Bei der klassischen Novelle handelt es sich um eine relativ kurze Erzählung, jedoch länger als die Kurzgeschichte. Die Novelle bietet mehr Handlung als eine Kurzgeschichte, aber bei weitem nicht so viel wie ein Roman. Dadurch gibt es etwa auch keine Nebenhandlungen oder Nebencharaktere. Eine Novelle konzentriert sich auf einen einzigen Handlungsstrang und einen oder wenige Hauptcharaktere.
Außerdem dreht sich die Novelle um eine Handlung, die entweder tatsächlich geschehen ist, oder zumindest geschehen könnte. Es ist also kein Märchen, keine Fantasy-Geschichte oder ähnliche komplett fiktionale Erzählung. Dennoch wird nicht einfach nur ein ganz gewöhnlicher Alltag beschrieben, so wie Kurzgeschichten es oft tun, um eine Stimmung darzustellen oder eine Lehre zu erteilen. Die Novelle beinhaltet auf jeden Fall ein Ereignis, eine Wendung und eine spannende Handlung. Es geht um etwas Wichtiges, denn beschrieben wird ein ganz besonderer, knapper Zeitraum, nach dem nichts mehr sein wird wie zuvor. Novellen handeln daher zum Beispiel oft von Wendepunkten in der Geschichte, von Krisensituationen oder dem Höhepunkt eines menschlichen Schicksals.
Das macht eine Novelle aus
Auch die wenigen Charaktere werden nur kurz dargestellt und nicht ausschweifend eingeführt. Die Charaktere erhalten keine umfangreiche Hintergrundgeschichte, sondern lediglich einige wenige Informationen, die ihre für die Handlung wichtigen Eigenschaften darstellen. Sie entwickeln sich in ihrer Persönlichkeit im Laufe der Geschichte nicht, sondern erhalten lediglich den nötigen Umfang an Charakter, um die Ereignisse glaubhaft und nachvollziehbar zu tragen.
Ziel der Novelle ist die Darstellung eines Ereignisses, auf welches sich die Handlung sehr schnell zuspitzt. Das Ziel der Novelle muss schnell erreicht werden, so dass die gesamte Geschichte kurz und deutlich darauf zu führen muss. In ihrem Aufbau gleicht die Novelle dem Drama, jedoch in der nötigen Kurzform: Aus der Krise über den Konflikt zur Wende und danach abklingend in ein mehr oder weniger deutliches Ende. Beide Textformen führen also in der krisenreichen Handlung auf einen Höhepunkt hin und zeigen danach noch kurz, wie es weiter geht, nachdem sich für die Hauptpersonen alles geändert hat. Das bedeutet jedoch nicht, dass es ein klares und deutliches Ende gibt, denn das weitere Leben der Charaktere bleibt meist offen – was auch der kurzen Form des Textes geschuldet ist.
Eine gute Novelle schreiben
Um eine mitreißende und erfolgreiche Novelle zu verfassen, ist nicht nur ein geeignetes Thema wichtige. Als Schriftsteller muss man sich außerdem darauf verstehen, Charaktere kurz und treffsicher zu erschaffen und die Handlung in wenigen Seiten aufzubauen. Wichtig ist dafür also ein klares Ziel, bei dem die Geschichte ankommen sollte und Hauptpersonen, die darauf hin arbeiten. Als Erzähler ist man jedoch nicht Teil der Geschichte, kommentiert sie also nicht, sondern behält den nüchternen Blick von außen bei. So kommt es innerhalb der relativ kurzen Geschichte nicht zu emotionalen Verwirrungen und es bleibt immer deutlich, worum es geht.
Eine Novelle sollte außerdem ein gutes Leitmotiv enthalten, welches sie unverkennbar und individuell macht. Diese Wiedererkennungs-Merkmal kann zum Beispiel ein Ding sein oder eine öfter vorkommende Wortfolge. Durch dieses Symbol kann dem Leser der Zusammenhang in Erinnerung gerufen und der übergreifende Zusammenhang der Ereignisse gezeigt werden.
5 Schreib-Tipps für eine gelungene Novelle
1. Achten Sie darauf, beim erzählen der Geschichte nicht erklärend in die Handlung einzugreifen und beschreiben Sie möglichst keine Gefühle oder Gedanken der Charaktere. Es geht nur um das Berichten des außergewöhnlichen Ereignisses.
2. Konzentrieren sie sich auf einen oder nur sehr wenige Charaktere. Vorkommen sollten nur Personen, die für die Entwicklung des Ereignisses wirklich relevant sind. Auch diese wenigen Personen versorgen Sie nur mit den nötigsten Eigenschaften und Informationen im Sinne der Geschichte.
3. Verzichten Sie auf umfangreiche Rückblenden oder gar das Verweisen möglicher zukünftiger Ereignisse. Bleiben Sie bei der aktuellen Handlung. Ein chronologischer Ablauf ist zwar nicht nötig, aber letztendlich sollte das Verfolgen der Geschehnisse nicht allzu schwierig sein.
4. Je komplexer das Ereignis, desto schlichter sollte die Erzählweise sein. Da es in der Novelle um dieses eine, alles verändernde Ereignis geht, darf es für den Leser nicht in umfangreichen Handlungssträngen unter gehen. Er muss beim lesen ganz deutlich spüren „Jetzt ist es passiert!“.
5. Verstecken Sie keine „unauffällige“ Moral in der Novelle. Es sollte nicht um eine Lehre oder Weisheit gehen, die der Schriftsteller dem Leser vermittelt will. Dadurch bleibt beim Leser oft dennoch ein Moralempfinden zurück, da die Ereignisse ihn geprägt haben.
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