unsterblichen Struldbrugs. Auch wenn ihnen der Tod erspart bleibt, müssen die Unsterblichen ein erbärmliches Leben führen, da sie den Begleiterscheinungen des Alters ausgeliefert sind. Ab einem gewissen Alter vegetieren sie nur noch dahin. Sie vergessen alles, ein Gespräch ist mit ihnen nicht mehr möglich. Niemand beneidet sie um ihre Unsterblichkeit. Über Japan steuert Gulliver wieder seine Heimat an.
Teil 4: Gullivers Reise in das Land der Houyhnhnms
Gulliver packt erneut die Abenteuerlust. Als Kapitän eines Schiffes ist er jedoch mit einer Meuterei konfrontiert, die darin gipfelt, dass er allein auf einer Insel ausgesetzt wird. Dort trifft er auf hässliche Kreaturen, die ihn angreifen. Zwei Pferde eilen ihm zu Hilfe. Gulliver wird zu einem Haus gebracht, das von Pferden – den Houyhnhnms – bewohnt wird. In einem Gehege sind einige der hässlichen, wilden Kreaturen eingesperrt, die „Yahoos“ genannt werden. Gulliver erkennt, dass es sich um Menschen handelt und dass sich hier die Pferde Menschen halten. Gulliver berichtet dieser besonderen Pferdeart davon, dass es sich da, wo er herkommt, genau umgekehrt verhält. Zwei Jahre verbringt Gulliver bei den Houyhnhnms. Er berichtet ihnen vom Krieg Englands gegen Frankreich und erklärt ihnen, was ein Soldat ist und was er macht.
Die Houyhnhnms leben auf ganz andere Weise als die Menschen. Kriege und Soldaten sowie politische Auseinandersetzungen und Feindschaft sind ihnen fremd. Sie sind kultiviert, orientieren sich an der Vernunft und pflegen die Freundschaft. Anders als die von ihnen unterworfenen Yahoos kennen sie das Böse nicht. Im Laufe der Zeit entdecken die Houyhnhnms immer mehr Ähnlichkeiten zwischen den Yahoos und Gulliver und einige kritisieren, dass er wie ein Houyhnhnms behandelt wird. Schließlich wird er gebeten, die Insel zu verlassen.
Gulliver fährt zwar ab, will jedoch noch nicht nach Europa, da es sich bei den Europäern um Yahoos handelt und da er mittlerweile nicht mehr viel von ihnen hält. Er schiebt die Heimfahrt auf und steuert eine Insel an. Dort wird er von den Inselbewohnern angegriffen. Als sich die Gelegenheit zur Flucht und Rückkehr ergibt, zögert Gulliver. Nur widerwillig tritt er die Heimreise an. Zu Hause findet er sich nicht mehr zurecht. Selbst seine Familie wird ihm mehr und mehr fremd. Er zieht die Gesellschaft seiner Pferde vor.
Resümee
In meisterhafter satirischer Überhöhung zeigt Swift, dass die Menschen zwar von ihrem Status als „Krone der Schöpfung“ überzeugt sind, dass sie aber als vernunftbegabte Wesen letztlich nur wenig von der Vernunft Gebrauch machen. Die politischen Normen und die gesellschaftlichen Gepflogenheiten, von denen die Menschen so viel halten, werden von Swift der Lächerlichkeit preisgegeben. Menschen führen Kriege, Pferde nicht. Warum sind die Menschen so stolz auf sich und ihre Welt? Die Houyhnhnms vermeiden die Fehler der Menschen. Es handelt sich um friedliebende und vernünftige Wesen. Deshalb sind sie den Menschen überlegen.
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